Studie: Fehlende Ausbildungsnachweise erschweren Integration von Flüchtlingen

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Nur selten können Flüchtinge in dem Job tätig sein, in dem sie früher gearbeitet haben. Das liegt auch an fehlenden Zertifikaten. Forscher der Uni Wien appellieren an die Kammern, eine Lösung zu suchen.

Eine aktuelle Studie von Soziologen der Uni Wien zeigt, dass viele Flüchtlinge trotz guter Ausbildung in eher niedrig qualifizierten und schlecht bezahlten Branchen arbeiten. Nur wenige schaffen den Einstieg auf dem Niveau und in dem Feld, in dem sie früher tätig waren.

Für die Studie "Arbeitsmarkintegration von Flüchtlingen in Österreich" hat ein Team um Roland Verwiebe und Bernhard Kittel unter mehr als 1.000 Flüchtlingen, die zwischen 2013 und 2017 ins Land gekommen sind, kurz nach deren Ankunft eine Umfrage durchgeführt. Zusätzlich wurden mit 35 Flüchtlingen, die innerhalb kurzer Zeit Arbeit gefunden haben, qualitative Interviews gemacht. Der Fokus lag dabei auf Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak und Iran.

Die meisten Flüchtlinge arbeiten demnach im Dienstleistungssektor (33 Prozent) oder in der Gastronomie (24 Prozent). Zum Vergleich: Unter österreichischen Staatsbürgern sind 25 Prozent im Dienstleistungssektor und fünf Prozent in der Gastronomie tätig. Ihre Jobs fanden die Befragten vielfach über Netzwerke (37 Prozent über Freunde aus Österreich, 17 Prozent über Freunde und Familie aus demselben Herkunftsland), nur 15 Prozent über das AMS.

"Kammern müssten aktiv werden"

Flüchtlinge brächten oft keine Ausbildungsnachweise mit, weil diese in ihrer Heimat zur Ausübung des Berufs nicht notwendig sind, schreiben die Forscher. "Hier müssten die Kammern aktiv werden und über Wege nachdenken, wie Qualitätsstandards gesichert werden können, ohne prohibitive Hürden in Verfahren aufzubauen", so Verwiebe.

Die aktuelle Situation ist laut den Forschern nicht nur für die Betroffenen "frustrierend und demotivierend", es sei auch ökonomisch eine Vergeudung von Humankapital. Verwiebe kritisiert auch, dass Asylwerber keine Lehre mehr beginnen dürfen.

Zwischen Arbeitsmarktzugang und sozialer und kultureller Integration bestehe ein enger, wechselseitiger Zusammenhang, betonen die Wissenschafter. Statt Wertekursen solle zivilgesellschaftliches Engagement von NGOs, privaten Nachbarschaftsinitiativen sowie lokalen Aktionen in Betrieben und Gemeinden gefördert werden. "Gerade die Kontakte zwischen Einheimischen und Geflüchteten, die durch das Engagement von NGOs gefördert werden, sind entscheidend für die Integration."

(APA)

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