Linzer S&T kauft Kapsch 500 Mitarbeiter ab

S&T-Chef Hannes Niederhauser
S&T-Chef Hannes NiederhauserPEROUTKA Guenther / WB
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Die Kapsch Group des IV-Präsidenten Georg Kapsch trennt sich vom Bereich CarrierCom. 500 Mitarbeiter und 120 Millionen Euro Umsatz wandern zum dynamisch wachsenden Linzer Technologiekonzern S&T.

Hannes Niederhauser spricht von einem Meilenstein, und es ist tatsächlich ein Coup mehr, der ihm gelungen ist: Der Linzer Technologiekonzern S&T, der unter seiner Führung bereits auf knapp eine Milliarde Euro Umsatz gewachsen ist, übernimmt von der Kapsch Group Bereiche mit knapp 500 Mitarbeitern und einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro.

Konkret: Es wurde einen Kaufvertrag über den Erwerb von 100 Prozent der Geschäftsanteile an der Kapsch CarrierCom AG inklusive deren Tochtergesellschaften sowie für den operativen Geschäftsbereich Kapsch PublicTransportCom abgeschlossen. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt allfälliger behördlicher Genehmigungen. 

Kapsch CarrierCom ist Anbieter von Kommunikationslösungen für Mission-Critical Networks. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Planung, Entwicklung, Aufbau und Wartung von GSM-R (Global Systems for Mobile Communications-Railways) Netzen.  Kapsch PublicTransportCom bietet Lösungen für den Öffentlichen Personennahverkehr an.

Im abgeschlossenen Geschäftsjahr setzten diese Kapsch-Bereiche  rund 120 Millionen Euro um, wobei aufgrund von Projektnachlaufkosten und hoher externer Entwicklungsaufwendungen noch Verluste erzielt wurden. Der Kaufpreis liegt – bei Betrachtung frei von Schulden und Barmitteln - in einem niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Eine konkrete Summe wird nicht genannt.

S&T-Chef Niederhauser:  „Die Kapsch CarrierCom ist einer der weltweit führenden Anbieter von Kommunikationslösungen für Bahnbetreiber und hat in den letzten Jahren den Wandel von kundenspezifischen Hardwareprodukten zum Anbieter von hardwareunabhängigen Softwarelösungen vollzogen. Die erworbene Technologie ergänzt damit das bestehende Portfolio der Kontron/S&T Gruppe im Bereich IoT Transportation ideal. Mit dem hohen Softwareanteil treiben wir unsere Strategie zu höherer Wertschöpfung weiter voran.“

Erfolgsduo Niederhauser-Grossnigg

Der Technologiekonzern S&T ist mit rund 4300 Mitarbeitern und Niederlassungen in mehr als 25 Ländern weltweit präsent. Als Systemhaus ist das im TecDAX und SDAX an der Deutschen Börse gelistete Unternehmen  einer der führenden Anbieter von IT-Dienstleistungen und Lösungen in Zentral- und Osteuropa. 2016 ist S&T bei der Kontron AG - einem Weltmarktführer im Bereich Embedded Computer - eingestiegen und zählt nach dieser Transaktion mit einem weiter gewachsenen Portfolio an Eigentechnologie in den Bereichen Appliances, Cloud Security, Software und Smart Energy zu den international führenden Anbietern von Industrie-4.0- bzw. Internet-of-Things-Technologie.

Das Unternehmen ist an der Börse 1,3 Milliarden Euro wert. Es hat im Vorjahr 990 Millionen Euro umgesetzt, drei Mal so viel wie 2012.  Im ersten Quartal 2019 konnten die Erlöse um elf Prozent auf 225 Millionen Euro gesteigert werden, der Gewinn wurde um 27 Prozent auf 9,4 Millionen Euro erhöht.  „S&T schaut seit nunmehr neun Jahren auf eine erfolgreiche Wachstumsgeschichte zurück“, sagte Niederhauser bei Vorlage der Quartalszahlen, als er bereits weitere Zukäufe in Aussicht gestellt hatte, wobei der Fokus auf nachhaltige Investments in zukunftsweisende Technologien liege.

S&T hat zwei Wurzeln: Auf der einen Seite die ehemalige Quanmax AG, Nachfolger des pleitegangenen, einst börsenotierten Linzer Notebook-Herstellers Gericom, auf der anderen Seite das ebenfalls pleitegangene, einst börsenotierte Wiener Systemhaus S&T System Integration & Technology Distribution, das von Paradesanierer Erhard Grossnigg vor dem totalen Zusammenbruch gerettet wurde. Der gebürtige Hannes Niederhauser, der einst als CEO und Hauptaktionär die deutsche Kontron groß gemacht und dann verkauft hatte, führte Quanmax und S&T zusammen und holte einen weltweit tätigen, strategischen Partner an Bord: Die taiwanesische iPhone-Produzent Foxconn erwarb durch ihre Tochter Ennoconn im Herbst 2016 die Sperrminorität  an S&T. 

Erhard Grossnigg ist Aufsichtsratschef des rasch und profitabel wachsenden Linzern Unternehmens, das heuer bereits 1,1 Milliarden Euro umsetzen und ein Ebitda von mehr als 100 Milliarden Euro erreichen will. Niederhausers ehrgeizige „Agenda 2023“: Zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 bei einem Ebitda von zumindest 200 Millionen Euro. “

Kapsch-Chef Georg Kapsch (er ist auch Präsident der Industriellenvereinigung) will nach dem Spartenverkauf in seinem Konzern den strategischen Fokus auf zwei Bereiche zu konzentrieren, nämlich einerseits Maut- und Traffic-Management-Lösungen für die intelligente Straße im inter- und intraurbanen Bereich – Kapsch TrafficCom (Börsewert 460 Millionen Euro) und andererseits auf ICT, IOT und Digitalisierungslösungen – Kapsch BusinessCom.

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