Austro Control lockt Fluglotsen: 5000 Euro Einstiegsgehalt

5000 Euro brutto pro Monat verdienen Fluglotsen in Österreich.
5000 Euro brutto pro Monat verdienen Fluglotsen in Österreich.(c) Michaela Bruckberger
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Um die infolge des wachsenden Flugverkehrs steigende Arbeitsbelastung abzufedern und Lücken durch Pensionierungen aufzufüllen, startet die Luftraumkontrolle eine Ausbildungsoffensive. Die Gewerkschaft Vida fordert noch höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen.

Wien. Von diesen Einstiegsgehältern können viele Berufsgruppen nur träumen: 5000 Euro brutto pro Monat verdienen Fluglotsen in Österreich. In Zukunft könnte es sogar noch mehr werden: Bei der jüngsten Tarifrunde im April wurde – abgesehen von einer Gehaltserhöhung von 2,15 bis drei Prozent und einer weiteren Erhöhung um zwei Prozent ab 1. Juli sowie einer Einmalprämie von 5000 Euro – ein 14-Punkte-Paket beschlossen.

Das Ziel: „Wir wollen das extrem anspruchsvolle Berufsbild des Fluglotsen noch attraktiver machen, wobei es nicht nur um weitere Gehaltserhöhungen geht. Wir haben bessere Arbeitsbedingungen vereinbart, außerdem starten wir eine Ausbildungsoffensive – pro Jahr sollen 40 zusätzlichen Lotsen aufgenommen werden“, sagt Markus Pohanka, der Sprecher der Austro Control (AC), zur „Presse“.

Mit diesem Paket, über das gerade mit der Gewerkschaft Vida verhandelt wird, wolle man den deutlich gestiegenen Anforderungen und der Arbeitsbelastung der Lotsen Rechnung tragen. Denn mit dem steigenden Flugverkehr gibt es auch immer mehr Arbeit für die Lotsen. Engpässe bei der Luftraumüberwachung – vor allem in Deutschland und Frankreich – waren im vorigen Sommer eine der Hauptursachen für das Chaos in der Hauptreisezeit. In Österreich habe man zwar keinen Mangel, „aber wir müssen uns jetzt für die Zukunft aufstellen“, betont Pohanka.

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech sieht das freilich anders: Er ist überzeugt, dass die Austro Control zu wenig Fluglotsen habe, sagte er im ORF-„Mittagsjournal“.

Auch weil in den nächsten Jahren eine Welle von Pensionierungen ansteht, geht die Austro Control auf Nachwuchssuche. Pro Jahr werden 40 Trainees eingestellt. Um aufgenommen zu werden, braucht man nicht nur Matura und sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse, sondern auch gutes räumliches Vorstellungsvermögen, rasche Reaktionsfähigkeit und Stresstoleranz. Schließlich betreut ein Lotse gleich mehrere Flugzeuge. Die Ausbildung dauert dann drei Jahre.

Daniel Liebhart, Vorsitzender des Bereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida und selbst Lotse bei der Austro Control, begrüßt die Maßnahmen, mit denen junge Leute für die Austro Control gewonnen werden sollen.

Für neue Mitarbeiter gilt nur mehr der KV2, in dem die Gehälter stärker steigen als im alten (KV1).

Für die Gewerkschaft ist das dennoch nur ein erster Schritt, denn in Deutschland verdienen Fluglotsen 30 bis 40 Prozent mehr. Außerdem geht es der Arbeitnehmervertretung auch um bessere Arbeitsbedingungen, also etwa einen besseren Ausgleich bei der Arbeitsbelastung.

Um die Lotsen über die angepeilten Verbesserungen im KV-Rahmenrecht und die laufenden Verhandlungen zu informieren, fanden gestern, Dienstag, im Flughafen-Tower Betriebsversammlungen statt. Anders als befürchtet kam es jedoch nicht zu gröberen Störungen des Flugverkehrs.

Man habe die Veranstaltung bewusst in zwei Teile – von 9 bis 11 Uhr und von 13 bis 15 Uhr – gesplittet, damit sich die Lotsen abwechseln können und der Dienst abgedeckt sei, hieß es dazu von der Vida.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2019)

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