Ex-Refco-Chef Bennett zu 16 Jahren verurteilt

(c) REUTERS (Keith Bedford)
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Bennet war Geschäftspartner der Bawag, nach dem Zusammenbruch von Refco waren die Karibik-Geschäfte der Bank aufgeflogen.

Einen Tag vor dem Urteil im Bawag-Strafprozess hat ein New Yorker Gericht am Donnerstag den früheren Chef der New Yorker Brokerfirma Refco, Phillip Bennett, wegen Betrugs zu 16 Jahren Haft verurteilt. Ursprünglich hatte ihm eine lebenslange Haftstrafe gedroht. Refco war langjähriger Partner der Bawag, infolge des Refco-Zusammenbruchs wurden auch die verschleierten Verluste aus Karibik-Geschäften der Bawag aufgedeckt. Den neun Bawag-Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.

Bennett wird wegen dubioser Finanzgeschäfte für den Zusammenbruch des Brokerhauses im Oktober 2005 verantwortlich gemacht. Es ging damals um verschleierte Schulden im Umfang von 430 Mio. Dollar (271 Mio. Euro) Bennett hatte Verluste von Refco an eine von ihm kontrollierte Firma ausgelagert und damit in den Refco-Bilanzen verheimlicht. Dazu soll er zahlreiche Transaktionen mit dem Hedge Fonds Liberty Corner Capital durchgeführt haben. Nachdem der Betrug im Herbst 2005 aufgeflogen war, stürzte der Aktienwert des kurz zuvor an die Wall Street gegangenen Unternehmens rasant ab. Das Brokerhaus, das zu den größten der Welt gezählt hatte, meldete daraufhin Konkurs an. Bennett hatte sich im Februar 2008 der Verschwörung zum Betrug und anderer Delikte für schuldig bekannt und damit einen Prozess vermieden.

Staatsanwalt Michael J. Garcia warf dem früheren CEO Bennett "Gier" als Motiv für seine Taten vor. Bennett habe in Luxus geschwelgt: Neben einem Penthouse in der New Yorker Park Avenue, einem weitläufigen Landsitz in New Jersey und einem Privatflugzeug im Wert von 20 Mio. Dollar besitze Bennett auch eine Sammlung von 15 Sportwagen im Wert von 11 Mio. Dollar: Sechs Ferraris, drei Porsche, drei Jaguar, einen Audi, einen Bentley und einen McLaren. Einen weiteren Sportwagen habe Bennett gerade um 975.000 Dollar kaufen wollen, aber die Justiz habe das Gefährt beschlagnahmt. Bennett habe sich auch als Kunstsammler betätigt und Werke u.a. von Mark Rothko und Andy Warhol im Wert von über 29 Mio. Dollar besessen.

Über Bennett, der im Juli 60 Jahre alt wird, wurde vom New Yorker Gericht (Richterin Naomi Buchwald) zunächst Hausarrest verhängt. Seine Haftstrafe in einem Bundesgefängnis muss er am 4. September antreten. Bis dahin muss er sich in seinem Landhaus in Somerset County im US-Bundesstaat New Jersey aufhalten, berichtet die US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Bennett hatte für Milde plädiert, und seine Zusammenarbeit mit geschädigten Anlegern als Milderungsgrund hervorgehoben. Auch seine Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung hatte er angeführt. Er hatte sich verteidigt, dass er mit der Verheimlichung von Verlusten die Gesellschaft vor dem Bankrott retten wollte.

Die Bawag war seit vielen Jahren eng mit Bennett verbunden und hielt auch Beteiligungen an Refco. Durch die Refco-Pleite im Oktober 2005 flog die Affäre um spekulative Geschäfte der Bawag in der Karibik Ende der 90-er Jahre auf. Ein Blitzkredit des Bawag-Vorstandes an Bennett führte auf die Spur nach Wien. Die amerikanischen Anwälte begannen in der Bawag zu stöbern und schließlich wurden die Karibik-Verluste aufgedeckt.

Der Skandal führte zum Verkauf der einstigen Gewerkschaftsbank an ein Konsortium um den US-Investor Cerberus und zum Bawag-Prozess, wo am Freitag das Urteil über den ehemaligen Bawag-Chef Helmut Elsner und den Spekulanten Wolfgang Flöttl sowie sieben weitere Angeklagte gefällt wird. Durch einen Vergleich hat sich die österreichische Bank von der Verfolgung in den USA "freigekauft". Der ÖGB hätte die Bawag nicht verloren, wenn es nicht "Refco" gegeben hätte, meinte der ehemalige Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger, einer der Angeklagten im Bawag-Prozess: "Refco hat die Bank mitgerissen".

(APA)


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