Ein Job für den Ex-ÖVP-General

Peter McDonald
Peter McDonald(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ex-ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald wird Manager beim Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson. Ein Politiker, der in die Privatwirtschaft wechselt – das hat Seltenheitswert.

Es ist still um ihn geworden. Vor ziemlich genau vier Monaten hat Peter McDonald zum vorerst letzten Mal für das berühmte Rauschen im Blätterwald gesorgt. Das war Anfang September 2016, als er als Generalsekretär der ÖVP zurücktrat.
Böse Zungen sagen, dass dies überhaupt das erste Mal gewesen sei, dass McDonald für einen medialen Aufreger sorgte. Ja, in seiner nur einjährigen Amtszeit als ÖVP-Generalsekretär hat man von ihm tatsächlich nicht viel gehört. Aber diesen zurückhaltenden Stil hat er anscheinend bewusst gewählt. Er wollte konstruktive Politik machen, sagte er zu seinem Abschied. Und er habe das Amt des Generalsekretärs neu definieren wollen: Weg vom Image des Wadlbeißers, „hin zu einer politischen Koordinierungsfunktion, die weiter denkt als bis zur morgigen Schlagzeile“.
Es wurde ganz offensichtlich nicht goutiert. McDonald legte damals Wert darauf, dass er sich entschieden habe, das Amt zur Verfügung zu stellen. Zeitungen berichteten hingegen, dass ihn das desaströse Wahlergebnis von ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol den Kopf gekostet habe. In Wahrheit dürfte McDonald ein Opfer des schwarzen Klubchefs, Reinhold Lopatka, gewesen sein: Lopatka war ja einer von McDonalds Vorgängern als Generalsekretär – und er scheint sich von dieser Funktion nie abgenabelt zu haben. Und so stahl Lopatka dem ohnedies eher zurückhaltenden McDonald schön regelmäßig die Show, legte sich mit dem Koalitionspartner an, sorgte für Unruhe.
Schnee von gestern, das Leben geht weiter. Lopatka macht weiterhin das, was er am besten kann, nämlich Reinhold Lopatka zu sein und der Volkspartei viel Freude zu bereiten. Und McDonald? Der hat einen neuen Job, den er per 1. Februar antreten wird.
Schön für ihn, Geschichte zu Ende. Es sei denn, man interessiert sich für die näheren Umstände: Am 1. Februar wird Peter McDonald Mitglied der Geschäftsführung von Johnson & Johnson in Österreich. Wie aus bestens informierten Quellen zu erfahren ist, wird McDonald Life Science Innovation Manager bei der Österreich-Tochter des US-Konzerns, der weltweit als Pharmazie- und Konsumgüterhersteller bekannt ist. McDonald selbst war für die „Presse“ nicht erreichbar.
Das liegt wohl auch daran, dass er Freunden gegenüber kundgetan hat, künftig „auf Distanz zur Politik“ und derzeit wohl auch zu Journalisten gehen zu wollen. Und das macht das Ganze so richtig interessant. Peter McDonald war seit seiner Studentenzeit politisch höchst engagiert, in Linz war er jahrelang ÖH-Vorsitzender, später war er Chef der SVA, und nach Hans Jörg Schellings Abgang ins Finanzministerium wurde er Vorsitzender des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.
Kraft dieses beruflichen Hintergrunds hat McDonald auch ein durchaus probates politisches Netzwerk, das sich von Wirtschaftskammer-Granden bis hin zu Gewerkschaftern erstreckt.

Und trotzdem wechselt er in die Privatwirtschaft. In keinen staatsnahen Konzern, in keine politische Institution. Er wird Manager in der freien Wildbahn der rauen Welt der Großkonzerne.
Das ist selten.
Wer in Österreich der Politik den Rücken kehrt, gibt zwar gern zu Protokoll, „in die Privatwirtschaft“ wechseln zu wollen, aber gar so privat ist der weitere Berufsweg in der Regel dann doch nicht: Der Raiffeisen-Konzern, in den es Ex-ÖVP-Politiker oft hinzieht, ist gelinde gesagt parteinahe. Rotes Gegenstück ist der Versicherungskonzern Wiener Städtische, von dem zuletzt gleich drei ehemalige SPÖ-Regierungsmitglieder profitierten: Ex-Kanzler Werner Faymann lobbyiert für den Konzern, Ex-Staatssekretärin Sonja Steßl leitet die Sparte Krankenversicherung, und Ex-Kulturminister Josef Ostermayer ist Vorstand der Wohnbaugesellschaft Sozialbau – die ebenfalls von der Wiener Städtischen kontrolliert wird.
Und dann gibt es natürlich noch Landesbanken, Energieversorger und so fort – lauter beliebte berufliche Schlupfwinkel für gestrauchelte Politiker. Allesamt freilich im Eigentum der öffentlichen Hand.
Ehemalige Politiker als Manager in der tatsächlichen Privatwirtschaft – da reichen die Finger an einer Hand, um sie aufzuzählen. Und selbst die fünf Finger sind äußerst großzügig bemessen. Spontan fällt einem jedenfalls der ehemalige SPÖ-Kanzler Viktor Klima ein, der VW-Chef in Argentinien wurde. Freilich: Er war vor der Politik OMV-Finanzvorstand. Dann die einstige SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer, die später immerhin im Siemens–Konzern Karriere machte. Jetzt ist sie allerdings Aufsichtsratschefin der staatlichen ÖBB. Und schließlich die frühere FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess, die Chefin der Bausparkasse Wüstenrot wurde.
Da fällt doch glatt etwas auf: Just Ex-Politiker der „Wirtschaftspartei“ ÖVP tun sich offenbar schwer, Jobs in der freien Marktwirtschaft zu finden. Auch, oder besser: vor allem die Ex-Parteichefs. Michael Spindelegger ist Generaldirektor des Internationalen Zentrums für die Entwicklung von Migrationspolitik. Wilhelm Molterer ist Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank. Josef Pröll ist Raiffeisen-Manager. Wolfgang Schüssel verdingt sich als Aufsichtsrat.
Dafür gibt es aber ehemalige ÖVPler, die zwar nicht als Manager, dafür aber als Unternehmer durchaus erfolgreich sind: Josef Taus etwa, mit seiner Herold-Druckerei und Libro, sowie Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein mit seinem Generika-Konzern und seiner Beteiligung am Büromöbelhersteller Bene.

Auf roter Seite wird Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer gern als Beispiel dafür herangezogen, dass es mit früheren Politikern wirtschaftlich durchaus steil bergauf gehen kann. Er hat eine Projektentwicklungsgesellschaft, die es auf rund eine Million Euro Gewinn im Jahr bringt. Und nebenbei hat er einige lukrative Aufsichtsratsposten und ist Vorstand der Privatstiftung von Hans Peter Haselsteiner.
Und dann gibt es natürlich noch Hannes Androsch, der mit dem Leiterplattenkonzern AT & S und den Salinen schon lang erfolgreich ist.
Ein vergleichbares politisches Kaliber war Peter McDonald natürlich nie. Und so wird er per 1. Februar die strategische Ausrichtung von Johnson & Johnson verantworten, sonst aber in der Öffentlichkeit keine hohen Wellen mit politischen Wortspenden schlagen. Und allenfalls lobende Erwähnung in jenen Artikeln finden, in denen es um die Jobs von Ex-Politikern geht.

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