Megadeal: E.ON greift nach RWE-Tochter Innogy

Aussenansicht der Innogy Konzernzentrale in Essen Innogy SE Bilanz Pressekonferenz fuer das Geschae
Aussenansicht der Innogy Konzernzentrale in Essen Innogy SE Bilanz Pressekonferenz fuer das Geschaeimago/Sven Simon
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RWE soll für den Verkauf von Innogy eine Beteiligung an E.ON in Höhe von knapp 16,7 Prozent erhalten. Innogy ist maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt.

In der deutschen Strombranche bahnt sich eine spektakuläre Neuordnung an, die auch Auswirkungen in Österreich hat. Die Energieriesen E.ON und RWE wollen ihre Geschäfte komplett neu aufteilen. E.ON will die RWE-Ökostrom- und Netztochter Innogy übernehmen, die in Österreich maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt ist, und im Gegenzug den Konkurrenten RWE am eigenen Unternehmen beteiligen.

Der Vereinbarung zufolge soll RWE für den Verkauf von Innogy eine Beteiligung an E.ON in Höhe von knapp 16,7 Prozent erhalten. RWE würde damit der größte Einzelaktionär von E.ON. An RWE sollen zudem Innogys Gasspeichergeschäft und die Beteiligung am Kärntner Energieversorger Kelag gehen, teilte E.ON Sonntagnacht mit.

Netzgeschäft wandert zu E.ON

Bisher hält die RWE-Tochter Innogy 49 Prozent an der Kärntner Energieholding, die wiederum 51 Prozent an der Kelag hält. Zusätzlich hält Innogy einen direkten knapp 13-prozentigen Anteil am Kärntner Versorger, der knapp 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Diese Anteile sollen nun also von der Innogy direkt unters Dach der RWE wandern, geht indirekt aus der nächtlichen adhoc-Mitteilung hervor und wurde von informierter Seite am Sonntag auf APA-Anfrage bestätigt.

"Wirtschaftlich könnte das Sinn machen", meint Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu den Plänen der Konzerne. "Kartellrechtlich könnte es aber knirschen." Der Kartellrechtler Justus Haucap sieht keine großen Probleme. "Die Netze unterstehen ohnehin der Regulierung durch die Bundesnetzagentur oder Landesregulierungsbehörden, dabei ist es völlig egal, ob Innogy oder E.ON die Eigentümer sind", sagte er der "Rheinischen Post" (Montag).

Die am Sonntag von beiden Konzernen überraschend veröffentlichte Vereinbarung sieht im Kern vor, dass E.ON das lukrative Netzgeschäft von Innogy erhält, während die erneuerbaren Energien unter dem Dach von RWE vereint werden sollen - da passt die Wasserkraft der Kärntner dazu. Innogy würde damit zerschlagen.

RWE hatte das eigene Geschäft mit erneuerbaren Energien, dem Vertrieb und dem Netz erst im Oktober 2016 unter dem Namen Innogy an die Börse gebracht. Seitdem hält RWE noch knapp 76,8 Prozent an Innogy. RWE behielt die konventionellen Großkraftwerke und den Strom-Großhandel.

Erneuerbare zurück zu RWE

Durch den Deal mit E.ON sollen die Erneuerbaren jetzt zu RWE zurückkehren. Zudem soll RWE das bisherige E.ON-Geschäft mit den Ökoenergien übernehmen. E.ON würde im Gegenzug zu einem Unternehmen, das sich ganz auf die Energienetze und das Endkundengeschäft konzentriert, wie es in der Mitteilung heißt. Die Stromnetze sind schon jetzt der verlässlichste Gewinnbringer von E.ON, zuletzt steuerten sie rund 65 Prozent der Erträge bei.

Den übrigen Innogy-Aktionären will E.ON ein freiwilliges Übernahmeangebot mit einem Gesamtwert von 40 Euro je Aktie unterbreiten. Die Vereinbarung zwischen E.ON und RWE muss noch von den Gremien beider Konzerne und den Kartellbehörden genehmigt werden.

Innogy musste Prognose für 2017 kappen

Über einen Verkauf von Innogy ist in den vergangenen Monaten wiederholt spekuliert worden. Noch vor einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Dienstag hatte das Unternehmen versichert, es würden bei dem Treffen "keine wie auch immer gearteten Szenarien in Bezug auf einen Verkauf des Unternehmens behandelt". Innogy hat rund 44.000 Mitarbeiter und wurde an der Börse zuletzt mit etwa 20 Milliarden Euro bewertet.

Der bisher wichtigste Gewinnbringer von RWE steht seit geraumer Zeit unter Druck. Wegen andauernder Probleme auf dem britischen Markt musste Innogy die Gewinnprognose für 2017 kappen. Nach einem Absturz des Börsenkurses räumte Vorstandschef Peter Terium seinen Posten. Der Aufsichtsrat um den Mehrheitseigentümer RWE mahnte Kostendisziplin und eine focussierte Investitionsstrategie an. Seitdem führt Personalvorstand Uwe Tigges kommissarisch den Vorstand.

(APA/dpa)

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