E-Control warnt: Versorgungssicherheit bei Strom 2030 nicht gewährleistet

(c) Clemens Fabry
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Österreich sei beim Strom langfristig nicht abgesichert, sagt E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. Dazu sei die erneuerbare Erzeugung zu volatil.

Wenn in Österreich keine thermischen Kraftwerke gebaut und bestehende Kapazitäten nicht erhalten werden, indem man den Betreibern garantiert, dass sich die Investition für sie rechnet, ist die Versorgungssicherheit bei Strom im Jahr 2030 nicht gewährleistet, warnt E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. Sich bei "Dunkelflaute" zu stark auf Importe zu verlassen, sei jedenfalls keine gute Strategie.

Bei der Bewertung der Versorgungssicherheit dürfe man das Augenmerk nicht zu sehr auf die installierte Leistung der sehr volatilen erneuerbaren Erzeugung - Windräder, Photovoltaik - richten, sagte Eigenbauer bei einem Pressegespräch. "Wir müssen feststellen, dass wir heute schon in der Situation sind, dass wir uns nur noch eingeschränkt selbst versorgen können und jedenfalls langfristig keine gesicherte Versorgung mehr haben."

E-Control: Import als Strategie funktioniert nicht

Wenn im Winter drei Wochen lang der Großteil der erneuerbaren Kapazitäten ausfällt, "dann bedeutet das, dass aus 25 Gigawatt installierter Leistung nur rund acht werden, weil es nur noch die kalorischen Kraftwerke, Speicher und den Import gibt". So habe sich etwa im Jänner 2017 gezeigt, dass Österreich seinen Strombedarf nur an zehn Tagen aus eigener Kraft decken konnte. Ohne Importe hätte man aber wöchentlich bis zu 60 Prozent des aktuell vorhandenen Speicherinhalts verwenden müssen.

Der Stromimport werde immer mehr zu einer Art Strategie, sagte Eigenbauer. "Wenn man 'Import' hinschreibt, muss man nichts tun, das wird dann schon jemand anderer machen." Das funktioniere aber nicht, wenn alle die gleiche Strategie fahren. So seien bereits im Winter 2017 nur Deutschland und Tschechien exportfähig gewesen. Deutschland plane aber für das Jahr 2030 selbst eine Unterdeckung von 6 bis knapp 30 TWh gegenüber einem Exportüberschuss von etwa 50 TWh heute. Tschechien wolle seine Exporte reduzieren, nämlich von heute 20 TWh auf 3 TWh im Jahr 2030. "Versorgungssicherheit wird in Zukunft nicht mehr ohne weiteres garantiert sein", warnt Eigenbauer.

Stromverbrauch steigt um acht Prozent

Die E-Control schätzt, dass der Stromverbrauch in Österreich bis zum Jahr 2030 um acht Prozent steigen wird. "Wir prognostizieren dabei einen energetischen Verbrauch von 66 Terawattstunden", sagte Johannes Mayer, Abteilungsleiter Volkswirtschaft in der E-Control. Für die Regelzone APG rechnet die E-Control in ihrem Szenario, das nur die bereits im Bau befindlichen Kraftwerke einbezieht, für das Jahr 2030 mit einer installierten Leistung von 23.366 MW. Davon werden aber nur knapp 12.800 MW als sicher verfügbare Leistung betrachtet - nämlich die Wärmekraftwerke zu 99 Prozent, während Laufwasserkraft nahe dem historischen Minimum mit 38 Prozent der installierten Kapazität einbezogen wird. Fast 60 Prozent der sicher verfügbaren Leistung werden dann also durch Speicherkraftwerke bereitgestellt, etwa ein Viertel durch thermische Kraftwerke und 15 Prozent durch Laufwasserkraft. Der Weiterbestand der thermischen Erzeugung in Österreich sei derzeit aber marktseitig nicht garantiert.

"In der Vergangenheit sind diese Kraftwerke teilweise 4.000, teilweise 5.000, teilweise 3.000 Stunden gefahren. In den letzten Jahren ist das immer weniger geworden", sagte Mayer. Irgendwann könnten es nur noch 2.000 oder 2.500 Stunden sein, "und irgendwann stellt sich für solche Kraftwerke die Frage, ob sich das noch rechnet".

Es müsse ein System geben, dass den Erhalt sicherer Kraftwerksleistung gewährleiste, sagte Eigenbauer. Solche Kraftwerke könnten sich nicht über große Energiemengen finanzieren, sondern die Bereitstellung der Leistung als Rückversicherung müsse entsprechend bezahlt werden. Die Schaffung eines solchen Systems müsse aber bald erfolgen, denn 2030 sei nur noch zwölf Jahre entfernt. Die Entscheidung zum Bau solcher Kraftwerke müsse in den nächsten fünf Jahren erfolgen, sonst werde es sie 2030 nicht geben.

(APA)

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