Robert Löw: "Spanien wird den Euro verlassen"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Österreich-Vorstand der Liechtensteinischen Landesbank Robert Löw glaubt nicht an Eurobonds und sieht einen Euro-Exit für Griechenland und Spanien.

Die Presse: Der jüngste EU-Gipfel sorgte auf den Finanzmärkten für Beruhigung. Ist die Eurozone gerettet?

Robert Löw: Ich würde sagen, es gibt immer noch eine sehr hohe Austrittswahrscheinlichkeit von Griechenland, Spanien und Portugal. Das ist ökonomisch auch begründbar und würde für die Staaten Sinn ergeben. Was wir bisher gesehen haben ist, dass die EZB die Banken mit Geld versorgt. Welchen Effekt hat das? Die spanischen Banken refinanzieren sich mittlerweile deutlich günstiger. Da hat die Geldspritze funktioniert. Nicht funktioniert hat indessen, dass sich der spanische Staat günstiger refinanziert. Im Gegenteil: Die Zinsen auf spanische Staatsanleihen sind auf knapp sieben Prozent gestiegen.

Die EZB würde jetzt sagen, dass die Anleihenmärkte gar nicht das Ziel dieses Geldes waren.

Nicht offiziell. Indirekt schon. Was ist denn passiert mit dem Geld? Es ist auf jeden Fall nicht in Form von Krediten an die Realwirtschaft geflossen. Sehr wohl passiert ist jedoch, dass die spanischen und italienischen Banken das Geld der EZB genommen haben und spanische und italienische Anleihen gekauft haben. Das hat aber nur kurz geholfen. Im ersten Quartal waren es allein 80 Milliarden Euro, die in spanische Staatsanleihen geflossen sind. Es war aber zu wenig dafür, dass die Zinsen auf spanische Anleihen gesunken sind.

Warum sollen Griechenland und Spanien nun aus dem Euro austreten? Welchen Sinn hätte das für die Länder?

Es würde eine neue Währung eingeführt werden, die dann gegenüber dem Euro signifikant abwertet. Warum braucht das Griechenland? Warum könnte das sogar Spanien helfen? Wenn man sich diese Staaten anschaut, dann sieht man, dass es dort vor allem in den letzten Jahren extrem hohe Lohnabschlüsse gegeben hat. Die Lohnstückkosten sind im Schnitt bis zu 40 Prozent gestiegen, während sie in Deutschland fast gleich geblieben sind. Das heißt, der VW ist in der Produktion günstiger als der Fiat. Also muss ich meine Währung abwerten um den Fiat attraktiver zu machen. Also muss entweder Deutschland höhere Lohnabschlüsse machen, um die Produkte zu verteuern. Oder die Peripheriestaaten beginnen, keine hohen Lohnabschlüsse mehr zu machen – was politisch schwer durchsetzbar sein wird. Also bleibt als einziges der Exit, gerade für die Staaten, die exportorientiert sind.

Aber diese volkswirtschaftlichen Unterschiede der Länder waren ja schon vor der Euro-Einführung bekannt.

Der Euro war vor allem ein politisches Projekt, die Ökonomie stand oft im Hintergrund. Der politische Wille war im Vordergrund.

Was raten Sie Anlegern in der derzeitigen Situation?

Das ist ganz klar: Hände weg von Investments in den Peripheriestaaten. Eine siebenprozentige spanische Staatsanleihe ist zwar interessant von der Rendite, aber die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls dieser Anleihe ist groß. Das Gleiche gilt auch für den Aktienmarkt, der in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir raten aber auch davon ab, in lang laufende Anleihen von Eurokernstaaten zu investieren – wie Deutschland oder Österreich. Diese Staaten sind Nettozahler der Schuldenkrise und werden es weiter sein. Das heißt, dass auch hier die Schulden weiter steigen, mehr Anleihen müssen emmitiert werden. Ein höheres Volumen bedeutet steigende Zinsen und fallende Kurse.

Flüchten die Anleger nicht in deutsche und österreichische Staatsanleihen, weil diese als sicherer Hafen in der Eurozone gelten?

Das wird nicht mehr lange anhalten. Denn die Investoren erkennen, dass irgendwer diese enorme Schuldenbelastung tragen wird. Das werden nicht die Peripheriestaaten sein, sondern Deutschland, Österreich, Holland und natürlich auch Frankreich.

Stichwort Eurobonds?

Ich glaube nicht an die Eurobonds. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die deutsche Politik das bewältigen kann. Die Refinanzierungskosten würden sich für Deutschland massiv erhöhen.

Wie lange wird die Eurokrise uns noch in Atem halten?

Ich denke, dass der Euro bestehen bleibt. Woran wir glauben, ist, dass einzelne Länder aus dem Euro austreten. Die Eurokrise wird uns noch die nächsten zwölf Monate beschäftigen – so lange wird es dauern. Also wie kann ich Vermögenssicherung betreiben? Was uns gut gefällt sind ausgewählte Unternehmensanleihen und Anleihen von wachstumsstarken Ländern Zentral- und Osteuropas. Was wir weiters empfehlen sind Währungen aus rohstofffördernden Ländern und asiatische Wachstumsmärkte.

Zur Person

Robert Löw ist seit Anfang 2010 Vorstandsmitglied der Österreich-Filiale der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Zuvor war Löw zwölf Jahre im Bereich Vermögensverwaltung bei der Constantia Privatbank tätig. Die LLB hat erst 2009 eine Bank nach österreichischem Recht gegründet. Das Haus ist seit mehr als 150 Jahren im Private-Banking-Bereich tätig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2012)


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