Christine Lagarde will neue Kredite von der Höhe des künftigen Euro-Rettungsschirms abhängig machen. Das IWF-Direktorium wird die Höhe der Beteiligung erst nach dem EU-Gipfel Ende kommender Woche festlegen.
Brüssel/Wien/Ag./Red. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ziert sich bei der Griechenland-Rettung. Sein Beitrag ist einer von mehreren Unsicherheitsfaktoren bei dem dringend benötigten 130-Milliarden-Euro-Hilfspaket und abhängig davon, ob die Staats- und Regierungschefs bei dem EU-Gipfel kommende Woche eine Aufstockung des Rettungsschirms ESM beschließen.
Die Finanzminister der Eurozone gehen zwar davon aus, dass der IWF einen „signifikanten“ Beitrag leisten wird. Es soll sich um 13 Milliarden Euro (also zehn Prozent der Gesamtsumme) plus zehn Milliarden aus dem ersten Hilfsprogramm, die bisher noch nicht ausgezahlt wurden, handeln.
Aus dem Mund von IWF-Chefin Christine Lagarde klingen diese Prognosen ein wenig anders. „Signifikant kann vieles heißen“, bremst sie. Das IWF-Direktorium werde die Höhe der Beteiligung erst nach dem EU-Gipfel Ende kommender Woche, bei dem über eine ESM-Aufstockung beraten werden soll, festlegen.
Eine weitere offene Frage des in der Nacht auf Dienstag beschlossenen Hilfspakets für Griechenland ist der in Grundzügen vereinbarte Schuldenschnitt mit den Privatgläubigern, die auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen verzichten sollen. Noch ist nicht klar, wie viele Banken, Versicherungen und Fonds dem Vorschlag von Griechenland und dem internationalen Bankenverband tatsächlich zustimmen werden. Athen hat daher ein Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem die Gläubiger zum Forderungsverzicht gezwungen werden sollen, falls der freiwillige Schuldenschnitt zu niedrig ausfällt.
In den nächsten Tagen – am 1. und 9.März – werden die Euro-Finanzminister erneut über die Umsetzung der Finanzhilfen für Griechenland beraten. Wegen des vereinbarten Schuldenschnitts stufte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes am Mittwoch von „CCC“ auf „C“ herab.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2012)