Bis Donnerstag haben die privaten Gläubiger noch Zeit, dem Tausch griechischer Staatsanleihen zuzustimmen. Der Forderungsverzicht ist eine zentrale Voraussetzung für die nächsten Hilfsgelder aus Brüssel.
Athen/Wien/Ag. Es wird eine (weitere) äußerst spannende Woche für Griechenland: Endlich soll der Schuldenschnitt mit den Privatgläubigern unter Dach und Fach gebracht werden. Dessen Ausgang ist wenige Tage vor Ablauf der Tauschfrist immer noch ungewiss. Zwar dürften sich zumindest die größten deutschen Banken und Versicherer, die Anleihen im Nominalwert von rund 15 Milliarden Euro halten, an dem Schuldenschnitt beteiligen.
Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Insiderkreisen. Mit im Boot sei auch die Münchner FMS Wertmanagement, der größte deutsche Gläubiger Griechenlands. Auch Deutsche Bank, Kommerzbank, die Landesbanken sowie die Versicherungen Allianz und Münchner Rück werden sich wohl an der Aktion beteiligen. Wenn die Teilnahme insgesamt dennoch zu gering bleibt und deshalb mittels Aktivierung rückwirkender Klauseln erzwungen werden muss, würden Kreditausfallversicherungen in Milliardenhöhe fällig werden.
Wie berichtet sieht der Schuldenschnitt vor, dass die Gläubiger „freiwillig“ auf 107 Milliarden Euro verzichten, indem sie ihre griechischen Anleihen in neue Papiere mit geringerem Nominalwert, längerer Laufzeit und niedrigeren Zinsen tauschen.
Bis Donnerstag müssen sich die Investoren nun entscheiden, spätestens Freitag wird feststehen, wie viele Anleger sich tatsächlich beteiligen.
Der Schuldenschnitt ist ein zentraler Bestandteil des zweiten, 130 Milliarden Euro schweren Griechen-Rettungspakets, das die Euro-Finanzminister voraussichtlich an diesem Freitag freigeben wollen. Indessen wird bereits spekuliert, ob das zweite Paket überhaupt ausreichen wird. Nach Einschätzung der Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EZB und EU-Kommission könnte Griechenland ein drittes Rettungspaket im Umfang von 50 Milliarden benötigen.
70 Milliarden Euro von Banken behoben
Griechenlands Finanzminister, Evangelos Venizelos, zeigte sich am Montag optimistisch, dass ausreichend Gläubiger den Schuldenschnitt freiwillig vollziehen. Die meisten Banken würden sich jedoch erst „in letzter Minute“ melden.
Venizelos appellierte auch an seine Landsleute, ihr ins Ausland geschafftes oder zu Hause verstecktes Geld wieder in Umlauf zu bringen. Seit 2009 sind 70 Milliarden Euro von den Banken behoben worden, 16 Milliarden davon wurden ins Ausland transferiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2012)