Griechenland: Siemens-Skandal weitet sich aus

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THEMENBILD: SIEMENS(c) APA (Barbara Gindl)
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Der Staatsanwalt hat in der Schmiergeld-Affäre einen internationalen Haftbefehl gegen den Ex-Siemens-Finanzchef Karavelas erlassen. Bei Siemens sind insgesamt 1,3 Milliarden Euro verschwunden.

Der Siemens-Schmiergeldskandal in Griechenland schlägt immer höhere Wellen: Die Staatsanwaltschaft hat jetzt einen internationalen Haftbefehl gegen den Ex-Siemens-Finanzchef in Griechenland, Christos Karavelas, erlassen. Trotz einer Vorladung war er nicht vor dem Staatsanwalt in Athen erschienen.

Karavelas ist der zweite hohe frühere Siemens-Manager in Griechenland, der auf der Flucht ist. Vor einer Woche war der frühere Siemens-Chef in Griechenland, Michael Christoforakos, untergetaucht. Beide befinden sich nach Informationen der griechischen Presse in Deutschland.

Karavelas soll nach diesen Angaben die Absicht haben, sich nach Uruguay abzusetzen. Die griechische Staatsanwaltschaft hat erfahren, dass Karavelas drei Millionen US-Dollar (3,44 Mio. Euro) nach Uruguay transferiert hat. "Diese Gelder wurden blockiert", sagte der griechische Justizminister Nikolaos Dendias im Rundfunk.

Weitere Festnahmen

In der Nacht zum Samstag wurden in Athen auch der ehemalige hohe Funktionär der griechischen Telekom OTE, Georgios Skarpelis, und ein früherer hoher Funktionär von Siemens-Griechenland, Ilias Georgiou, festgenommen. Die Staatsanwaltschaft sah Fluchtgefahr. Ein weiterer Siemens-Mitarbeiter war bereits vor acht Tagen inhaftiert worden.

Die deutsche Justiz prüft nach griechischen Angaben jetzt, ob Christoforakos nach Athen ausgeliefert werden kann. "Die zwei wichtigsten Personen dieses Schmiergeldskandals sind getürmt. Die Chancen, zu erfahren, wer in Griechenland von Siemens bestochen worden ist, rückt in weite Ferne", kommentierte der griechische Rundfunk am Samstagmorgen. Christoforakos hat die griechische und die deutsche Staatsbürgerschaft.

Von Christoforakos hatte sich der Elektrokonzern 2007 getrennt. Ihm und weiteren 33 Personen, darunter auch ein ehemaliger deutscher Top-Manager des Konzerns, Volker Jung, wird unter anderem Bestechung vorgeworfen. Jung ist vorgeladen worden, am 4. Juni vor dem Staatsanwalt von Athen zu erscheinen.

Bei Siemens insgesamt sind in den vergangenen Jahren mindestens 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwunden. Ein Großteil des Geldes sollen im Ausland als Schmiergeld zur Erlangung von Aufträgen eingesetzt worden sein.

Nach Schätzungen in der griechischen Presse könnten an griechische Politiker und Funktionäre Schmiergelder in einer Gesamthöhe von bis zu 100 Millionen Euro geflossen sein. Dabei soll es um Aufträge für die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes in den 90er Jahren, Kommunikationssysteme für das griechische Heer und um den Auftrag für das Überwachungssystem für die Olympischen Spiele 2004 gegangen sein.

(Ag.)

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