Wie ein Banker einen Ertrag von 800 Prozent machte

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Zumindest bei Milan Patel hat es geklappt: Während das gesamte Umfeld mitten in der Finanzkrise die Nerven verlor, blieb er ruhig.

Im Januar 2009, inmitten der Finanzkrise, machten Milan Patel und einige seiner Kollegen das Geschäft ihres Lebens. Mit ihrem eigenen Geld kauften sie komplexe Wertpapiere, die damals jeder in der Branche loswerden wollte. Bis zum Verkauf hatte die Gruppe Erträge von bis zu 800 Prozent erzielt - aus Anleihen, die zu wenigen Pence gehandelt wurden, entwickelte sich ein Millionenbetrag. Bei den Aktiva handelte es sich größtenteils um forderungsbesicherte Wertpapiere, die in die Schieflage geraten waren. Die Geschichte um Patel ist eine Erinnerung daran, dass Anleger ruhig bleiben sollten, wenn das gesamte Umfeld die Nerven verliert.

"Nachdem Subprime explodiert war, sagte jeder, man müsse sich von den forderungsbesicherten Wertpapieren trennen", erklärt Patrick Janssen, Vermögensverwalter bei der Prudential-Plc-Sparte M&G. "Diejenigen, die in der Lage waren, diesem Ratschlag nicht zu folgen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, wurden dafür belohnt."

Die frühen Tage des Jahres 2009 waren eine merkwürdige Zeit für Patel gewesen. Er stand zwar noch in den Diensten der britischen HBOS Plc, durfte aber keinen Handel mehr betreiben. Das Institut geriet in die Schieflage und ging schließlich in der Lloyds Banking Group Plc auf. Patel und sein Chef Richard Paddle langweilten sich damals. Sie gingen durch die forderungsbesicherten Wertpapiere von HBOS - berechneten für das Management, wie hoch die Verluste ausfallen könnten. Dabei entdeckten sie Papiere, deren Preise überhaupt nichts mit den zugrundeliegenden Werten zu tun hatten.

Wette auf britischen Immobilienmarkt

Das Duo wettete darauf, dass der britische Wohnimmobilienmarkt den Massenausfall vermeiden werde, von dem die Vereinigten Staaten heimgesucht wurden. Es würde sich also Geld verdienen lassen, doch ein Kauf für die Bank stand außer Frage. In Paketen von jeweils bis zu 50.000 Pfund kauften sie getrennt, zusammen oder in kleinen Gruppen mit zwei bis drei anderen HBOS-Kollegen auf eigene Rechnung. Erworben wurden angeschlagene, forderungsbesicherte Wertpapiere, denen normalerweise britische Hypotheken zugrunde lagen, sowie Anleihen von Banken.

Das profitabelste Geschäft umfasste Papiere, die mit durch Northern Rock vergebene Hypotheken besichert waren. Die Papiere namens Granite brachen nach der Verstaatlichung des Instituts ein. "Granite wurde am niedrigsten gehandelt und ermöglichte mit Abstand die besten Erträge", sagt der 44-jährige Paddle. "Es gab die Sorge am Markt, dass die britische Regierung diese Papiere zerreißen würde."

Sie kauften die riskantesten Granite-Anleihen, bei denen im Ernstfall zuerst Verluste anfallen würden, für acht Pence je Pfund Nominalwert - also für weniger als zehn Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises. Die beiden Männer investierten jeweils rund 8000 Pfund und machten nach zwei Jahren etwa 70.000 Pfund, als sie die Papiere für etwa 70 Pence veräußerten. Das entspricht einem Ertrag von 800 Prozent.

Insgesamt verdiente Paddle laut Bloomberg-Berechnungen etwa 450.000 Pfund, während es bei Patel rund 1,2 Millionen Pfund waren. Einen Großteil ihrer Investments hatten sie mit Geldern aus ihrem Pensionsfonds getätigt - damit erhalten sie bis zur Rente keinen Zugang zu den meisten Gewinnen.

"Eine einmalige Chance"

Nachdem er HBOS in September 2009 verlassen hatte, war Paddle nicht in der Lage, eine andere Führungsrolle am Markt für forderungsbesicherte Wertpapiere zu finden. Er wurde später zu einem Finanzberater für Vermögende in London. Patel, der ebenfalls 2009 bei HBOS von Bord ging, investierte zusammen mit einem Freund in ein indisches Startup-Unternehmen. Jetzt bemüht er sich um eine Rückkehr auf den Markt.

"Etwas Großes passiert in jedem Jahrzehnt", sagt Paddle. "Dies geschah an meinem Markt in einem Bereich, den ich sehr genau kannte. Das ist eine einmalige Chance im Leben."

(Bloomberg)

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