Pharma: Bayer mit Rekordergebnis

Bayer steigerte seine Dividende sechsmal in Folge.
Bayer steigerte seine Dividende sechsmal in Folge.(c) REUTERS (INA FASSBENDER)
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Marijn Dekkers versüßt den Aktionären seinen Abgang mit guten Bilanzkennzahlen. Doch die Aktionäre wollen daran nicht so recht Gefallen finden.

Leverkusen. Es ist ein Abgang, den man sich als Konzernchef nur wünschen kann. Nach mehr als fünf Jahren an der Spitze hinterlässt Bayer-Chef Marijn Dekkers seinem Nachfolger ein deutsches Pharma- und Chemieunternehmen, das im abgelaufenen Jahr operativ so viel verdient hat wie noch nie zuvor in seiner langjährigen Geschichte.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt“, sagte der 58-jährige Dekkers am gestrigen Donnerstag. Er gibt seinen Posten per Ende April frühzeitig ab, um den Konsumgüterkonzern Unilever als Aufsichtsratschef zu überwachen. In Dekkers Fußstapfen tritt Bayers Strategiechef, Werner Baumann.

Demnach erhöhte sich der Betriebsgewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen im abgelaufenen Geschäftsjahr um gut 18 Prozent auf 10,26 Mrd. Euro. Der Umsatz kletterte mit 46,3 Mrd. Euro (plus zwölf Prozent) ebenfalls auf ein Rekordniveau. Der Pharma- und Chemieriese profitierte nicht nur von Wechselkurseffekten, sondern auch von fünf seiner neuen Arzneimittel. Das Schlaganfallmittel Xarelto, das Augenpräparat Eylea, die Krebsmedikamente Stivarga und Xofigo sowie die Lungenhochdruckarznei Adempas erlösten allein im vergangenen Jahr 4,2 Mrd. Euro, ein Zuwachs von rund 45 Prozent. Im Agrarchemiegeschäft namens Crop Science legte das Ergebnis nur dank Währungseffekten leicht zu, im Schlussquartal fiel es sogar um mehr als neun Prozent. Bayer hat in diesem Segment, wie auch die Konkurrenz, mit einem schwachen Marktumfeld zu kämpfen. Dabei setzen dem Konzern vor allem der Kursverfall der Währung Real im wichtigen brasilianischen Markt, sowie ein schwächeres Geschäft mit Schädlingsbekämpfungsmitteln zu. Die Branche ist derzeit in Bewegung: Erst kürzlich hat Chem China die Übernahme des Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta angekündigt.

Bayer hat sich aber als Ziel gesetzt, aus eigener Kraft zu wachsen. Möglich sind jedoch auch ergänzende Zukäufe. Vor allem bei Sojasaatgut und Weizen besteht der Wunsch, sich stärker aufzustellen.

Umsatz stagniert

Der deutsche Großkonzern konzentriert sich künftig auf seine drei Sparten Pharma, das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten und die Agrarchemie. „Strategisch haben wir alle notwendigen Schritte unternommen, um Bayer zu einem reinen Life-Science-Unternehmen zu machen“, sagte Dekkers. Für das laufende Jahr stellt er seinen Aktionären weitere Zuwächse in Aussicht.

Die Erlöse sollen im laufenden Geschäftsjahr auf über 47 Mrd. Euro klettern. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einer Zunahme im unteren einstelligen Prozentbereich. Inkludiert sind hier allerdings auch die Ergebnisse der Kunststoffsparte Covestro (vormals Material Science). Diese hat man erst im Herbst des Vorjahres an die Börse gebracht. Bayer ist mit einem Anteil von 69 Prozent nach wie vor größter Anteilseigner.

Marktbeobachtern gefiel die Prognose nur bedingt: „Ich glaube, dass der Ausblick vor dem Hintergrund des Vorstandswechsels konservativ ausfällt. Man will dem Neuen wohl nicht zu hohe Ziele aufbürden, aber damit liegt der Ausblick unter unseren Erwartungen“, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff. Die Bayer-Aktien gaben im Tagesverlauf in einem freundlichen Umfeld deutlich nach und lagen zeitweise am untersten Ende des DAX-Kurszettels. Seit April des Vorjahres verlor die Aktie rund 36 Prozent ihres Werts.
Ein Trostpflaster gibt es allerdings: Die Dividende für das abgelaufene Jahr soll von 2,25 auf 2,50 Euro steigen – zum sechsten Mal in Folge. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2016)

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