Bosnien: Jeder Dritte arbeitet im öffentlichen Dienst

Parlament in Sarajevo
Parlament in SarajevoReuters
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Von rund 720.000 Beschäftigte in Bosnien arbeiten 240.000 für den Staat. Analyst Zarko Papic übt scharfe Kritik an den "Parteisoldaten".

Jeder dritte Beschäftigte in Bosnien-Herzegowina arbeitet im öffentlichen Dienst. Von rund 720.000 Erwerbstätigen arbeiten etwa 240.000 in staatlichen Institutionen, Firmen und Agenturen, berichtete am Montag das Internetportal "klix.ba". Es handle sich um "Parteisoldaten", ist der politische Analyst Zarko Papic überzeugt. Sie würden den Regierungsparteien in dem komplexen Staatsgebilde den Machterhalt sichern. Papic spricht von Klientelismus und Nepotismus. Davon erfasst wären alle Beschäftigten im öffentlichen Bereich, von Dienstchauffeuren bis zu Beratern. Es würde sich um Menschen handeln, die bei Wahlen ihre Stimme nicht für eine Partei, die ihrer Ansicht nach besser ist, sondern "für ihren Arbeitsplatz" abgeben.

Nur ein Drittel der Reformen umgesetzt

Die hohen Ausgaben für den öffentlichen Dienst sind nach Ansicht von Papic auch das Haupthindernis für die Umsetzung der Reformagenda, welche das Balkanland an die Europäische Union annähern soll. Führende bosnische Politiker hatten sich Anfang des Vorjahres zur Agenda verpflichtet. Eine kürzlich veröffentlichte Analyse zeigt allerdings, dass von den geplanten Reformschritten bisher nur ein Drittel fristgerecht umgesetzt wurde.

Die Verpflichtung der führenden Politiker zur Reformagenda war im Vorjahr die Voraussetzung für das Inkrafttreten des bereits 2008 abgeschlossenen Assoziierungsabkommens der EU mit Bosnien-Herzegowina. Dieses ist seit Juni 2015 in Kraft.

Durch das Dayton-Friedensabkommen, mit dem der dreijährige Bosnien-Krieg Ende 1995 beendet wurde, wurde das Balkanland als ein aus zwei Landesteilen (Bosniakisch-Kroatische Föderation und Republika Srpska) bestehender Staat auf die Beine gestellt. Beide Entitäten haben eigene Verwaltungen, darüber hinaus gibt es gesamtstaatliche Institutionen.

(APA)

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