Ölpreis fällt zeitweise unter 40 US-Dollar

Die Rohöllager der USA sind prall gefüllt.
Die Rohöllager der USA sind prall gefüllt. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON)
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Ein Fass Rohöl kostete zu Wochenbeginn zeitweise weniger als 40 Dollar. Das weltweite Überangebot lässt die Preise purzeln.

Wien. Hatte es in den vergangenen Monaten noch nach einer Erholung ausgesehen, dürfte diese Hoffnung spätestens seit Mitte Juni zunichtegemacht worden sein. Rohöl geriet seither merklich unter Druck. Zu Wochenbeginn rutschte der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 40 Dollar, bevor es am gestrigen Dienstag zu einer Gegenbewegung kam.

Was das bedeutet? Seit seinem Preishoch im Juni des Vorjahres verbilligte sich ein Barrel (159 Liter) um mehr als 20 Prozent. „Das Überangebot belastet weiterhin den Markt“, sagt dazu David Lennox, Analyst von Fat Prophets in Sydney.

Saudis wollen Marktanteile

Der erneute Preisrutsch bei Rohöl hat mehrere Gründe. Einige US-Unternehmen sahen sich in den vergangenen Monaten dazu veranlasst, ihre Investitionen zusammenzustreichen, weil sich diese nicht mehr rechneten. Geringere Fördermengen beflügeln im Idealfall den Preis, weil es weniger Angebot auf dem Markt gibt. Doch in der vergangenen Woche erhöhte sich die Zahl der neuen Ölplattformen wieder so stark wie seit Dezember des Vorjahres nicht. Es wird also wieder mehr gefördert, das lastet auf dem Preis. Gleichzeitig sitzen die Amerikaner auf prall gefüllten Lagern. Ihre Bestände liegen deutlich über dem Fünfjahresschnitt.

Saudiarabien, dessen wichtigste Einnahmequelle Öl ist, denkt nicht daran, seine Produktion zu drosseln. Im Gegenteil, man revidierte die Produktionsmenge erst kürzlich um 250.000 auf 10,55 Mio. Barrel pro Tag nach oben. Damit produziere Saudiarabien fast wieder auf dem Rekordniveau von Juni 2015, schreiben die Commerzbank-Analysten. Sie führen zwar an, dass dies auf den höheren Eigenbedarf im Sommer zurückzuführen sein könnte. Doch die stärksten Preissenkungen seit einem Jahr für Kunden aus Asien deuten darauf hin, dass das Königreich eher versucht, Marktanteile zulasten des Iran zu gewinnen. Auch das Ölförderkartell Opec steht nicht auf der Bremse. Mit 33,41 Mio. Barrel täglich liegt seine Produktion auf einem Mehrjahreshoch.

Nicht ganz unbedeutend dürfte freilich auch die Rolle der Finanzanleger sein, die derzeit eher auf einen Preisrückgang setzen. Die Commerzbank zeigt sich dennoch optimistisch. Sie sieht bis Jahresende wieder einen Preis von 50 Dollar. Der Verfall der Ölpreise hatte Mitte 2014 eingesetzt, als ein Fass über 100 Dollar kostete. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2016)

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