Von Superreichen und ganz Armen

Obdachloser in der Innenstadt K�ln 03 09 2017 Foto xC xHardtx xFuturexImage
Obdachloser in der Innenstadt K�ln 03 09 2017 Foto xC xHardtx xFuturexImage(c) imago/Future Image (Christoph Hardt)
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Laut dem aktuellen Oxfam-Bericht vergrößerten die Milliardäre der Welt ihre Vermögen 2018 um durchschnittlich 2,5 Milliarden Dollar am Tag.

Wien. Dieses Schauspiel hat längst schon Tradition. Am Dienstag startet im schweizerischen Davos das jährliche Weltwirtschaftsforum – kurz davor legt die britische Nichtregierungsorganisation Oxfam ihre eigenen, kritischen Zahlen zur weltweiten Schere zwischen Armen und Reichen auf den Tisch. Demnach seien die Vermögen der Milliardäre im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen, sie gewannen also durchschnittlich 2,5 Milliarden US-Dollar am Tag dazu. Gleichzeitig verbuchte die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung Einbußen von elf Prozent. Sie haben durchschnittlich 500 Millionen Dollar am Tag verloren, schreibt Oxfam im aktuellen Bericht.

In den zehn Jahren seit der Finanzkrise habe sich die Zahl der Milliardäre weltweit beinahe verdoppelt. Was Oxfam auch feststellt: Die Zahl derjeniger, denen der Ausbruch aus der extremen Armut gelingt, sinkt. Sie habe sich seit 2013 halbiert. In Teilen Afrikas steige die extreme Armut sogar wieder an. Oxfam kritisiert, dass Regierungen auf der ganzen Welt „Konzerne und Vermögende mit dicken Steuergeschenken beglückt“ haben. In reichen Ländern seien zwischen 1970 und 2013 die Spitzensteuersätze auf Einkommen von durchschnittlich 62 auf 38 Prozent gefallen. In einigen Ländern, darunter Großbritannien und Brasilien, würden die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung einen höheren Anteil ihres Einkommens für Steuern aufwenden als die reichsten zehn Prozent.

Der Bericht hat viele Kritiker

Oxfam fordert die politisch Verantwortlichen auf, mehr in gebührenfreie Bildungs- und Gesundheitsangebote zu investieren. Dies sei das beste Mittel gegen soziale Ungleichheit. „Gesundheitsversorgung und soziale Sicherungsnetze sind unverzichtbar im Kampf gegen Ungleichheit und einer der wichtigsten Ansatzpunkte für mehr Geschlechtergerechtigkeit“, heißt es in dem Bericht. Frauenrechte müssen global gestärkt und Frauenorganisationen besser gefördert werden. Außerdem seien Anreize und bessere öffentliche Angebote erforderlich, die zu einer gerechteren Verteilung der bezahlten und unbezahlten Pflege-, Sorge- und Erziehungsarbeit beitragen.

Der Oxfam-Bericht ruft Jahr für Jahr Kritiker auf den Plan. Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria etwa kritisiert, dass Oxfam unterstelle, dass die Armen deshalb arm seien, weil die Reichen reich seien. Es sei aber vielmehr so, dass sich seit dem Ende des Kalten Krieges mehr Menschen aus der Armut befreit haben, als die USA und Europa über Einwohner verfügen. Außerdem handle es sich bei den Daten der Credit Suisse, auf die sich Oxfam beruft, lediglich um Schätzungen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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