Prozess: Ist Cathy Hummels eine "Frauenzeitschrift"?

Zivilprozess gegen Cathy Hummels
Zivilprozess gegen Cathy HummelsAPA/dpa/Tobias Hase
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Cathy Hummels, Influencerin und Frau von Mats Hummels, steht wegen Schleichwerbung auf Instagram vor Gericht. Das Urteil könnte auch für weniger prominente Social-Media-Nutzer Folgen haben.

Die Influencerin Cathy Hummels ist normalerweise eher in der Society-Berichterstattung vertreten, doch dieser Tage findet man sie plötzlich auf den Wirtschaftsseiten der deutschen Medien. Hummels, der im Sozialen Netzwerk "Instagram" mehr als 460.000 Nutzer folgen, war nämlich am Montag im Landgericht München anzutreffen, weil sie sich gegen den Vorwurf der Schleichwerbung wehrt. Diesen erhebt der Verein "Verband sozialer Wettbewerb" (VSW), unter anderem deshalb, weil Hummels auf Fotos die Modemarken verlinkt hat, die sie trägt. Wer hinter dem Verein steckt, will Geschäftsführer Ferdinand Selonke gegenüber der Zeitung "Welt" nicht sagen, er beruft sich auf den Datenschutz.

Fakt ist jedenfalls dass der VSW nicht nur Hummels mit rechtlichen Schritten drohte. Es gibt eine regelrechte Abmahnwelle. Nach Auffassung des Vereins müssen Influencer nicht nur solche Beiträge als Reklame kennzeichnen, bei denen sie für die Verlinkung eine Gegenleistung erhalten haben, sondern auch für Beiträge, in denen eine Marke sichtbar ist oder genannt wird.

Wer viel in Sozialen Medien unterwegs ist, dem wird vermutlich aufgefallen sein, dass manche Influencer dazu übergangen sind, einfach alle ihre Beiträge mit dem Hashtag #werbung oder ähnlichem zu markieren. Sicher ist sicher. Cathy Hummels hat das nicht vor und zog daher vor Gericht.

"Bis vor kurzem war Influencer noch eine Krankheit"

Für Erheiterung hat beim Prozessauftakt die Vorsitzende Richterin, Monika Rhein, gesorgt. "Bis vor kurzem war Influencer noch eine Krankheit, aber jetzt ist das ein Beruf", sagte sie.

»Ich sehe mich mehr oder weniger als Frauenzeitschrift«

Cathy Hummels

Doch auch Hummels lässt mit ihren Aussagen aufhorchen - etwa, wenn sie über den blauen Haken spricht, der neben ihrem Namen zu sehen ist. Sie werde "mit dem blauen Haken als Marke gekennzeichnet", sagt die Influencerin. Tatsächlich zeigt der Haken lediglich an, dass Instagram bestätigt, dass die Person Cathy Hummels hinter dem Account steckt. 

Jedenfalls ist Hummels überzeugt, dass sie als Marke wahrgenommen wird: "Ich sehe mich mehr oder weniger als Frauenzeitschrift". Und so verhalte sie sich auch. Wenn sie Werbung mache oder eine Partnerschaft eingehe, würde sie das auch transparent machen, andernfalls nicht.

Für die Beiträge, um die es im Rechtsstreit geht, habe sie kein Geld oder Geschenke bekommen, betont Hummels. Warum sie dann die Marken verlinkt hat? Als Service für ihre Fans.

"Die Leute denken, sie wären mit Hummels befreundet"

Sie beschäftige sich bis zu vier Stunden täglich mit ihrem Nutzerkonto, sagt Hummels. Natürlich gebe es da geschäftliche Interessen. Sie nutze das Konto aber auch, um ihrem Mann, dem Fußballer Mats Hummels, private Nachrichten zu schreiben, sagt sie.

"Es funktioniert, weil die Leute denken, sie wären plötzlich mit Cathy Hummels befreundet", fasst Richterin Rhein zusammen. Sie fragt sich aber gleichzeitig: "Ist das nicht ein bisschen lebensfremd, dass jemand denken könnte, das macht sie alles nur aus Liebe zu ihren Followern?" Rhein kann Hummels' Erklärungen durchaus etwas abgewinnen. Man könne neue Medien nicht anders behandeln als klassische, sagte sie. Und auch dass der Vergleich zur "Frauenzeitschrift" plausibel sei. Sollte sich doch der Verein durchsetzen, hätten möglicherweise auch jene auf Sozialen Medien ein Problem, die es nicht zu Prominenz gebracht haben.

Gegen den Verein VSW sind neben Hummels auch weitere Influencer vor Gericht gezogen. Eine höchstrichterliche Entscheidung zu der Causa gibt es bisher noch nicht, noch ist alles offen, das Urteil in München soll am 29. April verkündet werden. Gewonnen hat Hummels aber sicherlich zumindest etwas durch den Medienrummel: noch ein paar Follower mehr.

>>> Bericht auf "Welt.de"

(sk )

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