Kann man sich bei Treasuries wieder trauen?

US-Notenbankchef Jerome Powell steht bei Zinserhöhungen auf der Bremse.
US-Notenbankchef Jerome Powell steht bei Zinserhöhungen auf der Bremse. (c) APA/AFP/SAUL LOEB (SAUL LOEB)
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Gute Konjunktur und steigende Inflation setzten US-Staatsanleihen unter Druck. Das ändert sich nun – aus gutem Grund.

Wien. Es ist erst wenige Monate her, da war ein Investment in US-Staatsanleihen noch ein klares Verlustgeschäft. Und das ausgerechnet in einer Anlageklasse, die eigentlich als sicherer Hafen gilt. Grund waren die guten Wirtschaftsdaten aus den USA. Die Konjunktur gewann in den vergangenen Jahren zunehmend an Fahrt und heizte damit auch die Inflation an. Folglich zogen die Währungshüter jenseits des Atlantiks die Zinsschraube schrittweise enger, zuletzt auf eine Bandbreite von 2,25 bis 2,5 Prozent.

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Womit sich der Kreis zu den Rentenmärkten schließt. Werden die Zinsen aufgrund einer nachhaltig guten Wirtschaftsentwicklung angehoben, verlieren bestehende Anleihen zunehmend an Wert. Denn neue Papiere haben dann einen höheren Zinskupon und sind damit interessanter. Aus genau diesem Grund verloren US-Staatsanleihen, oder Treasuries, in den vergangenen Jahren an Wert, ein Ende der Zinsanhebungen war dabei nicht in Sicht.

Anleiherenditen fallen

Das wirkt sich freilich auch auf die Anleiherenditen aus. Je günstiger nämlich eine Anleihe wird, desto höher ist die Rendite, die man beim Kauf erzielen kann. Bei zehnjährigen Treasuries erreichte die Rendite im November 2018 mit 3,24 Prozent sogar ein mehrjähriges Zwischenhoch.

Doch seither ist offenbar Schluss, die Renditen legen inzwischen einen Rückwärtsgang ein. Anders gesagt: Die Kurse der US-Staatsanleihen haben wieder begonnen zu steigen. Und das könnte erst der Anfang sein, zumindest in nächster Zeit. Immerhin hat die Fed bei ihrer jüngsten Sitzung Ende Jänner den Leitsatz unverändert belassen und einen deutlichen Schwenk eingelegt. Noch im vergangenen September stellte sie für heuer drei Anhebungen in Aussicht.

Jetzt wollen die Währungshüter weitere Zinserhöhungen lieber von ökonomischen Entwicklungen abhängig machen, zu denen auch die Inflation zählt. Und da lässt die Dynamik nach, allein die Jahresinflationsrate in den USA sank im Jänner auf 1,6 Prozent. Für Mirjam Treyer von der Credit Suisse steht jedenfalls fest: „Zumindest im ersten Halbjahr 2019 wird die Fed keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen.“

Noch unwahrscheinlicher ist eine Zinsanhebung in der Eurozone. Ein erster Schritt wurde bis vor Kurzem im Herbst erwartet. Doch die Konjunktur kühlt inzwischen ab. In Deutschland stagnierte das Wachstum im vorigen Quartal, die Einkaufsmanagerindizes in Frankreich und Italien schwächten sich indessen ab.

Und das ist nicht alles. Politische Risken, etwa der Brexit, könnten das Umfeld zusätzlich belasten, befürchtet Ulrich Willeitner, DWS-Portfoliomanager. Seine Prognose: Sollten sich die Wachstumsaussichten deutlich verschlechtern, sei sogar die Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms der EZB, das im Dezember 2018 beendet wurde, durchaus möglich. Das Programm hatte jahrelang Liquidität in die Märkte gepumpt und die Kurse von Euro-Staatsanleihen gestützt.

Doch was bedeuten diese Entwicklungen für Anleger? Sie können mittels börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds), auf steigende Anleihekurse setzen. Bei diesen Produkten gibt es kein aktives Fondsmanagement, weshalb sie ein günstiges Investmentprodukt sind.

Kommt die Kurswende?

Bleibt noch die Frage, ob die Kurswende tatsächlich kommt. Das wird sich freilich zeigen. Zumindest sprechen aber einige Gründe dafür.

Bei einem Investment in US-Staatsanleihen muss zudem das Dollarrisiko beachtet werden. Oder man kauft einen währungsgesicherten ETF – dieser hat den Zusatz „Euro-Hedged“ im Namen (siehe Tabelle). Einzig, bei allen Produkten sind auch Kursverluste möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2019)

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