Die Teuerungsrate liegt bei 20 Prozent. Wie sie Erdoğan auf sechs Prozent drücken will, sagt er nicht.
Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will die Inflation in seinem Land von derzeit rund 20 Prozent auf sechs bis sieben Prozent drücken. Wie dies gelingen soll, ließ Erdoğan am Samstag in einer Wahlkampfrede in Rize im Nordosten der Türkei allerdings offen. Auch einen genauen Zeitraum nannte er nicht, bezog sich aber offenbar auf die Zeit nach der Kommunalwahl am 31. März.
Die Teuerungsrate werde auf sechs bis sieben Prozent zurückgehen, sagte Erdoğan. „Eine Inflationsrate von 19 bis 20 Prozent ist für uns nicht angemessen.“ Noch im Jänner lag die Teuerungsrate bei knapp über 20 Prozent, im Februar werde sie knapp darunter erwartet.
Hintergrund ist die Abwertung der Landeswährung Lira. Sie verlor im vergangenen Jahr um 28 Prozent im Vergleich zum Dollar, da Investoren wegen Verbalattacken Erdoğans an der Unabhängigkeit der Zentralbank zweifelten. Zudem verstärkten politische Spannungen zwischen der Türkei und den USA die Konjunktursorgen.
Dadurch verteuerten sich Importe erheblich, was die Inflationsrate im Oktober auf das 15-Jahreshoch von 25 Prozent trieb. Die Regierung senkte daraufhin die Steuern für Konsumgüter und rief Geschäfte zu Rabatten auf, wodurch die Inflation zum Jahresende wieder etwas sank. Sie bleibt aber auf einem hohen Niveau und zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher. Trotz der wiederholten Appelle Erdoğans an seine Landsleute, vorhandene Dollar und Euro in Lira einzutauschen, sind Sparer in den vergangenen Monaten in Scharen aus der Lira in den Dollar geflohen. (Reuters/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)