Japans Staatsanwaltschaft beeinsprucht Ghosn-Freilassung

Carlos Ghosn
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Davor hatte das Gericht eine Enthaftung von Carlos Ghosn, dem früheren Chef der Herstellerallianz Renault-Nissan-Mitsubishi angeordnet. Die Freilassung dürfte sich nun verzögern.

Japans Staatsanwaltschaft hat Widerspruch gegen die Freilassung des seit November inhaftierten Automanagers Carlos Ghosn eingelegt. Das zuständige Gericht in Tokio teilte am Dienstag mit, die Staatsanwälte hätten Beschwerde gegen eine Freilassung auf Kaution eingelegt.

Das Gericht hatte die Kaution für den früheren Nissan-Chef zuvor auf eine Mrd. Yen (knapp acht Mio. Euro) festgelegt und zugleich angeordnet, Ghosn müsse in Japan bleiben. Die Freilassung dürfte sich nun aber verzögern.

Der mächtige Automanager war am 19. November überraschend in Japan festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, er habe jahrelang ein zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen. Der einstige Vorzeigemanager, der auch jahrelang beim französischen Autobauer Renault die Geschicke lenkte, bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

Ghosn vermutet Komplett gegen sich

Der 64-Jährige, der Nissan vor der Pleite gerettet und zusammen mit Renault und Mitsubishi eine mächtige internationale Autoallianz geschmiedet hatte, war am 19. November wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen in Tokio festgenommen und später angeklagt worden. Zudem soll er laut der japanischen Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Ghosn hat vor Gericht seine Unschuld beteuert und vermutet einen Komplott gegen ihn.

Nach wiederholt gescheiterten Anträgen auf Freilassung gegen Kaution hatte Ghosn kürzlich seinen japanischen Anwalt ausgewechselt. Daraufhin übernahm der Jurist Junichiro Hironaka seine Verteidigung. Dieser hat schon mehrmals prominente Angeklagte vertreten und häufig Freisprüche erreicht.

Der einst gefeierte Manager ist Architekt der Autoallianz zwischen Renault und den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi. Die Japaner hatten ihn kurz nach der Verhaftung gefeuert. Bei Renault trat Ghosn später zurück. Auch der französische Konzern leitete Untersuchungen zu möglichen Unregelmäßigkeiten ein und will diese bis zum Frühjahr abschließen.

Ghosns Aufgaben bei Renault wurden aufgespalten. Jean-Dominique Senard übernahm den Präsidentenposten und ist auch für die von Ghosn entworfene Allianz mit Nissan verantwortlich. Wie das Auto-Bündnis mit dem japanischen Hersteller Nissan weitergeführt wird bleibt abzuwarten. In der Allianz mit Renault sei es wichtig, dass jeder Partner Eigenständigkeit besitze, sagte der neue Nissan-Chef Hiroto Saikawa jüngst. Eine übermäßige Machtanhäufung wie unter Ghosn müsse künftig vermieden werden.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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