Griechenlands Rückkehr zur Normalität

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Athen legte bereits die zweite längerfristige Staatsanleihe im laufenden Jahr auf. Die Ratingagenturen stufen das Land schrittweise nach oben. Aber noch sind Hausaufgaben zu machen – was schmerzhafte Einschnitte bringt.

Athen. Am Dienstag legte Athen die erste zehnjährige Anleihe seit neun Jahren auf. Der griechische Staat nahm 2,5 Milliarden Euro ein, es gab Angebote in der Höhe von knapp zwölf Milliarden Euro. Entsprechend der großen Nachfrage purzelten die Zinsen. Waren ursprünglich um die 4,1 Prozent angepeilt worden, so lag die Rendite letztlich bei 3,9 Prozent.
Das ist hoch im europäischen Vergleich, aber respektabel für Griechenland, das jahrelang von den Finanzmärkten ausgeschlossen war. Zum Vergleich: Bei der Aufnahme der letzten zehnjährigen Anleihe im März 2010 hatten die Zinsen 6,3 Prozent betragen. Der vergleichsweise niedrige Zins ist der erste Erfolg für die griechische Regierung. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass dies für Griechenland bereits die zweite Platzierung eines längerfristigen Schuldtitels im laufenden Jahr ist.

Ende Jänner hatte die Regierung durch Auflegung einer fünfjährigen Anleihe ebenfalls 2,5 Milliarden Euro kassiert. Das Land muss 2019 maximal sieben Milliarden Euro aufnehmen, um den Schuldendienst für das laufende Jahr zu finanzieren; nun hat es bereits Anfang März fünf Milliarden Euro geschafft. Die Botschaft ist eindeutig: Athen signalisiert den Märkten, dass das Land zur Normalität zurückgekehrt ist; dass es sich auch längerfristig wieder selbst finanzieren kann. Der „Kapitalpuffer“ von 26,5 Milliarden Euro, über den die Regierung verfügt, bleibt somit tatsächlich das, was er sein soll – ein Sicherheitspolster, der in der Realität nicht gebraucht wird. Das ist alles andere als selbstverständlich. Angesichts der hohen Staatsschulden von 190 Prozent des Volkseinkommens und der faulen Kredite in den Banken hatten viele – unter ihnen auch der Chef der griechischen Zentralbank – für eine „Kreditschiene“ durch die Gläubiger plädiert.

Zuletzt haben auch die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes schrittweise erhöht. Griechische Anleihen sind zwar immer noch „spekulativ“, aber nur noch drei bis vier Stufen von der Normalität entfernt – insgesamt also kein Vergleich zu früheren Jahren. Aber bei Weitem nicht alles ist so rosig, wie es der erfolgreiche Ausflug auf die Kapitalmärkte erscheinen lässt.

Die Gläubiger der Eurogruppe haben Griechenland die gelbe Karte für die Verschleppung von Reformen gezeigt. Bis zur nächsten Sitzung der Eurogruppe am 11. März muss Athen noch einige Hausaufgaben erledigen, damit die Gläubiger dem Land eine Milliarde Euro von Gewinnen aus griechischen Anleihen ausschütten.

Athen muss unter anderen für einen beschleunigten Abbau von unbedienten Krediten in den Bankenbilanzen sorgen. Das ist aber mit Versteigerungen von Erstwohnsitzen säumiger Schuldner verbunden – besonders in einem Wahljahr eine schmerzhafte Maßnahme für die Regierung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2019)

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