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Apple ist wieder die Nummer eins

Apple ist schon wiederholt totgesagt worden. Jetzt ist der iPhone-Hersteller wieder der weltgrößte Konzern.
Apple ist schon wiederholt totgesagt worden. Jetzt ist der iPhone-Hersteller wieder der weltgrößte Konzern.(c) REUTERS (Aly Song)
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Allen Unkenrufen zum Trotz ist der iPhone-Hersteller vorige Woche beim Börsenwert am Software-Giganten Microsoft vorbeigezogen. Doch das Ringen um Platz eins bleibt hart.

Wien. Apple hatte es in den vergangenen Monaten nicht leicht. Im Sommer des Vorjahres war es dem damals weltgrößten Konzern erstmals gelungen, beim Börsenwert die Billionen-Dollar-Grenze zu überschreiten. Doch dann machte sich die Konjunkturschwäche in China bemerkbar, der erfolgsverwöhnte Technologiekonzern setzte auf diesem wichtigen Markt im vierten Quartal weniger Handys ab. Und hatte die Tatsache, dass Apples Wohlergehen extrem stark vom iPhone abhängt, die Anleger zuvor kaltgelassen, missfiel ihnen das plötzlich, und sie schickten die Aktie auf Talfahrt.

Apple rutschte in einem allgemein schwachen Börsenumfeld bei der Marktkapitalisierung hinter den Softwarekonzern Microsoft und zeitweise auch hinter den Onlinehändler Amazon zurück.

Microsoft liegt vor Amazon

Das hat sich vorige Woche geändert: Ob nun die Präsentation einer neuen iPad-Generation der Auslöser war oder die für heute, Montag, erwartete Ankündigung, in das Video-on-demand-Geschäft einzusteigen – Apple konnte an Microsoft vorbeiziehen und liegt wieder auf Platz ein. Zum Wochenschluss betrug die Marktkapitalisierung des iPhone-Giganten 901Milliarden Dollar; Microsoft brachte es auf 898 Milliarden, der Onlinehändler Amazon auf 867 Milliarden und Google-Mutter Alphabet auf 839 Milliarden Dollar, wie Bloomberg-Daten zeigen. Bei der Marktkapitalisierung handelt es sich um den Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl der Aktien.

Dabei befindet sich der Aktienkurs von Microsoft fast auf einem Allzeithoch, während jener von Apple um 18Prozent unter dem Rekordwert des Vorjahres liegt. Doch seit dem Weihnachtstief konnte Apple um 30 Prozent und Microsoft aber nur um 24Prozent aufholen. Der durch sein Windows-Betriebssystem bekannte Software-Gigant hat in den vergangenen Jahren sein Geschäft mit der Cloud (Zur-Verfügung-Stellen von Speicherplatz und Software im Internet) ausgebaut, was sich zunehmend bezahlt macht. Microsoft hat bereits 2010 den Titel des weltgrößten Unternehmens innegehabt, war aber vom damaligen Shootingstar Apple verdrängt worden. Dieser wiederum hat es in diesem Jahr erstmals unter die fünf größten Handyhersteller geschafft – hinter RIM, LG Electronics und Samsung. Auf Platz eins lag scheinbar unangefochten Nokia. Doch Nokia hat das Smartphone verschlafen, ist als Handyhersteller in der Bedeutungslosigkeit verschwunden und erlebt nun als Netzwerkausrüster ein Comeback – in wesentlich kleineren Dimensionen.

Das Schicksal von Nokia gilt seitdem als Paradebeispiel für ein Star-Unternehmen, das stur an einem erfolgreichen Produkt festhält, bis dieses eben nicht mehr erfolgreich ist. Kritiker sahen zeitweise auch für Apple ein Nokia-Schicksal nahen, sollte es dem iPhone-Hersteller nicht bald gelingen, eine neue große Erfindung wie das iPhone auf den Markt zu bringen.

Das Unternehmen kämpft seit Längerem darum, sich weitere Standbeine neben dem Hardwaregeschäft aufzubauen. So hat Apple im Jänner angekündigt, Filme und TV-Sendungen aus seiner iTunes-Plattform auf Samsung-Fernsehern und damit erstmals direkt auf Geräten eines anderen Herstellers verfügbar zu machen. Lange Zeit haben die Serviceangebote vor allem dazu gedient, den Verkauf der eigenen Geräte anzukurbeln. Doch in den vergangenen Monaten machte man in den USA etwa Apple Music über die Echo-Lautsprecher von Amazon zugänglich. Schon vor einiger Zeit hat der Konzern Apple Music auch für Nutzer von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android verfügbar gemacht.

Einstieg in TV-Markt erwartet

Die Erwartung, dass Apple heute, Montag, seinen Einstieg in den Streamingmarkt ankündigen und sich bei Onlinevideos dort als Konkurrent von Netflix und Amazon versuchen könnte („Die Presse“ hat berichtet), hat keineswegs einhellige Begeisterung hervorgerufen. Der Einfluss auf den Gewinn werde gering sein, meinen die Analysten von Goldman Sachs und sehen den fairen Wert der Aktie bei 140Dollar. Das liegt weit unter dem gegenwärtigen Kurs von 171 Dollar. Viele Analysten sehen Apple aber wieder auf altem Erfolgskurs, etwa Laura Martin von Needham: Sie sieht Wertsteigerungspotenzial aufgrund der Produktpalette, zu der Services wie Apple Music, aber auch Wearables und Accessoires gehören.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2019)

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