Eine Aufspaltung des Onlinenetzwerks wird zum Thema im US-Wahlkampf. Facebook wehrt sich.
Washington/Menlo Park. Die Forderung nach einer Zerschlagung von Facebook wird verstärkt zu einem Thema für den Vorlauf zur US-Präsidentenwahl 2020. Mit der Senatorin Kamala Harris sprach sich eine weitere Politikerin aus dem Lager der Demokraten dafür aus, dass die amerikanische Regierung eine Aufspaltung des Onlinenetzwerks prüfen sollte.
Wie ein Versorgungskonzern
Die Forderung, Facebook zu zerschlagen, bekam in den vergangenen Tagen neuen Auftrieb. Chris Hughes, einer der Mitgründer des Onlinenetzwerks, hatte in einem Beitrag in der „New York Times“ dafür plädiert, dass Facebook die zugekauften Apps Instagram und WhatsApp wieder abgeben muss und künftig strikter reguliert wird. Er bekam dafür Applaus unter anderem von einer weiteren Präsidentschaftsanwärterin der Demokraten, der Senatorin Elizabeth Warren, die schon seit einiger Zeit eine Zerschlagung der großen Onlineplattformen Facebook, Google und Amazon fordert.
Harris ging nicht ganz so weit, sagte in einem CNN-Interview am Wochenende aber: „Wir müssen das ernsthaft in Erwägung ziehen.“ Facebook spiele aus wirtschaftlicher Sicht eine ähnliche Rolle wie ein Versorgungsunternehmen, werde aber nicht entsprechend reguliert. „Aus meiner Sicht muss das ein Ende haben.“
Facebooks Gegenargumente
Facebook setzt sich unterdessen gegen die Forderungen zur Wehr. Der neue Politikchef Nick Clegg konterte am Wochenende – auch in der „New York Times“ –, eine Zerschlagung sei die falsche Lösung. Clegg, ein ehemaliger britischer Vizepremier, bestritt unter anderem, dass Facebook eine Monopolposition habe. So habe das Onlinenetzwerk allein im Markt der Chatdienste viele Konkurrenten wie Apples iMessage, Microsofts Skype, Line aus Japan und WeChat aus China. Die Größe ermögliche Facebook hohe Investitionen in die Sicherheit der Dienste – etwa durch das Vorgehen gegen Terrorpropaganda und Hassrede. „Das wäre so ziemlich unmöglich für ein kleineres Unternehmen.“
Hughes hatte unter anderem argumentiert, dass Facebooks Gründer und Chef, Mark Zuckerberg, zu viel Macht habe und das Onlinenetzwerk durch seine Größe die Entstehung neuer Wettbewerber verunmögliche. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2019)