Der Sturz des Cannabis-Visionärs

Die seit 2015 amtierende liberale Regierung in Kanada hat Cannabis auch für den Freizeitgebrauch legalisiert.
Die seit 2015 amtierende liberale Regierung in Kanada hat Cannabis auch für den Freizeitgebrauch legalisiert. (c) REUTERS (Chris Wattie)
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Bruce Linton, Mitgründer und Ko-Chef des globalen, auch in Europa präsenten Unternehmens Canopy Growth, verliert plötzlich seinen Job.

Ottawa. Bruce Linton galt als „das öffentliche Gesicht“ der aufstrebenden und global expandierenden kanadischen Cannabis-Industrie. Der Mitgründer und Ko-Chef von Canopy Growth, einem der weltweit größten Cannabis-Unternehmen, war der omnipräsente CEO und Visionär in der vor wenigen Jahren noch kleinen Cannabis-Industrie. Nun hat der 52-Jährige plötzlich seinen Job verloren.

Sein unerwarteter Abgang überrascht den ganzen Sektor – bis nach Europa. Denn Canopy Growth hatte in den vergangenen Jahren mit Akquisitionen auch in Deutschland für den europäischen Markt eine solide Basis geschaffen. In einer Pressemitteilung sprach Canopy Growth vom „Rücktritt“ Lintons. Dieser wird mit den Worten zitiert, das Direktorium habe entschieden, seine Zeit als Ko-CEO sei abgelaufen, „und ich habe zugestimmt“. Aber Linton machte in Interviews klar, dass es eine einseitige Entscheidung war. Sein Vertrag sei beendet worden – eine zurückhaltende Umschreibung von Rausschmiss und Feuern.

Bruce & die Schokoladenfabrik

Linton, der aus der Telekom-Industrie kommt, beeinflusste über Jahre hinweg die Cannabis-Industrie Kanadas, die zunächst nur den kleinen Sektor medizinisch verschriebenen Marihuanas belieferte. Aber schon 2012 hatte er große Pläne. Er war auf der Suche nach einer Produktionsstätte für Cannabis. Er fand sie in Smith Falls, einem Städtchen bei Ottawa, das einen dramatischen Niedergang erlebte, nachdem die Schokoladenfabrik Hershey dort ihre Produktion eingestellt hatte. „Die Stadt hatte Hunderte Arbeitsplätze verloren, aber da gab es weiter die großen leer stehenden Hallen mit Anschluss an das Elektrizitätsnetz. Genau das, was wir brauchten“, sagte Linton vor einem Jahr dieser Zeitung. Zwar regierte 2012 in Ottawa eine konservative Regierung, aber Linton war davon überzeugt, dass Änderungen in der Gesetzgebung kommen würden. Als die seit Ende 2015 amtierende liberale Regierung Cannabis auch für den Freizeitgebrauch legalisierte, war Canopy Growth bereit. Hunderte Arbeitsplätze wurden allein in Smith Falls geschaffen, und der Marktwert des Unternehmens beläuft sich heute bei einem Aktienkurs von etwa 53 Can-Dollar (35 Euro) auf rund 18 Mrd. Can-Dollar (zwölf Mrd. Euro).

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