Handelsstreit an mehreren Fronten

Auch wenn die US-Regierung den Bann gegen Huawei ein wenig entschärfen will: Der Handelsstreit setzt dem chinesischen Unternehmen schwer zu.
Auch wenn die US-Regierung den Bann gegen Huawei ein wenig entschärfen will: Der Handelsstreit setzt dem chinesischen Unternehmen schwer zu. (c) REUTERS (Aly Song)
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Der chinesische Konzern Huawei streicht Jobs in den USA. Ein Handelskrieg droht auch zwischen Japan und Südkorea. Deutschland will indes den Zollstreit mit den USA beilegen.

Washington/Peking/New York. Kaum ein anderes Unternehmen steht derart im Zentrum des Handelsstreits wie der chinesische Netzwerkausrüster Huawei. Der will nun in den USA Hunderte Mitarbeiter entlassen, wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen berichtet. Betroffen seien 850 Angestellte der auf Forschung und Entwicklung spezialisierten Tochterfirma Futurewei Technologies. Aus China stammenden Angestellten sei angeboten worden, auf Posten in der Heimat zu wechseln.

Zur Vorgeschichte: Die US-Regierung hat Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt mit der Begründung, dass die Technologie zur Spionage in den USA verwendet werden könnte. US-Firmen wurde untersagt, mit dem chinesischen Konzern Geschäfte zu tätigen. Betroffen sind vor allem Chiphersteller wie Qualcomm oder Intel. Das Verkaufsverbot belastet das Geschäft von Huawei schwer, auch wenn US-Präsident Donald Trump kürzlich versprochen hat, den Huawei-Bann wieder etwas lockern zu wollen.

Eine Ursache dürfte freilich nicht nur die Angst der USA vor Spionage sein, sondern auch davor, dass China technologisch Oberhand gewinnen könnte. Diese Angst hegt auch Japan gegenüber Südkorea und schränkte, wie berichtet, de facto die Lieferung von speziellem Plastik und Ätzmitteln für die Bildschirm- und Halbleiterproduktion nach Südkorea ein. Auch Japan machte dabei Sicherheitsbedenken geltend.

Japan ist verstimmt

Dieser Konflikt hat sich am Wochenende ebenfalls zugespitzt. Am Freitag hatte man verhandelt und offenbar Vereinbarungen getroffen, welche Details nach außen dringen sollten und welche nicht. Am Samstag warf die Regierung in Tokio den Südkoreanern vor, diese Absprachen gebrochen zu haben. Ein Vertreter der südkoreanischen Delegation hatte vor Reportern erklärt, man habe die japanische Regierung zur Aufhebung der Exportbeschränkungen aufgerufen. Daraufhin erklärte ein Vertreter des japanischen Wirtschaftsministeriums, es habe keine derartige Aufforderung gegeben.

Südkorea will nun die Welthandelsorganisation WTO anrufen. Geplant sei, das unfaire Verhalten von Japan bei der Sitzung des Allgemeinen Rates der WTO am 23. Juli zur Sprache zu bringen, teilte das südkoreanische Handelsministerium mit. Der Streit dürfte sich jedenfalls auf die weltweiten Lieferketten bei der Herstellung von Chips und Smartphone-Bildschirmen auswirken.

Ebenfalls noch nicht beigelegt ist der Handelsstreit zwischen den USA und Europa, auch wenn US-Präsident Donald Trump im Mai die angedrohten Sonderzölle auf Einfuhren von Autos aus der EU für ein halbes Jahr ausgesetzt hat. In dieser Zeit soll über ein Zollabkommen verhandelt werden.

Nun hat der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier den USA eine Fachkräfte-Allianz vorgeschlagen. Altmaier sagte am Freitag (Ortszeit) zum Abschluss seiner US-Reise in Tuscaloosa (Bundesstaat Alabama), er glaube, dass es falsch sei, Zölle zu erhöhen.

„Deshalb habe ich Vorschläge unterbreitet jenseits von Zöllen, wie wir die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit stärken können. Ein Element davon wäre, dass wir enger im Bereich der Gewinnung von Fachkräften zusammenarbeiten“, sagte Altmaier.

Allianz bei Fachkräften?

Hintergrund ist der Mangel an Fachkräften sowohl in Deutschland als auch in den USA. „Deutschland hat ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Wir hätten die Möglichkeit und die Chance, gemeinsam Fachkräfte auszubilden, indem wir jungen Amerikanern die Möglichkeit geben, die duale Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, und indem wir umgekehrt deutsche Berufsschüler motivieren, einen Teil ihrer Ausbildung in den USA zu verbringen“, sagte Altmaier.

Altmaier hatte am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer in Washington gesagt, er halte eine Lösung in Teilbereichen des Handelskonflikts bis Ende des Jahres für möglich. Die Chancen dafür stünden 50:50. Altmaier bekräftigte, Industriezölle könnten auf null reduziert werden. Die Verhandlungen mit den USA führt allerdings die EU. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2019)

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