"Automobilindustrie schlittert immer tiefer in die Krise"

An employee works on the production line of the Volkswagen Tiguan cars at the company's assembly plant in Puebla,
An employee works on the production line of the Volkswagen Tiguan cars at the company's assembly plant in Puebla,REUTERS
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Die Industrie in der Eurozone schrumpft so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Deutschlands Autoindustrie belastet laut dem Chefökonom des Instituts IHS Markit den Sektor am stärksten.

Die Industrie in der Eurozone beschleunigt ihre Talfahrt. Der schwächelnde Sektor schrumpfte im Juli so stark wie seit Ende 2012 nicht mehr, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 3000 Unternehmen mitteilte. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 1,1 Punkte auf 46,5 Zähler. Das Barometer bleibt damit deutlich unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

"Deutschland belastet den Sektor wegen der immer tiefer in die Krise schlitternden Automobilindustrie und der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen am stärksten", sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Doch auch in Italien, Frankreich, Spanien, Irland und Österreich sank die Produktion, in den Niederlanden stagnierte sie weitgehend. In Deutschland sackte der Index um 1,8 auf 43,2 Zähler.

"Zurückzuführen waren die Nachfrageflaute und der miserable Geschäftsausblick auf die wachsenden geopolitischen Krisen, inklusive der Handelskonflikte und des Brexits, sowie auf die Besorgnis über eine weiter abkühlende Binnen- und Weltkonjunktur", sagte Williamson.

Beim Exportneugeschäft mussten die Unternehmen im Euroraum laut Markit die höchsten Einbußen seit November 2011 hinnehmen. "Auch in dieser Kategorie war Deutschland mit dem stärksten Rückgang seit über zehn Jahren Schlusslicht."

Brexit setzt auch britischer Industrie zu

Der nahende Brexit setzt auch der britischen Industrie zu. "Im Juli erstickte die britische Industrie unter dem Druck des langsameren globalen Wirtschaftswachstums, der politischen Unsicherheit und der Auflösung früherer Brexit-Lagerbestände", sagte Markit-Ökonom Rob Dobson. "Kunden verzögerten, stornierten oder verlegten Aufträge außerhalb Großbritannien, was zu einem weiteren Rückgang der Neuaufträge aus dem In- und Ausland führte."

Der neue Premierminister Boris Johnson hat zuletzt deutlich gemacht, die EU notfalls auch ohne Vertrag Ende Oktober verlassen zu wollen. In dem Fall würde Großbritannien den Zugang zu dem 500 Millionen Einwohner zählenden Binnenmarkt und die Zollunion mit der EU über Nacht aufgeben. Dann würden die Regeln der Welthandelsorganisation gelten, was viele Import- und Exportzölle bedeuten würden.

(APA/Reuters)

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