VW-Betriebsratschef: Klimaschutzpolitik gefährdet Industriestandort

imago images / Rainer Unkel
  • Drucken

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh wirft der deutschen Regierung vor, mit ihrer Klimaschutzpolitik den Industriestandort Deutschland zu gefährden. "Wir riskieren, was uns stark gemacht hat."

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh wirft der deutschen Regierung vor, mit ihrer Klimaschutzpolitik den Industriestandort Deutschland zu gefährden. "Wir riskieren, was uns stark gemacht hat", sagte Osterloh der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe).

"Mich regen die politischen Diskussionen echt auf, in denen Leute mit Altbauwohnungen in der Innenstadt von Berlin oder Stuttgart das Auto verteufeln, weil die nächste U-Bahn-Haltestelle höchstens Minuten entfernt ist."

Deutschland sei gerade wegen seiner starken Industrie 2008 besser als andere Länder durch die internationale Finanzkrise gekommen, sagte Osterloh weiter. Wenn die Politik jetzt sage, dass Deutschland möglichst schnell keine Verbrennungsmotoren mehr wolle, dann müsse sie sich fragen, ob das Thema Mobilitätswende überhaupt noch in Deutschland stattfinden werde. "Die Politik muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie Deutschland als eines der führenden Industrieländer bewahren will", sagte Osterloh der "FAZ".

Bei der Wende zur Elektromobilität warf der VW-Betriebsratschef der Politik vor, den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektroautos zu lange vernachlässigt zu haben. "Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung in Berlin-Mitte leben in Mehrfamilienhäusern", sagte er. "Wie soll das aussehen, schmeißen die Menschen dann aus dem vierten Stock ihre Kabel aus dem Küchenfenster?"

Seine Sorge sei, dass die Kunden die Elektroautos am Ende stehen ließen, weil es schlicht keine Ladeinfrastruktur gebe, sagte Osterloh der Zeitung. "Die Frage ist doch, ob wir überhaupt die richtigen Leitungen und Ladestationen haben, damit der Strom für die Elektromobilität dorthin kommt, wo sie benötigt wird."

Osterloh mahnte einen Masterplan zur Mobilität der Zukunft an. "Ich sehe in der Politik zu wenige, die das ernsthaft zu ihrem Thema machen", sagte er der "FAZ". Schon jetzt sehe die Lage bei vielen Automobilzulieferern dramatisch aus. Er warnte, dass es in Deutschland bald Landstriche geben könne, in denen deswegen Unternehmen schließen und Arbeitsplätze verloren gehen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.