Russland ersetzt den Dollar durch den Euro

Wladimir Putin hat schon mehrmals angekündigt, sich im internationalen Handel vom US-Dollar verabschieden zu wollen.
Wladimir Putin hat schon mehrmals angekündigt, sich im internationalen Handel vom US-Dollar verabschieden zu wollen.(c) APA/AFP/SPUTNIK/MIKHAIL KLIMENT
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Putin macht ernst und verdrängt den Dollar aus dem Geschäft: Bei Russlands Handel mit Europa und China steigt der Anteil an Euro-Zahlungen rasant. Mit Indien handelt Russland sogar in der eigenen Währung, dem Rubel.

Moskau/Washington. Angesichts des atemlosen Handelskrieges zwischen Peking und Washington kann man leicht übersehen, dass die USA auch Russland mit einer Reihe von Sanktionen belegt haben. Der russische Präsident Wladimir Putin hat deshalb schon mehrmals angekündigt, sich im internationalen Handel vom US-Dollar verabschieden zu wollen – auch, damit die russische Wirtschaft weniger anfällig ist.

Inzwischen sind den Worten auch Taten gefolgt, wie die aktuellsten Daten aus der russischen Zentralbank zeigen. Das rohstoffreiche Land nutzt den Dollar immer weniger, obwohl der die internationale Leitwährung ist, in der auch die Rohstoffpreise festgelegt werden. Stattdessen setzt Russland auf eine Reihe von Alternativen. Profitieren kann vor allem der Euro. Der steht kurz davor, den Dollar im Handel zwischen Russland und der Europäischen Union zu überholen. Der Anteil des Euros ist binnen eines Jahres von 32 auf 42 Prozent gestiegen.

„Es gibt starke Anreize, diesen Wechsel zu machen. Nicht nur für Russland sondern auch für die Handelspartner“, sagte Dmitry Dolgin, Ökonom bei der ING Bank in Moskau, zu „Bloomberg“. Im Fall von Europa ist der Anreiz klar: Für Staaten und Länder der Eurozone gibt es eigentlich nur Vorteile, wenn man den Handel mit Russland in der eigenen Währung abwickeln kann.

Plus, so Dolgin: „Auch die EU kommt in Handelsfragen zunehmend unter Druck aus den USA.“ Ähnlich geht es bekannterweise China. Und auch hier kann der Euro profitieren.

Neue Infrastruktur

Hier ist die Veränderung viel größer und plötzlicher. Bis Anfang 2018 hatte der Euro kaum Bedeutung im Handel zwischen China und Russland, der Dollar lag bei über 80 Prozent. Seitdem hat sich der Anteil des Dollars halbiert, während der des Euros auf fast 40 Prozent gestiegen ist.

Erleichtert wurde dieser Wechsel durch den Aufbau einer neuen Zahlungsinfrastruktur, die Peking und Moskau unter Umgehung des Dollars miteinander verbindet. Dazu kommt, dass der Yuankurs von China stark kontrolliert wird, weshalb die chinesische Währung als Alternative zum Dollar nicht so attraktiv ist wie der Euro.

Russland hat ein jährliches Handelsvolumen von rund 690 Mrd. Dollar – und bei knapp mehr als der Hälfte der Geschäfte wird weiterhin in Dollar abgerechnet. Aber weniger als fünf Prozent des Handels findet direkt mit den USA statt. Moskau hat also noch Raum, den Dollaranteil weiter zu drücken. Besonders gut ist das beim Handel mit Indien gelungen.

Auch hier lag der Dollaranteil Anfang 2018 noch bei 80 Prozent. Inzwischen ist er auf 20 Prozent gefallen. Auch hier setzt Russland auf neue Infrastruktur, die Indien Zugang zum Rubel gibt, in dem inzwischen fast 80 Prozent des Handelsvolumens abgewickelt werden. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2019)

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