Hongkongs reichste Familie hat am meisten zu verlieren

Immobilienentwickler Sun Hung Kai hat Hongkong entscheidend geprägt
Immobilienentwickler Sun Hung Kai hat Hongkong entscheidend geprägtREUTERS
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Li Ka-shing, von Bewunderern Superman genannt, ist Hongkongs berühmtester Milliardär. Aber es gibt eine andere Familie, die weniger im Rampenlicht steht. Ihr Imperium gilt als mit am anfälligsten gegenüber den regierungsfeindlichen Protesten.

Familie Kwok hat den Immobilienentwickler Sun Hung Kai Properties Ltd. zum größten Hongkongs aufgebaut und kontrolliert damit mittlerweile ein Vermögen von 38 Milliarden Dollar, wie aus der Bloomberg-Rangliste der reichsten Familien Asiens hervorgeht. Das ist mit Abstand das größte in der Stadt. Ihr Imperium ist auch besonders anfällig für die Proteste, die an Hongkongs Status als globalem Wirtschaftszentrum kratzen.

Denn viele Demonstranten nennen schwindelerregende Hauspreise, zunehmende Vermögensungleichheit und übermäßigen politischen Einfluss der Baulöwen der Stadt als Grund, warum sie seit 3 Monaten demonstrieren.

“Das ist einer der Gründe, warum die Leute so frustriert sind”, sagte Alice Poon, Autorin von “Land and the Ruling Class in Hong Kong” und die frühere persönliche Assistentin von Kwok Tak-seng, eines verstorbenen Familienpatriarchen. “Sie können nichts machen, um die Politik, insbesondere die Grundstückspolitik, zu beeinflussen. Daher können sich junge Leute keine eigenen vier Wände leisten. Die Wut gärt schon seit langem.”

Über Nacht Milliardäre

Wie viele andere reiche Clans in Hongkong müssen die Kwoks mit dem zunehmend explosiven Umfeld umgehen und gleichzeitig ihre komplizierten Nachfolgeprobleme lösen. Dieser Prozess ist durch den plötzlichen Tod von Walter Kwok im Oktober noch angespannter geworden. Er war der älteste von drei Söhnen, die das Vermögen von Kwok Tak-seng, einem Lebensmittelgroßhändler aus der Provinz Guangdong, der zum Immobilienmagnat avancierte, erbten. Walter starb an einem Herzinfarkt, und seine Söhne Geoffrey und Jonathan wurden praktisch über Nacht zu Milliardären. Keines der Familienmitglieder, die zusammen ein Vermögen von rund 38 Milliarden Dollar kontrollieren,  war zu einem Interview bereit.

Walter Kwok hinterließ seinen Söhnen ein Milliardenvermögen
Walter Kwok hinterließ seinen Söhnen ein MilliardenvermögenAFP (PHILIPPE LOPEZ)

Sun Hung Kai Properties hat Hongkong entscheidend geprägt und die Stadt gehört mittlerweile zu den Metropolen, wo es am teuersten ist, ein Eigenheim zu kaufen. Das Unternehmen half beim Bau der beiden größten Wolkenkratzer der Stadt, entwickelte viele ihrer größten Hotels und Wohntürme und besitzt diverse der beliebtesten Einkaufszentren. In einem davon kam es im Juli zu dramatischen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Familie besitzt auch eine Arche Noah-Themenpark mit einem vollständigen Nachbau des biblischen Schiffes.

Die von den Briten übernommene Grundstückspolitik - zusammen mit einem System politischer Eliten, die die Interessen der Reichen verteidigen - haben Hongkonger Immobilientycoons praktisch zu Feudalherren gemacht, sagt Poon, die zwei Jahrzehnte in der Immobilienbranche gearbeitet hat.

Wachsende Wut der Bevölkerung

Die Stadt steckt in einem Teufelskreis, in dem Immobilienentwickler zusammen mit großen Hypothekenbanken das Angebot kontrollieren, was die Preise nach oben treibt, sagte Poon in einem Interview in Vancouver, wo sie heute lebt. Die Regierung profitiert über Steuern auf Grundstücksprämien. Viele dieser Einnahmen fließen in einen Fonds, der Infrastrukturprojekte finanziert, was die Grundstückspreise weiter antreibt, erläutert sie. Sun Hung Kai besitzt eine der größten Hypothekenbanken.

Die in den letzten Wochen zunehmend gewalttätigen Proteste stellen Sun Hung Kai vor Herausforderungen. Langfristig ist die größte Gefahr die wachsende Wut der Bevölkerung über die Immobilienpreise und die lauschigen Beziehungen der Immobilienentwickler zur Regierung. Kurzfristig dämpfen die Demonstrationen die Nachfrage nach neuen Appartements des Unternehmens und die Umsätze seiner Einkaufszentren und Hotels -
darunter das Four Seasons und das Ritz-Carlton.

Der Aktienkurs von Sun Hung Kai ist seit Mitte Juni 11 Prozent
gefallen (der Unternehmenswert auf gut 37 Milliarden Euro) - doppelt so stark wie der Hang Seng Index, aufgrund sinkender Einzelhandelsumsätze und Hotelzimmerpreise. Der Immobilienmarkt blieb bisher robust. Aber die Preise könnten wegen der Proteste um 10 Prozent fallen, schätzt die Bank of America. Die Kwoks bemühen sich seit Jahren, ihre Vermögen zu diversifizieren und die jüngere Generation innerhalb der Familie hat große Ambitionen, auf das chinesische Festland zu expandieren. In Schanghai soll ihr bis dato flächenmäßig größtes Projekt entstehen. Dennoch steht Hongkong für etwa 90 Prozent des Umsatzes von umgerechnet mehr als Milliarden Euro von Sun Hung Kai.

(bloomberg)

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