In Russland gingen die Berufsweltmeisterschaften über die Bühne. Österreich war besonders erfolgreich, spürt aber den wachsenden Druck von Russland und China.
„Massivst chillig“ ist Marco vor der Abreise gewesen. Jetzt soll er beim Wettkochen auf keinen Fall gestört werden. „Nur nicht anreden“, befiehlt sich Mutter Bianca. „Sonst sagt er noch, ich sei schuld, falls nichts aus der Medaille wird.“ Aus ein paar Metern Distanz späht Marco Panhölzls Mutter in die Schauküche. Sie trägt ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift „Supporter Team Austria“. Bianca ist nach Russland gereist, um Marco bei der Zubereitung seines vielleicht wichtigsten Menüs in seiner bisherigen Karriere zu unterstützen. Hinter einer Absperrung steht der Sohn: schwarze Schürze, weiße Kochhaube, ernster Blick. Heute bereitet er dreierlei Lachs zu, gebraten, gedämpft und frittiert, mit einer Beilage aus gefüllten Teigtaschen. Der junge Küchenchef streut routiniert Brösel auf die Arbeitsoberfläche und legt ein Stück hauchdünn ausgewalzten Nudelteig darauf. Mit einer Form sticht er kreisrunde Teile aus: die künftigen Ravioli. Links neben ihm werkt angestrengt ein Spanier, rechts eine Norwegerin. Seine Konkurrenten.
Marco Panhölzl ist Koch in St. Johann im Pongau und vertritt Österreich in der russischen Wolgastadt Kasan bei einem einzigartigen Wettbewerb: World Skills, die Weltmeisterschaft der jungen Fachkräfte, die in der Vorwoche zum 45. Mal stattgefunden hat. World Skills sind die Olympischen Spiele der Berufsprofis. Nach Kasan reisten knapp 1400 Teilnehmer aus fast 70 Ländern, die meisten von ihnen Höchstplatzierte nationaler Vorausscheidungen. In Kasan ritterten sie um Gold, Silber und Bronze in 56 Bewerben. „Es ist eine Riesenehre, sein Land hier zu vertreten“, sagt Marco voller Begeisterung. Ein Geldpreis erwartet ihn von den Veranstaltern keiner. „Aber vielleicht wirst du Weltmeister.“