UBS streicht hunderte Investmentbanking-Jobs

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Eine weitere europäische Großbank reagiert einem Zeitungsbericht zufolge mit einem Stellenabbau auf das widrige Umfeld.

Die Schweizer UBS will in ihrer Investmentbank hunderte von Stellen streichen, wie die "Financial Times" in der Nacht auf Donnerstag in ihrer Online-Ausgabe berichtete.

Der Abbau sei Teil eines umfassenderen Sanierungsprogramms, mit dem das zuletzt schwächelnde Geschäft wieder auf Vordermann gebracht werden soll. Die UBS wolle die Belegschaft im Verlauf des Tages über die Maßnahmen informieren. Das Institut wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.

Konkret soll der Zeitung zufolge das große Aktiengeschäft, das weltweit zu den führenden gehört, mit dem kleineren Devisen-, Zins-und Kreditbereich (FRC) zusammengeführt und eine einzige Handels-und Wertpapier-Einheit geschaffen werden. Die Einheit werde von einer Doppelspitze bestehend aus Aktienchef Jason Barron und FRC-Leiter George Athanasopoulos geleitet. Im Übernahme- und Kapitalmarkt-Beratungsgeschäft ersetze eine globale Organisation die bisherige regionale Struktur und erhalte einen neuen Namen sowie eine neue Doppelspitze bestehend aus Ros Stephenson und Javier Oficialdegui. Im Zuge der Reorganisation kürze die UBS vor allem höherrangige Jobs, um Doppelungen zu vermeiden. Zur Jahresmitte arbeiteten rund 5300 Personen in der UBS-Investmentbank.

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti steht unter Druck, nachdem die Aktie kürzlich unter zehn Franken und damit den tiefsten Stand seit 2012 abgesackt war. Vor der Finanzkrise hatten die Titel ein Hoch von fast 72 Franken (66,37 Euro) erreicht. Am Donnerstag rückte die UBS-Aktie 1,7 Prozent vor und lag bei 10,48 Franken.

Ein Grund für die Abneigung der Anleger in den vergangenen Monaten: Das Kerngeschäft, die Betreuung von reichen Privatkunden, kommt nicht richtig in die Gänge. Hier setzte Ermotti kürzlich ein Zeichen, als er ankündigte, den glücklosen Co-Divisionsleiter Martin Blessing durch den früheren Credit-Suisse-Starmanager Iqbal Khan zu ersetzen. Bewährt sich Khan, hat er gute Chancen, Konzernchef Ermotti zu beerben. Ein anderer Kandidat, Andrea Orcel, hatte die Bank 2018 verlassen und war durch Piero Novelli und Robert Karofsky ersetzt worden. Mit der Reorganisation drücken sie der Division nun ihren Stempel auf. Zunächst war unklar, ob sich die UBS auch aus weiteren Teilbereichen der Investmentbank zurückzieht. Das Zürcher Geldhaus war vor einigen Jahren mit dem radikalen Eindampfen der Investmentbank ein Vorreiter in der Branche, dem später andere Häuser wie die Credit Suisse oder die Deutsche Bank folgten.

„Stimmung bei Kunden ist schlecht"

Wie die ganze Branche leidet UBS unter den rekordtiefen Zinsen und den politischen Unsicherheiten. Vor diesem Hintergrund bunkern viele Kunden große Teile ihres Vermögens in bar und entziehen der Bank damit Gebühreneinnahmen. "Die Stimmung bei den Kunden ist immer noch schlecht", erklärte ein UBS-Manager kürzlich. "Sie haben sich im November und Dezember die Finger verbrannt und jetzt gibt es immer noch keinen Grund, optimistisch zu sein."

Die großen Investmentbanken haben Angaben der Datenanalyse-Firma Coalition zufolge den schlechtesten Jahresstart seit 2006 verzeichnet. In den ersten sechs Monaten 2019 sanken die Erträge der Branche um elf Prozent auf 76,8 Milliarden Dollar (69,70 Mrd. Euro). Die operativen Margen sanken auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Als Reaktion auf die schwachen Resultate haben viele Institute die Axt beim Personal angesetzt. Die Deutsche Bank hat Anfang Juli den Abbau von weltweit 18.000 Stellen angekündigt, wobei laut Konzernchef Christian Sewing auch in Deutschland eine "substanziellen Zahl an Stellen" wegfallen wird. Bei der HVB-Mutter Unicredit sollen Insidern zufolge weltweit rund 10.000 Jobs gestrichen werden. Die Commerzbank will im Herbst eine überarbeitete Strategie präsentieren - auch hier rechnen Beobachter mit einem weiteren Stellenstreichungen. Und bei der britischen HSBC sollen 4000 Arbeitsplätze wegfallen. "

(APA/Reuters)

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