Brillenkönig und Öko-Landwirt Günther Fielmann wird 80

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Fielmann hat aus eigener Kraft einen großen Konzerngeschaffen. Der Noch-Vorstandsvorsitzender der Optik-Kette kümmert sich inzwischen mehr um seine Bio-Landwirtschaft.

Der Unternehmer Günther Fielmann hat Deutschland verändert. In fast jeder Fußgängerzone findet sich eine Filiale seiner Optik-Kette. In Deutschland sind es ungefähr 600, dazu gut 140 Geschäfte im Ausland, darunter auch in Österreich. Jede zweite Brille in Deutschland wird von Fielmann verkauft, mehr als 19.000 Mitarbeiter arbeiten für Fielmann. Am Dienstag wird der Unternehmensgründer 80.

Noch immer ist Fielmann Vorstandsvorsitzender der Fielmann AG, seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Marc. Damit dürfte er der älteste Chef einer Aktiengesellschaft in Deutschland sein. In den vergangenen Jahren hat Günther Fielmann die Führung nach und nach an den Junior übergeben und bezieht nur noch ein symbolisches Gehalt von einem Euro. Seine verbliebene Zuständigkeit laut Fielmann-Webseite: Unternehmensphilosophie. Schon bei den letzten Hauptversammlungen und Pressekonferenzen war er nicht mehr dabei und überließ Marc das Feld, der auch in der Hamburger Zentrale das Heft in die Hand genommen hat. Günther Fielmann widmet seine Zeit vor allem der Bio-Landwirtschaft und züchtet auf seinem Anwesen Pferde, Rinder und Schafe.

Kassenbrille brachte den Durchbruch

Sein Imperium schuf der gebürtige Schleswig-Holsteiner aus dem Nichts. Nach einer unauffälligen Nachkriegsjugend, Optiker-Lehre und einem Berufsstart als Angestellter eröffnete Fielmann 1972 im Alter von 33 Jahren in Cuxhaven sein erstes Geschäft. Das war so etwas wie der Urknall in der verschlafenen Optiker-Branche, die Innovationen desinteressiert gegenüberstand. Fielmann begnügte sich mit einer geringeren Marge, schaltete den Zwischenhandel aus, gab den Kunden Garantien - der junge Unternehmer setzte auf strikte Kundenorientierung. "Der Kunde bist Du", gab Fielmann als Motto seinen Mitarbeitern auf den Weg.

Der endgültige Durchbruch kam 1981, als Fielmann den Krankenkassen die Kassenbrille abhandelte und durch eine Vielzahl von modernen Modellen ersetzte. "Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen", erinnerte sich Fielmann. Kassenbrillen wurden erstattet, wer mehr wollte, musste zahlen - die traditionellen Optiker erreichten so Margen von bis zu 30 Prozent. In Kiel eröffnete Fielmann 1982 sein erstes Super-Center, ein Optik-Fachgeschäft neuer Dimension mit 7.000 Brillen. In den achtziger Jahren erreichte die Fielmann-Kette eine Größe, in der nicht mehr jede große Neueröffnung den Bestand des Unternehmens bedrohte.

Es folgte der Börsengang 1994 und die Expansion ins Ausland, die allerdings verhalten blieb und sich vor allem auf die Schweiz und Österreich fokussierte. Zeitweise hatte Fielmann größere Pläne in Europa, doch daraus wurde nie viel. Erst mit dem Eintritt von Sohn Marc in den Vorstand kam ab 2015 mehr Schwung in die Expansion, vor allem südlich der Alpen in Norditalien, nun auch in Slowenien. Das Unternehmen ist schuldenfrei, hoch liquide und zu mehr als 70 Prozent in Familienbesitz. Längst ist Fielmann nicht nur Händler und Handwerker, sondern auch Produzent von Brillen mit einem Produktionszentrum in Rathenow.

Zweites Standbein

Neben seinen unternehmerischen Erfolgen engagierte sich Fielmann als Öko-Landwirt. Mehr als 2.300 Öko-Artikel sind im Hofladen von Hof Lütjensee zu kaufen. Mit den Betrieben Hof Ritzerau und Gut Schierensee in Kiel, wo Fielmann auch wohnt, bewirtschaftete er mehr als 2.000 Hektar in Schleswig-Holstein. Auch das Schloss Plön hat Fielmann gekauft und renoviert; dort werden Augenoptiker für die gesamte Branche ausgebildet. "Es gibt auch eine Welt neben der Augenoptik", sagte er einmal der "Welt am Sonntag". Fielmann spendete viel, für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Er hat seine Mitarbeiter über Aktien am Unternehmen beteiligt und pflanzte für jeden von ihnen jedes Jahr einen Baum. Für seine Verdienste ernannte ihn das Land Schleswig-Holstein zum Ehrenbürger.

Fielmann feiert seinen Geburtstag im kleinen Kreis mit der Familie. Der Unternehmensgründer hat spät geheiratet und Kinder bekommen. Sein Nachfolger Marc ist erst 30 Jahre alt, Tochter Sophie-Luise noch jünger. Später bereute Fielmann öffentlich, erst spät Vater geworden zu sein. Doch sein Herzensanliegen, die Konzernführung in der Familie zu halten, hat sich erfüllt und der Generationswechsel ist fast abgeschlossen.

(APA/dpa)

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