Teurer Kaffee: "Zentralamerika ist seit April ausverkauft"

Teurer Kaffee:
Teurer Kaffee: "Zentralamerika ist seit April ausverkauft"(c) AP (Christof Stache)
  • Drucken

Die Lagerbestände in den Ursprungsländern sind aufgebraucht. Der Preis für die Sorte Arabica ist auf den höchsten Stand seit 1998 geklettert. Entspannung ist keine in Sicht: "Der Markt ist ausgehungert".

Der Kaffeepreis setzt seinen Höhenflug weiter fort. Der Preis für die Sorte Arabica ist in dieser Woche in New York auf den höchsten Stand seit Anfang 1998 gestiegen, der in London gehandelte Future für eine Tonne Kaffee der Sorte Robusta war zeitweise so hoch wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr. Börsianer wie Rohkaffee-Händler sehen den Grund für den heftigen Preisschub aber nicht nur in der Verknappung des Angebots durch Missernten, sondern auch in Käufen spekulativ orientierter Anleger.

Verschärft wird die Lage für die europäischen Kaffeetrinker noch dadurch, dass gleichzeitig der Eurokurs in den vergangenen Wochen stark gefallen ist. In Euro gerechnet ist der Kaffeepreis seit Ende April um 30 Prozent gestiegen.

"Spekulatives Element nicht unterschätzen"

Nicht nur übersteige derzeit die Nachfrage das Angebot, "auch das spekulative Element ist nicht zu unterschätzen", sagte dazu der Präsident des österreichischen Kaffee- und Tee-Verbandes und Chef von Tchibo/Eduscho in Österreich, Harald J. Mayer. Alle Röster müssten Währungsdifferenzen zwischen Euro und Dollar sowie Ernte-Entwicklungen "sehr genau beobachten und ihre Kalkulationen laufend überprüfen", gab sich der Kaffee-Experte auf die Frage nach Preiserhöhungen für die Konsumenten sehr bedeckt.

Die großen Röster hätten "noch nicht" an der Preisschraube gedreht, "es ist aber eminent, dass eine Anhebung der Endverbraucherpreise kommt", zeigte sich Rüdiger Krupp, Chefeinkäufer bei Rehm & Co, einem der größten Rohkaffee-Handelshäuser in Deutschland, sicher, dass eine Preiserhöhung im Handel bevorsteht. Denn: Die Lagerbestände in Europa, in den USA und in den Ursprungsländern seien aufgebraucht. "Zentralamerika ist seit April ausverkauft", so Krupp im Gespräch.

"Der Markt ist ausgehungert"

Auch die für Anfang Oktober auf den Markt kommende heuer gute brasilianische Ernte wird nach Meinung des Experten keine Entspannung bringen. "Der Markt ist ausgehungert", sagte Krupp. Die Ernte in Brasilien werde 55 Millionen Sack Rohkaffee bringen, 30 Millionen davon werden pro Jahr exportiert, 20 Millionen Sack gehen in den lokalen Konsum. Und auch der Überhang von fünf Millionen Sack werde vorsorglich im Land auf Lager bleiben, weil "auf eine gute Ernte im nächsten Jahr eine schlechtere Ernte folgt, das liegt in der Natur der Kaffeepflanze", sagte der Rehm-Chefeinkäufer.

Kaffee ist, gemessen am Handelswert, nach Rohöl das weltweit zweitwichtigste Handelsgut. Die wirtschaftlich relevanten Sorten sind Arabica und Robusta. Arabica ist bekannt für seine hohe Qualität und wird an der New Yorker Börse gehandelt. Das Geschäft von Robusta läuft über London. Die wichtigsten Einflüsse auf den Preis sind die Erntequalität, das Euro-Dollar-Verhältnis und Spekulationsaktivitäten.

Brasilien ist wichtigster Kaffeelieferant

Der wichtigste Kaffeelieferant ist mit Abstand Brasilien, der beide Kaffeesorten produziert. Dann kommt das Robusta-Land Vietnam und dahinter Kolumbien, das wiederum für besonders hochwertigen Arabica bekannt ist. Stark im Kommen ist Indonesien, das immer mehr an die Top Drei heranrückt.

Der Kaffee-Konsum steigt weltweit um zwei bis drei Prozent im Jahr, vor allem - mit steigendem Wohlstand - auch in den Kaffee produzierenden Ländern selbst. Zudem hat der Kaffeemarkt in den vergangenen Jahren mit der Jugend eine völlig neue Konsumentengruppe gewonnen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.