Finanzminister Geithner wirft den Europäern fehlende Reformen im Bankensektor vor: "Ihr habt es schlimmer gemacht als wir." RBI-Chef Stepic fordert indes "einen Beitrag von Europas Steuerzahlern" zur Rettung Athens.
US-Finanzminister Timothy Geithner hat den Europäern vorgeworfen, ihr Bankensystem nach der Finanzkrise nicht ausreichend reformiert zu haben.
Im Bankensektor habe Europa "viele Probleme gehabt und auf gewisse Weise haben sie es schlimmer gemacht als wir", sagte Geithner am Freitag bei einer Konferenz in Hanover im US-Staat New Hampshire. Er forderte von Europa weitere Konsequenzen. Die Europäer seien gegenüber den USA "sehr im Verzug".
Probleme in Europa "viel, viel größer"
Die Europäer haben ihre Bankensysteme wachsen lassen, bis sie sehr massiv im Vergleich zur Größe ihrer Volkswirtschaften waren", sagte Geithner. Im Vergleich mit den USA sei das Problem "viel, viel größer" gewesen.
Der Finanzminister räumte aber ein, dass die Regulierung der US-Banken wie im Rest der Welt ungenügend gewesen sei. Dies habe 2008 die Finanzkrise ausgelöst, denn die Banken hätten sich nicht ausreichend auf Gefahren wie Rezessionen und sinkende Immobilienpreise vorbereitet. Um künftige Krisen zu verhindern, seien deshalb striktere Regeln für die Eigenkapitalquote der Banken unabdingbar.
Die Finanzkrise hatte mit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 ihren Anfang genommen. Wichtiger Faktor waren leichtfertig vergebene Immobilienkredite in den USA.
Griechenland-Krise: Regierung "zuversichtlich"
Während Geithner Salz in die offene Wunde streut, versuchen die EU-Regierungschefs weiter das marode Griechenland zu retten. Am Freitag wurde eine Einigung über ein weiteres Hilfspaket erzielt. Eine Bedingung dafür sind aber zusätzliche Sparmaßnahmen in Griechenland. Athens Regierungssprecher Ilias Mosialo gab sich am Samstag dann auch "vollkommen zuversichtlich", dass Premier Giorgos Papandreou seinen Mehrjahres-Sparplan auch durchs Parlament bringt. Gleichzeitig warnte der griechische Zentralbankchef Giorgos Provopoulos davor, dass seinem Land die Zeit davon laufe.
RBI-Chef fordert Schuldennachlass
Noch ist aber völlig unklar, ob ein zweites Hilfspaket Griechenland retten kann. Der Chef der Raiffeisen Bank International, Herbert Stepic, plädiert deshalb für einen Schuldennachlass. Dieser sei ohnehin "unumgänglich". Ein solcher Schritt wäre "ein notwendiger, aber auch gerechter Beitrag des europäischen Steuerzahlers", dem der Euro schließlich viel Positives gebracht habe, meinte Stepic am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast" des ORF-Radio.
(Ag./Red.)