Der deutsche Finanzminister wettert einmal mehr gegen gemeinsame Euro-Staatsanleihen. Italien will sein Defizit schneller reduzieren als bisher erwartet.
Die Schuldenkrise in Griechenland bedroht nach den Worten des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble mittlerweile die gesamte Euro-Zone. "Wir müssen sicherstellen, dass Griechenland seine Schulden tragen und finanzieren kann", sagte Schäuble in einem Interview der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). Die Märkte hegten allerdings Zweifel daran, dass der Regierung in Athen dies noch gelingen werde. "Diese von Griechenland ausgelöste Vertrauenskrise gefährdet inzwischen den Euro als Ganzes. Deshalb müssen wir dieses Problem überzeugend angehen."
Euro-Bonds "nicht die Lösung"
Auf die Frage, ob er unter dem Druck der Krise nun doch eine teilweise Annullierung der griechischen Schulden befürworte, antwortete Schäuble ausweichend. Darüber wolle er jetzt nicht spekulieren. Die Euro-Gruppe habe vereinbart, zügig Lösungen zu erörtern. "Und dann sehen wir, welche Optionen sich anbieten." Die Einführung von gemeinsamen Anleihen der Euro-Staaten lehnte Schäuble aber erneut ab. Diese sogenannten Euro-Bonds würden nur dazu führen, dass kein Staat mehr einen Anreiz hätte, ordentlich zu haushalten. "Das kann nicht die Lösung sein."
Trotz der Unruhe auf den Finanzmärkten mahnte Schäuble zu Besonnenheit. Die Märkte verhielten sich "teilweise sehr irrational", sagte der Minister. "Deshalb müssen alle Beteiligten vermeiden, Anlass für Überreaktionen zu geben." Die Euro-Länder hätten die Lage im Griff. Das Problem der zu hohen Verschuldung einiger Euro-Staaten werde aber nicht von heute auf morgen gelöst werden können, fügte Schäuble hinzu.
Hoffnungsvolle Töne aus Italien
Unterdessen könnte Italien nach Einschätzung von Finanzminister Giulio Tremonti sein Haushaltsdefizit schneller als erwartet reduzieren. Es werde wahrscheinlich im heurigen und im nächsten Jahr geringer ausfallen als von der Regierung erwartet, sagte Tremonti am Donnerstag dem "Wall Street Journal". Dies liege an den beschleunigten Sparschritten. Die Regierung geht bisher davon aus, dass das Defizit heuer bei 3,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegt und 2012 bei 2,7 Prozent.
Am Freitagabend stimmt die Abgeordnetenkammer in Rom über das verschärfte Sparpaket der italienischen Regierung in Höhe von knapp 48 Milliarden Euro ab. Es wird erwartet, dass die Kammer - genau wie der Senat am Donnerstag - den Kurs mitträgt.
(Ag.)