"Pensionierte Berufsschullehrer und Handwerksmeister" aus EU-Ländern könnten den Griechen beim Aufbau helfen, so Energiekommissar Oettinger.
Nach dem Investitionsgipfel von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hält in Deutschland die Debatte um Hilfen für das angeschlagene Griechenland an. EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) schlug im "Hamburger Abendblatt" vom Donnerstag vor, deutsche Fachleute zur Unterstützung nach Athen zu schicken.
Neben dem Rettungsschirm und den Auflagen zur Haushaltskonsolidierung brauche es einen Aufbauplan für Griechenland, vergleichbar mit dem für die neuen deutschen Bundesländer Anfang der 90er Jahre, fügte der EU-Kommissar hinzu. So könne man die griechische Regierung mit erfahrenen Personal in der Verwaltung unterstützen.
Oettinger kann sich auch vorstellen "dass aus EU-Ländern pensionierte Berufsschullehrer und Handwerksmeister im Ruhestand freiwillig und auf bestimmte Zeit entsandt werden. Gerade Fachleute aus Europa können die Arbeit der Griechen in den nächsten zehn Jahren sinnvoll anleiten. Die Kosten könnten sich Griechenland und das Land, aus dem die Experten kommen, teilen."
Schäuble: Sonnenenergie investieren
Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach sich in der "Passauer Neuen Presse" dafür aus, Know-how und Investitionen nach Griechenland zu bringen. Potenzial zum Ankurbeln der griechischen Wirtschaft böten vor allem die erneuerbaren Energien: "Sonnenenergie ist beispielsweise in Griechenland effektiver nutzbar als hier." Zugleich räumte Schäuble ein, dass die Griechen "sicher ein Jahrzehnt benötigen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden".
In Berlin hatte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch mit Wirtschaftsverbänden ausgelotet, wie Regierung und Wirtschaft Griechenland helfen könnten. Unter anderem sollen Projekte in den Bereichen Energie und Tourismus gefördert sowie Reformen unterstützt werden. Konkrete Beschlüsse wurden nicht gefällt. Im August und Oktober sollen sich deutsche Unternehmerdelegationen in Griechenland ein Bild der Lage machen.
Kritisch äußerte sich Professor Michael Bräuninger, Chefökonom des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Mangelndes Wissen sei nicht das Problem, sagte er dem "Hamburger Abendblatt": Das Land müsse seine Strukturen selbst entwickeln. "Das ist aber vor allem eine Aufgabe für die politische Willensbildung vor Ort."
Athen berät über Anleihen-Rückkauf
In Griechenland beriet am Donnerstag Finanzminister Evangelos Venizelos mit Vertretern von Banken, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank über den geplanten Rückkauf von Staatsanleihen. Die Gespräche hätten "sehr ermutigend" begonnen, sagte Venizelos im Parlament. Griechenland will Staatsanleihen für weniger als den Nennwert zurückkaufen und damit seine Staatschuld um mehr als 26 Milliarden Euro reduzieren. Die Transaktion ist schwierig, weil die Ratingagenturen dann umgehend den teilweisen Zahlungsausfall Griechenlands aussprechen dürften.
Die EU hatte Ende Juni erneut ein Hilfspaket für das angeschlagene Land verabschiedet. Insgesamt umfassen alle Hilfsanteile bis 2014 etwa 159 Milliarden Euro. Dadurch soll es der Regierung in Athen erleichtert werden, den rund 350 Milliarden Euro großen Schuldenberg des Landes abzubauen.
(APA/Red.)