Frauen und Technik: "Schule ist größte Hürde"

Nur 717 von 2744 Studienanfängern an der TU Wien im vergangenen Semester waren weiblich.

WIEN. Berührungsängste mit der Technik, mangelnde Kenntnisse über entsprechende Studienrichtungen und alteingesessene Vorstellungen über geschlechtsspezifische Berufe - wie sie teils noch in der Schule vermittelt werden - sind Gründe dafür, dass Mädchen nach wie vor nur sporadisch technisch-naturwissenschaftliche Studien wählen, wie eine "Presse"-Rundfrage ergab. Die Zahlen sprechen für sich: Insgesamt verzeichnet die TU Wien für das Wintersemester 2003/04 von 2744 Neueinsteigern nur 717 weibliche Hörer (26,1 Prozent).

Das Studium der Architektur etwa ist noch relativ "gut belegt": So haben im Herbst 2003 in Summe 503 Hörer mit Architektur begonnen, davon waren 271 weiblich (53,9 Prozent). Für Maschinenbau konnten sich hingegen nur 23 Mädchen (11,3 Prozent) von insgesamt 204 Anfängern begeistern. Weit abgeschlagen ist auch die Technische Informatik mit nur 10 Studentinnen (7,1 Prozent) von 141 Hörern. "Wir haben generell ein Problem mit technischen Studienrichtungen", kommentiert Werner Sommer, TU-Pressesprecher, den momentanen Stand. Dieser Zustand in den technischen Studienrichtungen sei nach wie vor fürchterlich, bestätigt auch die Wiener Mädchenberatungsstelle "Sprungbrett" einen Mangel an weiblichen Studenten.

Deshalb organisierte der Verein auch heuer wieder das Projekt "FIT Wien" (Frauen in die Technik, www.fitwien.at ). Interessierte hatten von Montag bis Mittwoch die Möglichkeit, sich über 40 verschiedene technisch-naturwissenschaftliche Studienrichtungen zu informieren, Institute zu besuchen und mit Expertinnen zu diskutieren. Zum ersten Mal im Programm waren heuer entsprechende Studienrichtungen der Uni für Bodenkultur und des FH-Campus im 10. Bezirk. Wo liegen nun für Mädchen die Schwierigkeiten? "Das größte Hindernis für Frauen, sich in das Berufsfeld Technik zu wagen, ist noch immer die Schule", glaubt Sunita Mathur, Frauenbeauftragte vom FH-Campus (www.fh-campus.at). Hier würden technisch begabte Mädchen von Lehrern oft nicht ausreichend ernst genommen.

Mathur hat im Rahmen der FIT den Schnuppertag auf der Fachhochschule organisiert, an dem Studiengänge wie Baumanagement, Bioengineering und Informationstechnologie vorgestellt wurden. Einige der etwa 90 anwesenden Schülerinnen bestätigen ihre Vermutung: Die meisten Fragen sind keine fachbezogenen, sondern "Habe ich überhaupt ein Chance, wenn ich von einem neusprachlichen Gymnasium komme?" oder "Muss ich für ein technisches Studium gut in Mathematik, Physik oder Chemie sein?" Sunita Mathur dazu: "Natürlich sollte man an naturwissenschaftlichen Fächern interessiert sein." Was jedoch noch wichtiger sei: sich nicht von Professoren beeinflussen oder verunsichern lassen, selbst wenn man als Frau in technischen Berufen noch immer in der Minderheit ist.

Viele Mädchen seien schlecht informiert, wüssten nicht welche neuen technisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge es gibt, oder wo der Unterschied zwischen ähnlich klingenden Fächern wie etwa Biotechnologie und Bioengineering liegt. "Bioengineering ist stärker technologisch ausgerichtet. Es geht vorwiegend um die Herstellung von Produkten für die Pharmaindustrie", erklärt Susanne Eywo, Assistentin für Bioengineering. Bei der Biotechnologie stehe molekularbiologische und medizinische Forschung im Vordergrund.

Iris Vonderhaid, Schülerin an einem Wiener Realgymnasium versteht ihre Kolleginnen nicht: "Informieren kann man sich doch überall, im Internet oder auf Berufsmessen." Sie ist eine der wenigen, die schon weiß, was sie studieren will: Technische Physik.

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