Aus eins wird zwei - Metro-Aktionäre wollen Aufspaltung

Metro-Chef Olaf Koch will den Konzern aufspalten
Metro-Chef Olaf Koch will den Konzern aufspaltenAFP (ROLF VENNENBERND)
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Der Handelskonzern Metro soll in Lebensmittelhändler und Elektronikhändler getrennt werden.

Metro-Chef Olaf Koch bekommt für seine Pläne zur Aufspaltung des Konzerns in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler Unterstützung durch die Aktionäre. "Ich begrüße und unterstütze die Teilung", sagte Alexander Elsmann, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, bei der Metro-Hauptversammlung am Montag in Düsseldorf. "Wir sehen die Teilung durchaus positiv, es gibt viele Vorteile", betonte auch Jella Benner-Heinacher von der DSW. "Heute ist ein besonderer Tag", stimmte Koch die Aktionäre ein. "Wir schlagen Ihnen vor, die Gesellschaft aufzuspalten und eine vollkommen neue Episode zu schaffen." Die beiden Unternehmensteile würden durch die Trennung besser und schneller werden, versprach der Manager. Denn für beide Gesellschaften werde es "weniger Ablenkung durch eine gemeinsame Konzernstruktur geben, die keine Synergien geboten hat."

Der Abschied vom weit verzweigten Metro-Reich fiel Aktionärsvertreter Elsmann nicht schwer. Seit 2010 sei der Umsatz gefallen und die Gewinnmarge gesunken, kritisierte Elsmann: "Wachstum sieht anders aus." Die Aufspaltung sei die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Benner-Heinacher sagte, aus dem "Mega-Liner" Metro sollten durch die Aufspaltung zwei schnelle und leicht zu lenkende Lastwagen werden. Die Großaktionäre derMetro hatten sich bereits vor dem Treffen für die Aufspaltung ausgesprochen. Koch kann also auf die Zustimmung der Anteilseigner setzen.

Erhält Koch bei der Hauptversammlung tatsächlich die erforderliche Drei-Viertel-Mehrheit für seine Pläne, wird der Lebensmittelhandel rund um die Großmärkte und die Supermarkt-Kette Real im Sommer abgetrennt. Auch das Immobilienvermögen der Metro wird dort gebündelt. So entsteht ein Unternehmen mit rund 37 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern. Die Anteilseigner der "alten" Metro sollen Aktien dieser neuen Gesellschaft erhalten. Das Zuteilungsverhältnis beträgt 1:1 - für jedeMetro-Stammaktie gibt es also eine Stammaktie des Lebensmittelhändlers.

Bei der bisherigen Metro verbleibt der Elektronikhändler Media-Saturn. Diese Holding firmiert künftig unter dem Namen Ceconomy und kommt auf einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro mit 65.000 Mitarbeitern. "Sie haben dann zwei Aktien in ihrem Depot", sagte Koch. Er will beide Teile mit der Aufspaltung schlagkräftiger machen und auf Wachstumskurs schicken. Auch seien sie dann besser für Partnerschaften und Zukäufe aufgestellt. Den Machtkampf mit Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals sieht Koch ebenfalls nicht als Hürde für die Entwicklung des Elektronikhändlers. "Wir kontrollieren dieses Unternehmen", betonte der Manager. Metro sei aber auch offen für konstruktive Lösungen mit Kellerhals. Seit einiger Zeit versucht der Investor Clemens Vedder, einen Lösung zwischen beiden Seiten zu vermitteln.

Die Aufspaltung sei kein Allheilmittel, mahnte Aktionärsvertreter Elsmann. Baustellen blieben bestehen. Unklar sei etwa, wie es beim langjährigen Sorgenkind des Konzerns, der Supermarktkette Real, weitergehen solle. Diese ächzt unter dem erbitterten Wettbewerb in der Branche, Koch will investieren, um die Läden zu modernisieren. Auch sei offen, ob es bei den vom Vorstand genannten Kosten von rund 100 Millionen Euro für die Teilung bleiben werde, sagte Elsmann weiter. Benner-Heinacher kritisierte die Vorstandsgehälter bei beiden Gesellschaften als zu hoch. Diese entsprächen eher denen von Dax-Konzernen. Doch sollten beide Konzernteile künftig im MDax notiert sein.

Aus eins wird zwei

CECONOMY

Europas größter Elektronikhändler vereint Media Markt, Saturn und Redcoon unter einem Dach und soll künftig Ceconomy heißen. Die Zentrale der Holding steht in Düsseldorf. Vorstandschef wird Media-Saturn-Chef Pieter Haas, an der Spitze des Aufsichtsrats soll der ehemalige Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen stehen. Media-Saturn fuhr zuletzt einen Jahresumsatz von rund 21,9 Milliarden Euro ein - gut ein Drittel des Konzernumsatzes derMetro. Mit rund 65.000 Mitarbeitern und insgesamt mehr als 1000 Märkten ist die Kette in 15 Ländern Europas vertreten. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet sie außerhalb des deutschen Heimatmarktes. Media-Saturn setzt auf eine enge Verknüpfung zwischen Online-Geschäft und den lokalen Filialen, knapp zwei Milliarden Euro Umsatz kommen aus dem Online-Geschäft. Metro kontrolliert fast vier Fünftel der Media-Saturn-Anteile, gut ein Fünftel gehört dem streitbaren Media-Saturn-Mitgründer Erich Kellerhals. Dieser liefert sich seit Jahren mit Metro einen erbitterten Machtkampf um das Sagen bei Media-Saturn. Immerhin: Der Investor Clemens Vedder versucht, als Vermittler neue Lösungsmöglichkeiten auszuloten.

LEBENSMITTEL UND GROSSHANDEL

Metro-Chef Olaf Koch soll auch den neuen Großhandels- und Lebensmittel-Spezialisten leiten, der weiter unter dem Namen Metro firmiert. Dieser soll abgespalten werden und vor allem die Cash&Carry-Märkte sowie die Supermarkt-Kette Real umfassen. Cash&Carry betreibt rund 750 Großhandelsmärkte in 25 Ländern - darunter Wachstumsmärkte wie China oder Indien. Auch in Osteuropa, vor allem aber in Russland, hat die Kette eine starke Position. Cash&Carry erzielte zuletzt mit rund 29 Milliarden Euro gut die Hälfte der Erlöse des Metro-Konzerns, rund 107.000 Menschen arbeiten für die Kette. Koch hatte Cash&Carry eine stärkere Orientierung an Dienstleistungen verordnet, unter anderem durch Belieferung der Kunden soll die Firma wachsen.

Die Supermarkt-Kette Real galt lange Zeit als das Sorgenkind der Metro. Sie betreibt rund 282 Märkte in der Bundesrepublik, das Auslandsgeschäft hat Koch bereits verkauft. Der Umsatz sank im vergangenen Geschäftsjahr um 3,3 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Koch modernisiert derzeit die Real-Märkte.

(Reuters)

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