Gewerkschafter sprechen sich gegen Staatshilfen für die angeschlagene Airline aus. Stattdessen sollte die Lufthansa Übernahmegespräche starten.
Das hat Seltenheitswert: Die deutsche Flugbegleitergewerkschaft UFO hat sich gegen Staatshilfen für die finanziell angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin ausgesprochen. "Von Staatsbürgschaften für Air Berlin halte ich in der jetzigen Situation nichts", sagte UFO-Tarifvorstand Nicoley Baublies der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe).
Es stünde "nach Aussagen aller Beteiligten fest, dass Air Berlin nicht unabhängig bleiben kann und Lufthansa das Unternehmen übernehmen will", sagte Baublies. Darum solle der Marktführer, die Lufthansa, jetzt einen offenen Dialog mit dem Unternehmen und der Belegschaft darüber führen, unter welchen Bedingungen eine Integration möglich sei.
Warten auf das Zukunftskonzept
Air Berlin hatte in der vergangenen Woche bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Voranfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags gestellt. Als Voraussetzung für mögliche staatliche Hilfen gilt ein tragfähiges Zukunftskonzept des Unternehmens. Zuvor waren Verhandlungen zwischen dem Großaktionär Etihad und dem TUI-Konzern über eine gemeinsame Ferienfluggesellschaft der Air-Berlin-Tochter Niki mit TUIfly gescheitert.
Air Berlin kämpft uns Überleben. Die Eigentümer der Fluglinie kommen in dieser schwierigen Lage morgen, Mittwoch, zur Hauptversammlung zusammen. Dabei dürfte die andauernd prekäre finanzielle Lage des Unternehmens im Mittelpunkt stehen. Die Gesellschaft ist hoch verschuldet, mehrere Sanierungsprogramme in den vergangenen Jahren haben nicht zu einer Trendwende geführt. Die Aktionäre kommen wie in den vergangenen Jahren wieder im Raum London zusammen, diesmal in einem Hotel am Flughafen Heathrow. Air Berlin ist eine Aktiengesellschaft britischen Rechts (PLC).
Rote Zahlen seit 2008
Das Unternehmen schreibt mit einer Ausnahme seit 2008 rote Zahlen. Das Eigenkapital von Air Berlin ist deutlich negativ. Es lag Ende 2016 bei minus 1,47 Mrd. Euro. Der arabische Großaktionär Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt, hält das Unternehmen seit Jahren mit Finanzspritzen in der Luft.
Verhandlungen zwischen Etihad und dem TUI-Konzern über eine gemeinsame Ferienfluggesellschaft der Air-Berlin-Tochter Niki mit TUIfly waren in der vorigen Woche gescheitert. Niki bleibt nun erst einmal im Konzern, zuständig für die Urlaubsflüge in Europa. Fraglich ist, wie es mit Air Berlin insgesamt weitergeht. Niki soll "in Kürze" an Etihad abgegeben werden. Der Verkauf wurde bereits im Dezember 2016 angekündigt, Etihad überwies bereits die vereinbarten 300 Mio. Euro an Air Berlin.