Nissan sparte bei Sicherheit

Nissan-Konzernchef Hiroto Saikawa räumte Fehler ein
Nissan-Konzernchef Hiroto Saikawa räumte Fehler ein(c) REUTERS
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Der japanische Autobauer muss 1,2 Millionen Fahrzeuge zurückrufen, weil er schlecht qualifizierte Mitarbeiter eingesetzt hat.

Tokio. Nach dem Rückruf von mehr als einer Million Fahrzeugen wegen unzureichender Sicherheitsüberprüfungen gerät der japanische Autobauer Nissan unter Druck. Japanische Medien berichteten am Mittwoch, in den Dokumenten über die Fahrzeug-Checks in Nissan-Werken seien routinemäßig falsche Angaben gemacht worden.

Der Zeitung „Asahi Shimbun“ zufolge sollte mit den Unterlagen der Anschein erweckt werden, die Überprüfungen seien von qualifizierten Mitarbeitern ausgeführt worden, obwohl dies nicht der Fall war.

Laut der Zeitung wurden in Werken des Autobauers Dokumente zu den Fahrzeugüberprüfungen mit Namen und Stempel der dafür zugelassenen Experten versehen, obwohl diese die Checks in Wirklichkeit nicht durchführten. „Es ist ein erhebliches Problem, wenn die Dokumente gefälscht wurden, um damit Fehlverhalten zu verbergen“, zitierte Asahi Shimbun eine Quelle aus dem japanischen Verkehrsministerium.

Die Nachrichtenagentur Kyodo News berichtete, laut einer Untersuchung der japanischen Regierung habe Nissan in allen sechs Werken in Japan für die Fahrzeugkontrolle Mitarbeiter eingesetzt, die dafür nicht qualifiziert waren. Nissan und das Verkehrsministerium äußerten sich zunächst nicht zu den Berichten über die mutmaßlich manipulierten Unterlagen.

Nissan hatte am Montag rund 1,2 Millionen Fahrzeuge in Japan zurückgerufen. Konzern-Chef Hiroto Saikawa räumte ein, dass Nissan-Mitarbeiter Aufgaben ausführten, für die sie keine Qualifikation hatten, und sprach von einem „sehr ernsten Problem“. Saikawa kündigte eine umfassende Untersuchung an.

188 Mio. Euro Kosten

Der Rückruf könnte Nissan nach Unternehmensangaben rund 188 Mio. Euro kosten. Zwei Fabriken des Autobauers Nissan sind nach Angaben des japanischen Transportministeriums im Rahmen von Ermittlungen wegen unzulänglicher Sicherheitschecks durchsucht worden. Die Razzien seien auf vier Überprüfungen in der vergangenen Woche gefolgt, teilte das Ministerium am Mittwoch mit.

Die Rückrufe des zweitgrößten Herstellers Japans betreffen Fahrzeuge aus sechs Fabriken, die in den vergangenen drei Jahren in Japan verkauft worden seien.

Indes kann der in den Abgasskandal verwickelte deutsche Volkswagenkonzern auch wieder Positives vermelden. Die Wolfsburger haben in den USA im September einen kräftigen Absatzsprung gemacht. Die Deutschen verkauften mit 32.112 VW-Autos 33,2 Prozent mehr Neuwagen als im Vorjahreszeitraum.

Auch andere Hersteller legten wieder deutlich zu, nachdem der lange Zeit von billigem Sprit und niedrigen Zinsen befeuerte Boom auf dem US-Markt sich in den Vormonaten spürbar abgekühlt hatte.

Bei VW hatte der Abgas-Skandal den Absatz zeitweise einbrechen lassen, nun wird mit großzügigen Kaufanreizen um US-Kunden gebuhlt. Seit Jahresbeginn kletterten die Verkäufe um 9,2 Prozent nach oben. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2017)

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