Deutsche Bank schafft auch 2017 keinen Gewinn

Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann den Anlegern wieder keinen Jahresgewinn präsentieren
Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann den Anlegern wieder keinen Jahresgewinn präsentieren(c) AFP (DANIEL ROLAND)
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Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann den Anlegern wieder keinen Jahresgewinn präsentieren. Dieses Mal macht ihm die US-Steuerreform von Donald Trump einen Strich durch die Rechnung.

Die US-Steuerreform von Donald Trump belastet Deutschlands größtes Geldhaus mit rund 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich werde deshalb 2017 ein geringer Verlust zu Buche stehen, warnte die Deutsche Bank am Freitag. Es ist das dritte Verlustjahr in Folge, dabei wollte Cryan nach der zähen Sanierung eigentlich langsam zur Normalität zurückkehren. Doch auch das Tagesgeschäft, vor allem der wichtige Anleihehandel, läuft nicht rund.

An der Börse sorgten die Nachrichten zum Wochenausklang für Ernüchterung. Mit einem Minus von mehr als fünf Prozent rutschte die Deutsche-Bank-Aktie ans Dax-Ende. "Die Begründung, dass die Steuerreform schuld sein soll, kommt mir fadenscheinig vor", sagte ein Händler. "Das hat man schon länger absehen können."

Die ausführliche Jahresbilanz will das Geldhaus am 2. Februar präsentieren. Auch für andere Großbanken ist die Steuerreform in den USA zunächst ein Rückschlag: Zwar sinkt die Körperschaftssteuer auf 21 von bisher 35 Prozent. Doch viele Finanzinstitute hatten während der Finanzkrise milliardenschwere Verluste erlitten, die sie über Jahre geltend machen konnten und die die Steuerlast drückten. Mit dem künftig niedrigeren Steuersatz sinkt der Wert dieser Verlustvorträge nun. Auch Morgan Stanley warnte am Freitag vor einer Steuerbelastung von 1,25 Milliarden Dollar, ließ den Effekt auf das Jahresergebnis aber noch offen. Als erste US-Großbanken eröffnen am kommenden Freitag JP Morgan und Wells Fargo die Bilanzsaison, Morgan Stanley will die Zahlen am 18. Januar veröffentlichen.

Schwacher Handel, hohe Kosten

Bei der Deutschen Bank dürften die Steuereffekte das harte Kernkapital um rund 0,1 Prozent drücken, erklärte das Geldhaus. Die Steuerreform ist aber nicht der einzige Bremsklotz, wie die Frankfurter einräumen mussten. Die Erträge blieben im vierten Quartal unter Druck, die Kosten stiegen und das Privat- und Firmenkundengeschäft in Polen wurde mit Verlust verkauft. Deshalb werde im vierten Quartal auch vor Steuern ein Verlust stehen, erklärte die Bank. Wegen der geringen Schwankungen an den Finanzmärkten dürften die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Aktien sowie dem Finanzierungsgeschäft im Schlussquartal etwa 22 Prozent geringer ausfallen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zudem belasteten höhere Aufwendungen für die Restrukturierung, Abfindungen und Rechtsfälle das Quartalsergebnis mit etwa 0,5 Milliarden Euro.

Noch im Juli hatte Cryan der Wochenzeitung "Die Zeit" gesagt: "Ich erwarte nicht, dass wir in diesem Jahr einen Verlust machen. Nach neun Monaten stand bereits ein Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro zu Buche. Für das Gesamtjahr hatten Analysten zuletzt mit einem Gewinn von 1,3 Milliarden Euro im Schnitt gerechnet.

Bei der Dividendenzahlung für 2017 hatte sich die Bank bislang nicht festgelegt, wohl aber in Sachen Bonus: "Wir haben immer gesagt, dass wir für 2017 wieder zu unserem normalen System der variablen Vergütung zurückkehren wollen", sagte Cryan erst zum Jahreswechsel der "Börsen-Zeitung". Intern gab es zuletzt große Bedenken, dass andernfalls wichtige Mitarbeiter im Investmentbanking abwandern könnten, wie Insider berichteten.

Strategiedebatte droht

Durch einen erneuten Verlust steigt der Druck auf das Management der Deutschen Bank. Der Großinvestor der Deutschen Bank, die Fondsgesellschaft Union Investment, kritisierte das Geldhaus. "Die Führungsriege hat vielleicht noch zwei Quartale Zeit, um zu zeigen, dass sich die Dinge verbessern," sagte Fondsmanager Ingo Speich dem "Handelsblatt". Vor allem der Vergleich mit den US-Wettbewerbern sei wichtig für die Frage, ob es eine Strategiedebatte geben müsse. "Bis jetzt haben wir noch keine Anzeichen dafür, dass die Strategie der Deutschen Bank funktioniert und langfristig profitabel ist. Es wäre wichtig, dass wir in naher Zukunft zumindest eine Stabilisierung des Geschäftsmodells erkennen können." Wenn die Bank im Vergleich zu ihren Wettbewerbern zu deutlich abfallen sollte, dann müsste man erneut eine Debatte über die Strategie anstoßen.

(Reuters)

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