Niki-Insolvenz brachte Reiseveranstalter ins Schwitzen

APA/GEORG HOCHMUTH
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Österreichs größter Urlaubsanbieter TUI musste nach dem Zusammenbruch der Airline Niki rund 7000 Flüge umorganisieren.

Die Pleite der österreichischen Airline Niki, die zur ebenfalls insolventen Air Berlin gehört, hat nicht nur ein Bietergefecht ausgelöst, sondern auch die Reiseveranstalter gehörig in Stress versetzt. "Wir haben im Dezember 7.000 Flugplätze in kürzester Zeit umgebucht", berichtete die Chefin des größten österreichischen Reiseveranstalters TUI, Lisa Weddig, am Dienstag vor Journalisten in Wien.

Der endgültige Zusammenbruch der Niki erfolgte am 13. Dezember - "das war ein Mittwoch und am Samstag ist unser Hauptreisetag", sagte die TUI-Österreich-Geschäftsführerin. Der Reiseveranstalter habe mit den Austrian Airlines zwei Flieger ins System bekommen und binnen eineinhalb Wochen alle Flugplätze umorganisiert. "Das geht nur, wenn man vorbereitet ist und wenn man Kontakte und ein Netzwerk hat", betonte Weddig.

Auf das Szenario habe sich der Krisenstab der TUI, der in Österreich aus 20 Mitarbeitern besteht, bereits Wochen vorher vorbereitet. Das von dem Konzern angestrebte Joint Venture zwischen der TUIfly und Niki war ebenso geplatzt wie eine Übernahme durch die deutsche AUA-Mutter Lufthansa. Auf die Flugpreise bei den Reiseveranstaltern wirkte sich die Niki-Pleite zunächst nicht aus. "Als das 'Grounding' kam, waren die Verträge bereits verhandelt - spannend wird es für den Sommer 2019, da muss neu verhandelt werden", so die TUI-Chefin. Der Wegfall von Niki betrifft die Mittelstrecke, nicht die Urlaubsdestinationen in der Ferne.

Angesichts diverser Naturkatastrophen und Terroranschläge messen die Urlauber dem Thema Sicherheit mittlerweile noch mehr Bedeutung bei als in früheren Jahren. "Das Sicherheitsbedürfnis ist buchungsentscheidend", stellte Weddig fest. Die Pauschalreise, also das bei einem Reiseveranstalter gebuchte Urlaubspaket bestehend aus Flug, Hotel und Transfer, erlebe eine Renaissance. In den Jahren davor hatte ein Trend in Richtung Individualisierung geherrscht - Flüge und Unterkünfte buchten die Urlauber zunehmend selbst via Internet.

"Die Kunden haben gesehen, dass ihnen bei den Veranstaltern geholfen wird, wenn etwas passiert." Reiseveranstalter sind dazu verpflichtet, ihre Urlauber sicher an den gebuchten Ort bzw. von dort weg zu befördern.

Gute Buchungslage

Die Lust auf Urlaub ist trotz der zahlreichen unvorhersehbaren Vorfälle aber keinesfalls gesunken - die Österreicher buchen auch deutlich früher als in den vergangenen Jahren. "In Summe liegt die TUI bei den Sommerbuchungen bei plus 25 Prozent", verwies Weddig auf eine kräftige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Derzeit hat das Unternehmen bereits 20 Prozent der Buchungen für den Sommer 2018 unter Dach und Fach, Ende Jänner sind es dann bereits etwa 30 Prozent. Gegenüber 2017 rechnet die Touristikerin für den heuerigen Sommer dann letztlich mit einem Umsatzplus von 5 bis 10 Prozent.

Die Reisepreise seien - über alle Zielgebiete betrachtet - unverändert, mit einzelnen Abweichungen nach oben und unten. Urlaub in Griechenland etwa sei heuer bei der TUI um 4 Prozent teurer als im Vorjahr, die Türkei koste gleich viel und Ägypten sei um 2 Prozent billiger, auch eine Reise nach Jamaika kostet heuer weniger, sagte Weddig zur APA. Kuba wiederum wurde etwas teurer. In der näheren Umgebung am meisten gefragt sind bei den Österreichern die Sommerdestinationen Griechenland, Spanien, Türkei, Ägypten und Italien; in der Ferne führen bei den Buchungen die Malediven, USA und Thailand vor der Dominikanischen Republik und den Seychellen.

(APA)

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