Kika-Leiner-Mutter Steinhoff braucht kurzfristig 200 Millionen Euro

APA/HELMUT FOHRINGER
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Der Verkauf des Leiner-Flagshipstores in Wien reicht nicht: Der angeschlagene deutsch-südafrikanische Möbelhändler Steinhoff ist auf der Suche nach frischem Geld.

Der deutsch-südafrikanische Möbelhändler Steinhoff versucht Verhandlungskreisen zufolge, in den nächsten Tagen eine Liquiditätslücke von mehr als 200 Millionen Euro zu schließen. Darüber werde mit den neun Banken verhandelt, die schon jetzt die wichtigsten Kreditgeber von Steinhoff sind, aber auch mit Hedgefonds und anderen Finanzinvestoren, sagten zwei Teilnehmer der Gespräche. "Zurzeit geht es nur darum, zu verhindern, dass irgendeiner Steinhoff-Tochter das Geld ausgeht, die den ganzen Konzern in den Abgrund reißen könnte", sagte einer der Insider. Denn die Teile der mit 10,7 Milliarden Euro verschuldeten Gruppe seien finanziell stark miteinander verflochten.

Es gehe zunächst um die Liquidität für die nächsten drei Monate. Die Gespräche seien weit fortgeschritten. "Um die Bilanz neu aufzustellen, ist es noch viel zu früh. Das wird sich über Monate hinziehen." Insgesamt werden bei Steinhoff in diesem Jahr Kredite über rund zwei Milliarden Euro fällig. Das Unternehmen, die Banken und Berater wollten sich zu den Informationen nicht äußern oder waren zunächst nicht erreichbar.

Ein Teil des Liquiditätslochs, das Steinhoff zuletzt auf 550 Millionen Euro beziffert hatte, ist bereits geschlossen, wie zwei Insider sagten. In einem Notverkauf ging eine Immobilie der österreichischen Tochter Kika/Leiner in Wien für rund 50 Millionen Euro an den Investor Rene Benko. Insgesamt klafft dort ein Loch von 80 Millionen. Die britische Billigladen-Tochter Poundland besorgte sich rund 180 Millionen Euro vom Hedgefonds Davidson Kempner, auch der amerikanische Matratzen-Hersteller Mattress Firm konnte sich eine neue Finanzierung sichern.

XXXLutz bei Poco an Bord

Mehrere Steinhoff-Töchter sind auf eigene Faust mit eigenen Beratern auf der Suche nach frischem Geld. Das liege auch am Führungsvakuum im Konzern, der angesichts eines Bilanzskandals fast seine komplette Führungsriege ausgetauscht hat, sagte ein Insider. "Sie trauen dem Konzern einfach nicht mehr", sagte ein anderer. So versuche der französische Möbelhändler Conforama selbst rund 200 Millionen Euro aufzutreiben. Die deutsche Poco hatte betont, dass sie mit Steinhoff und der österreichischen XXXLutz zwei Eigentümer habe.

Angesichts der Zweifel an den Bilanzen der Europa-Tochter war der Kurs der Steinhoff-Aktie um 90 Prozent eingebrochen. Seitdem bangen auch die Banken um ihre Kredite. Zu den größten Gläubigern des Konzerns mit deutschen Wurzeln gehören die US-Banken JPMorgan, Citi und Bank of America, aber auch HSBC, die Commerzbank und UniCredit.

(Reuters)

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