"Presse"- exklusiv: Der Airline-Unternehmer Niki Lauda will mit 15 Airbussen. die er von der Lufthansa zurückleast, zum Sommerflugplan starten. Vertrieb und Ticketverkauf werden über Condor laufen. Der Name Niki ist Vergangenheit.
Er ist der Meister des Combacks: Das hat Niki Lauda schon als Formel-1-Rennfahrer bewiesen, als er nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring 1976 wieder ins Cockpit stieg. Und als er nach einer Rennpause, fadisiert vom "Im-Kreis-Fahren", doch wieder Rennen fuhr. Auch in seiner zweiten Karriere als Airline-Unternehmer hat Lauda Stehvermögen bewiesen: Nur wenige Jahre, nachdem er seine Lauda Air nach einem heftigen Schlagabtausch mit der AUA an die rot-weiß-rote National-Airline verkauft hatte, mischte er mit "Niki" wieder die heimische Luftfahrtbranche auf.
Jetzt hat er sich "Niki" aus der Insolvenz zurückgeholt - und hat viel vor: "Wir starten im März mit Laudamotion - so wird die Airline künftig heißen", sagt Lauda im Gespräch mit der "Presse". "Niki" ist also endgültig Vergangenheit? "Ja, mit der Insolvenz ist nicht nur die Firma Geschichte, sondern auch der Name." Lauda nützt seine Bedarfsfluglinie Laudamotion als neue Firmenbasis: Das erleichtert ihm den Neustart auch insofern, weil die Laudamotion schon über die Fluglizenz (AOC) verfügt. "Wir ersparen uns damit den langwierigen Genehmigungsprozess und brauchen nur die Adaptierung", sagt Lauda. Er rechnet damit, dass dies bald geschehen werde, zumal er Bundeskanzler Sebastian Kurz und Verkehrsminister Norbert Hofer über seine Bewerbung ständig auf dem Laufenden gehalten habe.
Condor als Partner
Parallel dazu wird nun mit den Partnern Thomas Cook und deren Flugtochter Condor, mit denen Lauda um "Niki" ins Rennen gegangen ist, das ganze Fluggeschäft mit Vertrieb und Ticketverkauf aufgesetzt. Gestartet wird der Flugbetrieb mit 15 Airbus A320: "Die habe ich mit schon von der Lufthansa gesichert." Die Maschinen werden geleast, dazu gebe es bereits eine Vereinbarung. Die neue Fluglinie Laudamotion werde in Wien registriert.
Was hat eigentlich den Ausschlag gegeben, dass er die schon als sichere Bank gesetzte IAG-Holding mit deren Billig-Tochter Vueling ausgebremst habe? "Wir waren Bestbieter. Aber es ging nicht nur um den Preis, wir konnten auch nachvollziehbar nachweisen, dass wir tatsächlich im März starten können." Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart - mehr als die 36,5 Millionen Euro, die die IAG geboten hatte, haben Lauda und seine Partner sicher geboten. Das bestätigen übrigens auch mit dem Verkaufsvorgang vertraute Insider. Laudas Angebot sei "rund" gewesen, und habe auch die geringsten Fallstricke und Unsicherheiten im Bezug auf das Insolvenzverfahren enthalten. Damit habe er gemeinsam Thomas Cook und Condor überzeugen können.
Was das Flugnetz betrifft, ist noch viel offen. Da die Laudamotion aber die Start- und Landerechte (Slots) von Niki aufgreifen kann, dürften Flugziele in Europa mit Schwerpunkt Urlaubsdestinationen im Vordergrund stehen.
Am 4. April 1979 gründet der damals noch zweifache Formel- 1-Weltmeister Niki Lauda die Lauda Air. Mit zuerst zwei und später drei Fokker F-27 nimmt sie den Flugbetrieb auf. Unter anderem auf der Strecke Klagenfurt-Hamburg, wie dieses Foto aus dem Jahr 1981 zeigt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
Da die Lauda Air es nicht schafft, ein profitables Streckennetz aufzubauen, wird der Flugverkehr Anfang 1983 wieder eingestellt. Lauda konzentriert sich stattdessen erneut auf die Formel 1 und wird ein Jahr später - 1984 - auch zum dritten Mal Weltmeister. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Zwei Jahre später, im Jahr 1985, erfolgt der zweite Anlauf. Mit mehreren Düsenjets, zuerst von BAC und später von Boeing, startet die Lauda Air zuerst mit dem Kurz- und Mittelstreckengeschäft, das allerdings schon bald um die Langstrecke erweitert wird. (c) imago/teutopress (imago stock&people)
1990 erhält die Lauda Air die weltweite Linienflugkonzession. Bis dahin für viele Österreicher unbekannte Ziele wie Bangkok werden zu gängigen Reisedestinationen. Der Werbespruch "Service is our success" prägt sich durch hartnäckiges Marketing bei fast jedem im Land ein. Für die größte Aufregung sorgen jedoch die Lauda-Uniformen: Jeans bei Stewardessen - das kannte man so bisher nicht. (c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
Am 26. Mai 1991 gibt es dann jedoch einen tragischen Rückschlag für das junge Unternehmen. Beim Lauda-Flug 004 von Hongkong über Bangkok nach Wien setzt bei der Boeing 767 über dem thailändischen Dschungel selbstständig die Schubumkehr ein. Die Maschine stürzt ab, alle 223 Insassen kommen ums Leben. Es ist bis dato die größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrt. APA
Aber auch wirtschaftlich läuft es nicht mehr so rund wie geplant. 1993 steigt die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Condor bei Lauda ein. 1997 startet dann auch die strategische Partnerschaft mit dem "Erzfeind" AUA. Die damals noch staatliche Fluglinie beteiligt sich mit 36 Prozent an der Lauda Air. Imago
Der Machtkampf zwischen Niki Lauda und AUA-Vorstand Mario Rehulka eskaliert immer stärker. Lauda verliert und tritt im Oktober 2000 als Vorstandsmitglied zurück. Auch Fliegen darf er nicht mehr. Ein Jahr später übernimmt die AUA auf Druck der Politik die Lauda Air komplett - samt eines riesigen Schuldenbergs. APA
Doch bereits 2002 kauft Lauda die insolvente Aero Lloyd Austria und startet 2003 erneut mit einer Fluglinie: der Billig-Fluggesellschaft FlyNiki - die später auf nur noch Niki umbenannt wird. EPA
Aber auch Niki bleibt nicht lange eigenständig. Bereits im Jahr 2004 steigt die deutsche Air Berlin mit 24 Prozent ein. Im Jahr 2010 erhöhen die Deutschen ihren Anteil bereits auf 49,9 Prozent. Hofmeister
Im Rahmen dieses Deals erhielt Lauda ein Darlehen in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Dieses konnte er in bar oder durch den Übertrag der restlichen Niki-Anteile begleichen. Er entscheidet sich für letzteres und geht 2011 auch bei der zweiten von ihm gegründeten Fluglinie von Bord. APA/BARBARA GINDL
Die Lauda Air wurde in der Zwischenzeit voll in die AUA integriert und ist nur mehr eine Marke der inzwischen selbst zur Lufthansa gehörenden Gesellschaft. Anfang 2013 wird auch die Marke aufgegeben und die Maschinen wechseln ins AUA-Design. Die Lauda Air ist Geschichte. Fabry
Trotz jahrelanger Millionenspritzen von der arabischen Etihad findet Air Berlin für ihre Tochter Niki kein tragfähiges Geschäftsmodell. Im August 2017 melden die Deutschen Insolvenz an, am 13. Dezember folgte die Niki-Pleite. Eigentlich sah alles danach aus, als ob die Fluglinie an die britisch-spanischen Gruppe IAG/Vueling geht, dann am 23. Jänner die überraschende Wende: Im dritten Anlauf kommt doch Gründer Niki Lauda zum Zug. APA/AFP/ALEX HALADA
Lauda, der Niki 2003 gründete und später an Air Berlin verkaufte, erhält im Jänner 2018 mit seiner Firma Laudamotion den Zuschlag für die österreichische Gesellschaft und bremste damit den spanisch-britischen Konzern IAG aus. Im Juli verkaufte er Laudamotion zu 75 Prozent an Ryanair, im Jänner gab er auch den Rest der Anteile ab. REUTERS
Vierzig Jahre Fliegen mit Lauda: Hochs, Tiefs und Pleiten
Niki Lauda finanziert den Kauf der Airline ganz aus seiner Stiftung – seine Partner Thomas Cook und Condor schaffen die Infrastruktur und füllen die Flugzeuge.
Der aktuelle Kollektivvertrag gilt nur für die Niki Luftfahrt, nicht aber für Laudamotion. Lauda versprach für die neuen Verträge keine Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Stand.
Niki-Käufer Niki Lauda schaut sich an, wie die Stimmung unter den rund 1.000 Mitarbeitern ist, nachdem er die von ihm gegründete Fluglinie aus der Insolvenz übernommen hat.
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