Aus Wettbewerbsgründen durfte die Air-Berlin-Tochter Niki im Dezember nicht an die Lufthansa verkauft werden - sie könnte nun aber doch noch für deren Billigflieger Eurowings an den Start gehen.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings und der neue Niki-Eigentümer Niki Lauda seien sich über die Vermietung zahlreicher Maschinen samt Crews einig, berichtete das deutsche "Manager Magazin" vorab. Es gehe um die Mehrheit der 15 von Lauda übernommenen Maschinen, die samt Crews im so genannten "Wet Lease" an die Eurowings vermietet werden könnten.
"Es gibt noch keine Entscheidung", erklärte hingegen der Eurowings-Sprecher. Lauda selbst sagte am Donnerstag: "Wir haben darüber diskutiert, aber es ist noch nichts passiert." Beide Seiten bestätigten erst Gespräche, Verträge lägen noch nicht vor. Eurowings sei grundsätzlich an weiteren Wachstumsmöglichkeiten interessiert, sagte ein Sprecher der Lufthansa-Tochter.
Eurowings musste ohnehin mit Niki Lauda über die Rückübertragung von Flugzeugen sprechen, die die Lufthansa bereits 2017 im Vorgriff auf die letztlich gescheiterte Übernahme der Niki übernommen hatte, heißt es. Allerdings sollen auch der Reiseveranstalter Thomas Cook und seine Flugtochter Condor Gespräche mit Lauda führen.
Am 4. April 1979 gründet der damals noch zweifache Formel- 1-Weltmeister Niki Lauda die Lauda Air. Mit zuerst zwei und später drei Fokker F-27 nimmt sie den Flugbetrieb auf. Unter anderem auf der Strecke Klagenfurt-Hamburg, wie dieses Foto aus dem Jahr 1981 zeigt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
Da die Lauda Air es nicht schafft, ein profitables Streckennetz aufzubauen, wird der Flugverkehr Anfang 1983 wieder eingestellt. Lauda konzentriert sich stattdessen erneut auf die Formel 1 und wird ein Jahr später - 1984 - auch zum dritten Mal Weltmeister. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Zwei Jahre später, im Jahr 1985, erfolgt der zweite Anlauf. Mit mehreren Düsenjets, zuerst von BAC und später von Boeing, startet die Lauda Air zuerst mit dem Kurz- und Mittelstreckengeschäft, das allerdings schon bald um die Langstrecke erweitert wird. (c) imago/teutopress (imago stock&people)
1990 erhält die Lauda Air die weltweite Linienflugkonzession. Bis dahin für viele Österreicher unbekannte Ziele wie Bangkok werden zu gängigen Reisedestinationen. Der Werbespruch "Service is our success" prägt sich durch hartnäckiges Marketing bei fast jedem im Land ein. Für die größte Aufregung sorgen jedoch die Lauda-Uniformen: Jeans bei Stewardessen - das kannte man so bisher nicht. (c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
Am 26. Mai 1991 gibt es dann jedoch einen tragischen Rückschlag für das junge Unternehmen. Beim Lauda-Flug 004 von Hongkong über Bangkok nach Wien setzt bei der Boeing 767 über dem thailändischen Dschungel selbstständig die Schubumkehr ein. Die Maschine stürzt ab, alle 223 Insassen kommen ums Leben. Es ist bis dato die größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrt. APA
Aber auch wirtschaftlich läuft es nicht mehr so rund wie geplant. 1993 steigt die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Condor bei Lauda ein. 1997 startet dann auch die strategische Partnerschaft mit dem "Erzfeind" AUA. Die damals noch staatliche Fluglinie beteiligt sich mit 36 Prozent an der Lauda Air. Imago
Der Machtkampf zwischen Niki Lauda und AUA-Vorstand Mario Rehulka eskaliert immer stärker. Lauda verliert und tritt im Oktober 2000 als Vorstandsmitglied zurück. Auch Fliegen darf er nicht mehr. Ein Jahr später übernimmt die AUA auf Druck der Politik die Lauda Air komplett - samt eines riesigen Schuldenbergs. APA
Doch bereits 2002 kauft Lauda die insolvente Aero Lloyd Austria und startet 2003 erneut mit einer Fluglinie: der Billig-Fluggesellschaft FlyNiki - die später auf nur noch Niki umbenannt wird. EPA
Aber auch Niki bleibt nicht lange eigenständig. Bereits im Jahr 2004 steigt die deutsche Air Berlin mit 24 Prozent ein. Im Jahr 2010 erhöhen die Deutschen ihren Anteil bereits auf 49,9 Prozent. Hofmeister
Im Rahmen dieses Deals erhielt Lauda ein Darlehen in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Dieses konnte er in bar oder durch den Übertrag der restlichen Niki-Anteile begleichen. Er entscheidet sich für letzteres und geht 2011 auch bei der zweiten von ihm gegründeten Fluglinie von Bord. APA/BARBARA GINDL
Die Lauda Air wurde in der Zwischenzeit voll in die AUA integriert und ist nur mehr eine Marke der inzwischen selbst zur Lufthansa gehörenden Gesellschaft. Anfang 2013 wird auch die Marke aufgegeben und die Maschinen wechseln ins AUA-Design. Die Lauda Air ist Geschichte. Fabry
Trotz jahrelanger Millionenspritzen von der arabischen Etihad findet Air Berlin für ihre Tochter Niki kein tragfähiges Geschäftsmodell. Im August 2017 melden die Deutschen Insolvenz an, am 13. Dezember folgte die Niki-Pleite. Eigentlich sah alles danach aus, als ob die Fluglinie an die britisch-spanischen Gruppe IAG/Vueling geht, dann am 23. Jänner die überraschende Wende: Im dritten Anlauf kommt doch Gründer Niki Lauda zum Zug. APA/AFP/ALEX HALADA
Lauda, der Niki 2003 gründete und später an Air Berlin verkaufte, erhält im Jänner 2018 mit seiner Firma Laudamotion den Zuschlag für die österreichische Gesellschaft und bremste damit den spanisch-britischen Konzern IAG aus. Im Juli verkaufte er Laudamotion zu 75 Prozent an Ryanair, im Jänner gab er auch den Rest der Anteile ab. REUTERS
Vierzig Jahre Fliegen mit Lauda: Hochs, Tiefs und Pleiten
Anschubhilfe von Condor?
Nicht nur das "Manager Magazin", auch andere deutsche Medien mutmaßen, dass eine deutsche Fluggesellschaft Anschubhilfe geben wird - das heißt, dass Lauda anstelle eines eigenen Vertriebs die Maschinen an andere Gesellschaften verleasen könnte. Das Branchenportal airliners.de schrieb am Donnerstag, dass Condor (Thomas Cook) möglicherweise ganze Maschinen von Lauda Motion im Wet-Lease unter Vertrag nehmen werde. Das wollte man bei Thomas Cook aber nicht bestätigen. "Wir sind in Gesprächen mit Lauda Motion und sobald etwas feststeht, werden wir darüber kommunizieren."
Die deutsche AUA-Mutter Lufthansa hatte ursprünglich von den Air-Berlin-Gläubigern den Zuschlag für den Ferienflieger Niki bekommen, doch der Plan scheiterte am Widerstand der EU-Kommission wegen Bedenken über zu starke Wettbewerbsbeschränkungen. Als nächstes scheiterte auch der britische Luftfahrtkonzern IAG (bzw. dessen Billigtochter Vueling) mit einem Kauf von Niki an einem Rechtsstreit um den Insolvenzort. Aus dem letztlich in Wien abgewickelten Verkaufsprozess ging überraschend der Airlinegründer Niki Lauda als siegreicher Bieter hervor.
Lauda will mit der Fluggesellschaft nun unter dem Namen Laudamotion im März durchstarten. Die Freischaltung der ersten Strecken wird demnächst erwartet.
Laut airliners.de sollen in den Buchungssystemen in den vergangenen Tagen bereits Flugplandaten für eine Reihe von Verbindungen geladen gewesen sein. Eine Buchungsfreigabe könnte noch in dieser Woche erfolgen. Von Laudamotion gab es heute auf APA-Anfrage keine Angaben dazu.
Die Ereignisse haben sich bei Niki am Mittwoch überschlagen: Nachdem die EU der Lufthansa die Genehmigung für die Übernahme von weiten Teilen der Air Berlin und der bis dahin nicht insolventen Niki verweigert hatte, zog die AUA-Mutter umgehend das Übernahmeangebot zurück. Das Ergebnis: Der Flugbetrieb wurde mit sofortiger Wirkung ab dem 14. Dezember eingestellt. Die letzte Maschine, ein Airbus A320, landete um 23:18 in Wien.
1000 Mitarbeiter verlieren durch die Niki-Pleite ihren Arbeitsplatz. Viele von ihnen fanden sich in Wien Schwechat ein um die letzte Maschine in Empfang zu nehmen. Damit wollte man Solidarität bekunden - immerhin scheint vorerst eine Ära zu Ende zu sein. Ein Niki-Pilot - er will nicht genannt werden - erzählt, wie es dazu kam.
Die Aktion entstand spontan - erst kurz zuvor hatten die Mitarbeiter von der Insolvenz erfahren. Viele von ihnen sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde.
Gemeinsam ging die "Niki Crew" durch den Securitybereich. Mit dabei waren auch AUA-Mitarbeiter, die früher bei Niki tätig waren. Ob oder wann die Mitarbeiter wieder an Bord gehen können, ist völlig unklar. Alle 28 Flugzeuge der Niki-Flotte müssen auf dem Boden bleiben. 10.000 Passagiere sitzen Schätzungen zufolge fest.
Der Flughafen Wien hat die Mitarbeiter kostenfrei mit Bussen auf das Flugfeld gebracht, auch die gesamte Security hat mitgespielt.
Als die Passagiere ausgestiegen sind, haben die Mitarbeiter geklatscht. Die Passagiere waren erleichtert - sie hatten befürchtet, nicht mehr heimzukommen.
Alle Mitarbeiter betraten noch einmal die Maschine. Dort sangen sie ein Lied - "und so haben wir uns von dem Flieger verabschiedet", berichtet der Pilot. Und weiter: "Es sind Tränen geflossen - es war schräg die Uniform noch einmal zu tragen."
Die "Niki Crew" hält zusammen. Wie es weitergeht, weiß niemand. Der "Niki Spirit" kam immer wieder zur Sprache - "stay united" wurde immer groß geschrieben. "Wir haben das gelebt und das hat man gestern auch gefühlt."
Bei Air Berlin will man einen alternativen Käufer finden. Bis dahin müssen die Mitarbeiter um ihre Jobs bangen. Kaufinteresse hat übrigens Niki Lauda, der mit der Thomas-Cook-Tochter Condor für Niki geboten hatte, allerdings Lufthansa und EasyJet unterlag. Am Donnerstag soll es eine Versammlung geben, wo die Mitarbeiter informiert werden.
Einen diesbezüglichen Zeitungsbericht bezeichnete Niki Lauda als falsch. Bisher gibt es noch kein Lauda-Flugangebot ab Wien. Eine Pressekonferenz am Freitag soll Aufklärung bringen.
Niki Lauda startet mit dem Partner Condor - mit der Thomas-Cook-Tochter hat er schon den Kauf der insolventen Niki gestemmt. Ab sofort können Flüge nach Spanien gebucht werden.
Der Chef der Wettbewerbsbehörde, Theo Thanner, begrüßt Niki Laudas Comeback. Angesichts der Konsolidierung in Europas Luftfahrt müsse das Kartellrecht überdacht werden.
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