Niki Lauda startet mit dem Partner Condor - mit der Thomas-Cook-Tochter hat er schon den Kauf der insolventen Niki gestemmt. Ab sofort können Flüge nach Spanien gebucht werden.
Noch gestern wurde spekuliert, ob Niki Lauda die Flugzeuge seiner neuen Fluglinie Laudamotion zum Teil an die Lufthansa-Tochter Eurowings verleasen könnte und so - quasi durch die Hintertür - Anschubhilfe von der Lufthansa bekommen könnte. Die AUA-Mutter erhielt ja für ihren Plan, die Air-Berlin-Tochter "Niki" zu übernehmen, keine EU-Zustimmung. Heute, Freitag, ist klar, dass der vorrangige Partner von Lauda die Thomas-Cook-Tochter Condor ist - so wie es Lauda immer angekündigt hatte. Mit Thomas Cook und Condor hatte Lauda schon für "Niki" geboten - und im Jänner auch den Zuschlag erhalten.
Ab sofort können über die Condor-Website und Reisebüros Flüge zu spanischen Zielen ab den Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Basel gebucht werden, gaben die beiden Gesellschaften bekannt. Neben der Vermarktung der Flüge will Condor auch ausgewählte operationelle Funktionen wie die Verkehrsleitstelle oder die Crewplanung als Dienstleister für die Österreicher übernehmen.
Am 4. April 1979 gründet der damals noch zweifache Formel- 1-Weltmeister Niki Lauda die Lauda Air. Mit zuerst zwei und später drei Fokker F-27 nimmt sie den Flugbetrieb auf. Unter anderem auf der Strecke Klagenfurt-Hamburg, wie dieses Foto aus dem Jahr 1981 zeigt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
Da die Lauda Air es nicht schafft, ein profitables Streckennetz aufzubauen, wird der Flugverkehr Anfang 1983 wieder eingestellt. Lauda konzentriert sich stattdessen erneut auf die Formel 1 und wird ein Jahr später - 1984 - auch zum dritten Mal Weltmeister. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Zwei Jahre später, im Jahr 1985, erfolgt der zweite Anlauf. Mit mehreren Düsenjets, zuerst von BAC und später von Boeing, startet die Lauda Air zuerst mit dem Kurz- und Mittelstreckengeschäft, das allerdings schon bald um die Langstrecke erweitert wird. (c) imago/teutopress (imago stock&people)
1990 erhält die Lauda Air die weltweite Linienflugkonzession. Bis dahin für viele Österreicher unbekannte Ziele wie Bangkok werden zu gängigen Reisedestinationen. Der Werbespruch "Service is our success" prägt sich durch hartnäckiges Marketing bei fast jedem im Land ein. Für die größte Aufregung sorgen jedoch die Lauda-Uniformen: Jeans bei Stewardessen - das kannte man so bisher nicht. (c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
Am 26. Mai 1991 gibt es dann jedoch einen tragischen Rückschlag für das junge Unternehmen. Beim Lauda-Flug 004 von Hongkong über Bangkok nach Wien setzt bei der Boeing 767 über dem thailändischen Dschungel selbstständig die Schubumkehr ein. Die Maschine stürzt ab, alle 223 Insassen kommen ums Leben. Es ist bis dato die größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrt. APA
Aber auch wirtschaftlich läuft es nicht mehr so rund wie geplant. 1993 steigt die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Condor bei Lauda ein. 1997 startet dann auch die strategische Partnerschaft mit dem "Erzfeind" AUA. Die damals noch staatliche Fluglinie beteiligt sich mit 36 Prozent an der Lauda Air. Imago
Der Machtkampf zwischen Niki Lauda und AUA-Vorstand Mario Rehulka eskaliert immer stärker. Lauda verliert und tritt im Oktober 2000 als Vorstandsmitglied zurück. Auch Fliegen darf er nicht mehr. Ein Jahr später übernimmt die AUA auf Druck der Politik die Lauda Air komplett - samt eines riesigen Schuldenbergs. APA
Doch bereits 2002 kauft Lauda die insolvente Aero Lloyd Austria und startet 2003 erneut mit einer Fluglinie: der Billig-Fluggesellschaft FlyNiki - die später auf nur noch Niki umbenannt wird. EPA
Aber auch Niki bleibt nicht lange eigenständig. Bereits im Jahr 2004 steigt die deutsche Air Berlin mit 24 Prozent ein. Im Jahr 2010 erhöhen die Deutschen ihren Anteil bereits auf 49,9 Prozent. Hofmeister
Im Rahmen dieses Deals erhielt Lauda ein Darlehen in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Dieses konnte er in bar oder durch den Übertrag der restlichen Niki-Anteile begleichen. Er entscheidet sich für letzteres und geht 2011 auch bei der zweiten von ihm gegründeten Fluglinie von Bord. APA/BARBARA GINDL
Die Lauda Air wurde in der Zwischenzeit voll in die AUA integriert und ist nur mehr eine Marke der inzwischen selbst zur Lufthansa gehörenden Gesellschaft. Anfang 2013 wird auch die Marke aufgegeben und die Maschinen wechseln ins AUA-Design. Die Lauda Air ist Geschichte. Fabry
Trotz jahrelanger Millionenspritzen von der arabischen Etihad findet Air Berlin für ihre Tochter Niki kein tragfähiges Geschäftsmodell. Im August 2017 melden die Deutschen Insolvenz an, am 13. Dezember folgte die Niki-Pleite. Eigentlich sah alles danach aus, als ob die Fluglinie an die britisch-spanischen Gruppe IAG/Vueling geht, dann am 23. Jänner die überraschende Wende: Im dritten Anlauf kommt doch Gründer Niki Lauda zum Zug. APA/AFP/ALEX HALADA
Lauda, der Niki 2003 gründete und später an Air Berlin verkaufte, erhält im Jänner 2018 mit seiner Firma Laudamotion den Zuschlag für die österreichische Gesellschaft und bremste damit den spanisch-britischen Konzern IAG aus. Im Juli verkaufte er Laudamotion zu 75 Prozent an Ryanair, im Jänner gab er auch den Rest der Anteile ab. REUTERS
Vierzig Jahre Fliegen mit Lauda: Hochs, Tiefs und Pleiten
56 Flüge pro Woche
Die Airline wird ab dem 25. März Flüge zu Ferienzielen mit der eigenen Flugnummer-Kennung OE anbieten und dem Vernehmen nach auch über eine eigene Website Tickets dafür verkaufen. Über Condor stehen zunächst 56 wöchentliche Verbindungen im Angebot, die auch mit Condor-Flügen kombiniert werden können. "Ich setze große Erwartungen in die Kooperation mit Condor", teilte Firmenchef Niki Lauda mit.
Dennoch verhandelt Lauda mit der Lufthansa-Tochter Eurowings über die Vermietung einiger der vorerst insgesamt 15 Jets samt Crews von Laudamotion. Die Condor wiederum will ihr eigenes Angebot mit Flugrechten aus der Insolvenzmasse der ehemaligen Niki-Mutter Air Berlin zum Sommer erweitern. Dafür hat der britische Condor-Mutterkonzern Thomas Cook den Flugbetrieb Air Berlin Aeronautics übernommen.
Wettbewerbshüter entscheiden nächste Woche
Wie die "Presse" erfuhr, wie die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Übernahme von "Niki" nächste Woche genehmigen. Lauda hatte den Zusammenschluss-Antrag am 30. Jänner gestellt. Bis Ende dieser Woche läuft die Einspruchsfrist, die jeder Unternehmer in Anspruch nehmen kann, dessen rechtliche oder wirtschaftliche Interessen durch die Übernahme berührt werden.
Einen diesbezüglichen Zeitungsbericht bezeichnete Niki Lauda als falsch. Bisher gibt es noch kein Lauda-Flugangebot ab Wien. Eine Pressekonferenz am Freitag soll Aufklärung bringen.
Aus Wettbewerbsgründen durfte die Air-Berlin-Tochter Niki im Dezember nicht an die Lufthansa verkauft werden - sie könnte nun aber doch noch für deren Billigflieger Eurowings an den Start gehen.
Der Chef der Wettbewerbsbehörde, Theo Thanner, begrüßt Niki Laudas Comeback. Angesichts der Konsolidierung in Europas Luftfahrt müsse das Kartellrecht überdacht werden.
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