Post wird wieder Filialen eröffnen

„Wir sind mit mehreren im Gespräch“, sagt Post-Chef Pölzl über die Suche nach einem neuen Partner.
„Wir sind mit mehreren im Gespräch“, sagt Post-Chef Pölzl über die Suche nach einem neuen Partner.(c) APA/HANS PUNZ
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Nach der Trennung von der Bawag braucht die Post vor allem in Wien wieder mehr selbst betriebene Dependancen. Im Vorjahr erzielte das Unternehmen ein Rekordergebnis.

Wien. Jahrelang war bei der Post eine Reduktion des Filialnetzes Kern der Restrukturierungsstrategie. Statt einer selbst betriebenen Filiale übernehmen in vielen Orten Österreichs inzwischen Post-Partner die Aufgaben des Unternehmens. Nun kommt es jedoch wieder zu einer Filialoffensive. Grund dafür ist jedoch nicht, dass sich die Strategie geändert hat, sondern die Scheidung vom bisherigen Finanzdienstleistungspartner Bawag, wie Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag anlässlich der Bilanzpräsentation für 2017 sagte.

„Wir werden wieder neue Filialen eröffnen – vor allem in Wien“, so Pölzl. Derzeit betreiben Post und Bawag zusammen rund 450 Dependancen, zusätzlich zu weiteren 1350 Post-Partnern. 74 dieser Geschäftsstellen sind jedoch ehemalige Bawag-Filialen, die von der Bank nach der Trennung per Ende 2019 auch als reine Bankfilialen weiterbetrieben werden. Das reißt sozusagen ein Loch in das derzeitige Netz der Post, das durch neu eröffnete eigene Filialen wieder geschlossen werden soll, so Pölzl.

Entscheidung über Partner

Wie berichtet, hat die Post zuletzt auch zugestimmt, den Vertrag mit der Bawag um ein Jahr früher zu beenden als ursprünglich vorgesehen. Das bedeutet aber nicht, dass es bereits einen neuen Partner gibt. Man sei mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die „allesamt ein ernsthaftes Interesse haben“, so Pölzl. Die potenziellen neuen Partner seien dabei „total unterschiedlich“ und würden sowohl aus dem In- und Ausland stammen. Um wen es sich dabei handelt, will der Post-Chef mit Verweis auf Vertraulichkeit nicht sagen. In der Vergangenheit wurde bereits bekannt, dass es Verhandlungen mit der deutschen Commerzbank gab. Am Donnerstag berichtete der „Kurier“, dass auch die heimische Volksbank gute Chancen haben soll.

Gefallen ist die Entscheidung laut Pölzl aber noch nicht. Klar sei lediglich, dass der neue Partner eine Banklizenz haben müsse. Warum man aufgrund dieser Unsicherheit dem Ansinnen der Bawag zugestimmt hat, den Vertrag um ein Jahr zu verkürzen, beantwortet Pölzl so: „Wenn die Trennung besiegelt ist, dann ist es für alle Beteiligten besser, man macht das in einem überschaubaren Zeitraum.“ Zudem sei das Ganze für die Post auch nicht wirklich überraschend gekommen. „Die Bawag hat schon während des noch aufrechten Vertragsverhältnisses angefangen, Kunden an eigene Filialen und eigene Betreuer umzuleiten“, so der Post-Chef. Es sei schlussendlich wichtig gewesen, dass es nicht zu einem Rosenkrieg kommt. Und das sei auch gelungen.

Auf den Mitarbeiterstand soll die Trennung keinen Einfluss haben. So sollen alle Mitarbeiter, die derzeit mit Finanzdienstleistungen beschäftigt sind, entweder vom neuen Partner übernommen oder künftig in anderen Bereichen eingesetzt werden. In Summe beschäftigt die Post derzeit 17.000 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente). Und diese Zahl soll in den kommenden Jahren auch weitgehend stabil bleiben. „Die Jahre der Restrukturierung sind fast vorbei“, sagt Pölzl.

Laufende Anpassungen werde es aber natürlich weiterhin geben. Nicht zuletzt, weil sich das Geschäft der Post nach wie vor ändert. So ging auch im Jahr 2017 das Briefgeschäft erneut zurück (minus 2,1 Prozent auf 1,45 Mrd. Euro), während der Paketanteil erneut kräftig gewachsen ist (plus 17,7 Prozent auf 495,6 Mio. Euro). Unter dem Strich konnte die Post einen Umsatz von 1,94 Mrd. Euro erzielen, der aufgrund des Verkaufs der deutschen Logistiktochter Trans-o-flex unter dem Jahr zuvor liegt. Das Ergebnis ist mit einem Gewinn von 207,8 Mio. Euro jedoch „das Beste, das die Post je geschafft hat“. Sowohl Aktionäre als auch Mitarbeiter sollen daran teilhaben: Ersteren wird die Dividende um 2,5 Prozent auf 2,05 Euro je Aktie, Letzteren der Bonus um 2,6 Prozent auf 875 Euro je Kopf erhöht.

Mehr Selbstbedienung

Um mit dem stetig wachsenden Paketvolumen auch Schritt halten zu können, will die Post bis 2021 auch 500 Mio. Euro investieren. Vor allem der Aus- beziehungsweise Neubau der Paketverteilzentren in Hagenbrunn bei Wien und Kalsdorf bei Graz stehen dabei ganz oben. Auch die Zahl der Selbstbedienungseinrichtungen wie Abholstationen (derzeit 308), Empfangsboxen (24.000) und Versandboxen (376) soll in diesem Zeitraum verdoppelt werden. (jaz)

AUF EINEN BLICK

Die Post hat im Jahr 2017 mit einem Gewinn von 207,8 Mio. Euro ein neues Rekordergebnis erzielt. Der Umsatz lag aufgrund der Trennung von der deutschen Logistiktochter Trans-o-flex mit 1,94 Mrd. unter dem Wert des Vorjahres (um Trans-o-flex bereinigt gab es jedoch ein Plus von 2,3 Prozent). Der Anteil des Briefgeschäfts war erneut rückläufig, dennoch erzielt die Post nach wie vor drei Viertel ihres Umsatzes mit Briefen und Werbepost.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)

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