Weißer Rauch bei Kika/Leiner: Der Verkauf an Benko ist fix

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René Benko ist seit dem späten Donnerstagabend Eigentümer von Kika/Leiner. Die Hängepartie hat ein Ende.

Am späten Donnerstagabend stieg in London weißer Rauch auf. Endlich hatten sich alle Vertragsparteien geeinigt und unterschrieben: Kika/Leiner hat offiziell einen neuen Eigentümer. Die Tochter der südafrikanischen Möbelkette Steinhoff geht an René Benko. Das erfuhr "Die Presse" aus Verhandlerkreisen, Freitagfrüh kam dann auch die offizielle Bestätigung.

Das operative Geschäft wird zu einem symbolischen Euro an Benko übertragen. Seine Signa-Gruppe verpflichtet sich aber zusätzlich, einen dreistelligen Millionenbetrag einzuschießen, der das Überleben des Möbelhändlers für die kommenden eineinhalb Jahre absichern soll. Davon werden 30 Mio. Euro sofort fließen.

Die Möbelkette verfügt auch demnächst wieder über eine Warenkreditversicherung. Die Verträge mit dem Warenkreditversicherer würden heute unterzeichnet und alle Lieferanten noch am Abend per Brief informiert, sagte Kika/Leiner-Chef Gunnar George am Freitagvormittag. Den Namen des Warenkreditversicherers wollte George auf Nachfrage nicht nennen.

"Sanierungsbedarf steht außer Frage"

"Dass es einen Sanierungsbedarf gibt, steht außer Frage - nur weil der Eigentümer wechselt, ändert sich daran nichts", sagt Anwalt Markus Fellner, der die Verkäuferin Steinhoff in Europa vertritt. Sobald die Wettbewerbshüter in Österreich, Tschechien und der Slowakei ihr Ok zum Verkauf gegeben haben - was spätestens mit 30. September geschehen muss-, sollen Details zum Sanierungsplan bekannt gegeben werden. Steinhoff-CEO Danie van der Merwe ließ in einer Stellungnahme wissen, dass sowohl Kika wie Leiner Verluste machen und "signifikante" Investitionen der selbst angeschlagenen Steinhoff-Gruppe benötigt hätten, um den Turnaround zu schaffen.

Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl machte sich im Gespräch mit der "Presse" keine Illusionen – es dürften unter der neuen Führung noch Einschnitte auf das Personal zukommen, sagte er. So wie bisher - mit riesengroßen Flächen und zwei verschwommenen Marken - werde es jedenfalls nicht weitergehen.

Miete oder Kauf?

Für die 46 Kika/Leiner-Immobilien in Österreich und 22 weitere in Osteuropa einigte man sich am Ende auf einen Kaufpreis von 490 Mio. Euro. Ursprünglich hatte Benko 450 Mio. Euro geboten, dem Angebot war aber ein zähes, tagenlanges Ringen mit den Gläubigern gefolgt. Bis 15. August könnte Signa laut offizieller Aussendung noch vom Immobilienkauf zurücktreten, sollten wirklich hohe Risken in den Immobilien schlummern, die die Armee an Wirtschaftsprüfern in den vergangenen zwei Wochen nicht gefunden hat. "In dem Fall würde Benko in langfristige Mietverträge für acht bis zehn Jahre einsteigen", sagt Fellner. Aber das ändere nichts mehr am Verkauf von Kika/Leiner. "Der ist fix."

Als der Tiroler Immobilieninvestor Benko vergangene Woche - ebenfalls am späten Donnerstagabend – bekannt gab, dass er die vom Bilanzskandal um Steinhoff mitgerissene und wirtschaftlich angeschlagene Möbelkette für 450 Millionen Euro kauft und damit haarscharf vor der Insolvenz bewahrt, hatte er sich die folgenden Formalitäten wohl einfacher vorgestellt. Das gleiche dürfte für Steinhoff gegolten haben: Die Verkäuferin hielt in ihrer Ad-hoc-Meldung bereits fest, dass der Deal bis Dienstag geprüft und durch sein soll. Den Termin verfehlte man deutlich.

Reine Formsache?

Die Unterschrift schien eine reine Formalität. Schließlich hatte man sich bereits über den Vertragsinhalt geeinigt: Der Kaufpreis von 450 Mio. Euro (für die 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa) und einem symbolischen Euro (für das operative Geschäft der Möbelkette) stand fest. Ebenso, dass Benko in puncto Immobilien noch vom Vertrag zurücktreten oder den Preis nachverhandeln könnte, sollten sich unliebsame Überraschungen in den Grundbüchern auftun. Und dass er der Kette, die mit Liquiditätsproblemen kämpft, rasch nach Unterzeichnung eine finanzielle Soforthilfe zukommen lässt.

Doch es kam anders. Es wurde nichts mit Dienstag, auch nichts mit Mittwoch. Auch wenn von Verhandlern immer wieder betont wurde: „Es läuft alles nach Plan.“ Hinter den Kulissen sollen internationale Hedgefonds, die nach dem Steinhoff-Skandal den Großteil der Außenstände des Konzerns von knapp 10 Mrd. Euro übernommen hatten, vom Verkauf an Benko nicht begeistert gewesen sein. Sie sollen gedacht haben, dass ihnen eine insolvente Kette mehr bringen könnte – und sahen ihre Sicherheiten davonschwimmen.

Erleichterung - und offene Fragen

Zuletzt sollen dann aber doch alle zufrieden gewesen sein. Am Donnerstag sei es lediglich um ein finales Abnicken durch die Gläubiger gegangen, hört man. Sprecher von Steinhoff oder Signa wollten sich nicht dazu äußern - dafür war der Termin zu oft verschoben worden. Jetzt dürfte man in den Chefetagen von Signa, Kika/Leiner und Steinhoff erleichtert sein, dass die langwierige Formalität gut über die Bühne ging. Erleichtert dürften auch die gut 5000 österreichischen Kika/Leiner-Mitarbeiter sein. Wobei es für sie nach dem besiegelten Kauf erst spannend wird.

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