Nicht nur Pepsi will gesünder werden

Der US-Getränkekonzern PepsiCo verkauft schon lang nicht mehr ausschließlich Cola.
Der US-Getränkekonzern PepsiCo verkauft schon lang nicht mehr ausschließlich Cola. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL
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Der US-Getränkekonzern PepsiCo will und muss sein Image als Hersteller zuckerhaltiger Limonaden abschütteln. Der Kauf von Sodastream passt da gut ins Programm.

Wien. Sie beinhalten unglaublich viel Zucker und sind alles andere als gesund: Limonaden, die sich in Gestalt von Getränken wie Pepsi, Seven Up oder Mountain Dew den Weg in den Supermarkt bahnen. Da aber immer mehr Verbraucher wissen, dass sie diese und andere Softdrinks nur in Maßen konsumieren sollten, müssen sich Hersteller wie Pepsi und Coca-Cola etwas anderes einfallen lassen. Der Gesundheitstrend stellt ihr Geschäftsmodell infrage.

Und so passt es gut ins Bild, dass der US-Getränkekonzern PepsiCo am gestrigen Montag bekannt gegeben hat, Sodastream, den israelischen Hersteller von Sprudelwasser, für 3,2 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Die Führungsspitzen beider Unternehmen haben dem Deal bereits zugestimmt, Aktionäre und Kartellbehörden müssen noch grünes Licht geben.

Sodastream ist längst kein Geheimtipp mehr, das Produkt hat den Einzug in zahlreiche Haushalte (ähnlich wie Nespresso-Maschinen) geschafft. Auch weil das Gerät das Tragen schwerer Mineralwasserflaschen überflüssig macht und hilft, Plastikmüll zu reduzieren.

Hummus von Pepsi

Bei dem System wird eine vom Hersteller zur Verfügung gestellte Flasche mit Leitungswasser befüllt und in ein Gerät gesteckt, dass es mit Kohlensäure versetzt. Das Wasser kann dabei um diverse Aromen, wie etwa Orange oder Cola, angereichert werden. Schon in der Vergangenheit hat eine Partnerschaft zwischen Pepsi und Sodastream bestanden.

Sodastream war zuletzt durchaus erfolgreich, die jüngsten Geschäftszahlen können sich sehen lassen: Im zweiten Quartal konnte das Unternehmen seinen Umsatz um rund 31 Prozent auf 171,5 Mio. Dollar, seinen Gewinn um rund 82 Prozent auf knapp 32 Mio. Dollar steigern.

Das will sich freilich auch Pepsi nicht entgehen lassen. In der Chefetage des US-Getränkeriesen hat man längst erkannt, dass kalorienarme Alternativen nachgefragt werden. Und so arbeitet PepsiCo seit Jahren daran, sein Portfolio umzugestalten.

Getränke wie das gleichnamige Pepsi-Cola, die bei dem Unternehmen unter dem Titel „Fun for You“ laufen, wurden immer stärker zurückgedrängt und machen heute nur noch 50 Prozent des Konzernumsatzes aus. 2006 waren es immerhin noch über 60 Prozent.

Wichtiger wurde hingegen die „Better for You“- und „Good for You“-Sparte, zu der etwa die Wassermarke Aquafina, Cerealien von Quaker oder Gazpacho von Alvalle zählen. Über ein Joint Venture ist Pepsi sogar in den Verkauf von Hummus eingestiegen.

Auch Coca-Cola denkt um

Zu dem Wandel hat freilich auch Konzernchefin Indra Nooyi beigetragen, die erst in diesem Monat bekannt gegeben hat, Pepsi nach zwölf Jahren an der Spitze verlassen zu wollen. Den Kauf von Sodastream kann man praktisch als ihr Abschiedsgeschenk bezeichnen.

Auch der nach Börsenwert größere US-Rivale Coca-Cola versucht, seinen Umsatz auf breitere Beine zu stellen – und sich ein gesünderes Image zu verpassen. Dass der Konzern vor einigen Jahren damit begonnen hat, ein eigenes Cola-Produkt mit einem Extrakt der Stevia-Pflanze zu süßen (in Australien und Großbritannien wurde es mangels Absatz vom Markt genommen), war aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Schon 2009 erwarb man erste Anteile an dem Smoothie- und Fruchtsafthersteller Innocent, der inzwischen auch das Trendgetränk Kokosnusswasser vertreibt. Freilich hat Cola auch Flaschenwasser im Programm. Dazu zählt Dasani genauso wie die österreichische Römerquelle (seit 2003) die neben klassischem Mineralwasser auch aromatisiertes Sprudelwasser vertreibt.

Weltweit hat Coca-Cola zudem damit begonnen, sein Stammprodukt in kleineren Packungen (250 Milliliter oder darunter) anzubieten. Als handliche und praktische Cola-Dose für unterwegs wird dies angepriesen. Die Adaptierung der Größe hat auch noch einen anderen Hintergrund: „Der eigene Kalorienkonsum lasse sich auf diese Weise noch besser kontrollieren“, wird vom Hersteller argumentiert.

Ausufernder Zuckerkonsum wird als Mitgrund für Fettleibigkeit gesehen. Großbritannien hat erst kürzlich eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt. Eine Reihe von Herstellern hat daher den Zuckergehalt seiner Produkte in dem Land reduziert.

Auf einen Blick

Der US-Getränkeriese Pepsi will den israelischen Hersteller von Sprudelwasser, Sodastream, für 3,2 Mrd. Dollar übernehmen. Immer öfter lassen Verbraucher aus gesundheitlichen Gründen zuckerhaltige Limonaden im Regal stehen. Diese Entwicklung hat das Unternehmen längst erkannt und versucht seit Jahren, sein Portfolio umzubauen. Auch US-Rivale Coca-Cola setzt schon längst nicht mehr nur auf den Verkauf seiner braunen Brause.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2018)

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