Applaus für Semperit

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Der radikale Umbau des Gummikonzerns findet bei den Aktionären großen Anklang, obwohl die Sanierung viel Geld kostet.

Wien. Er macht es offenbar richtig: Martin Füllenbach ist im Vorjahr angetreten, den Gummikonzern Semperit, dessen Marke zwar sehr bekannt ist, dem es jedoch deutlich an Profitabilität fehlt, komplett neu auszurichten – und zu sanieren. Dabei gebe es kein Tabu, auch Werksschließungen seien drin, betonte er mehrfach.

Und der Umbau geht voran: Am Donnerstag gab Semperit bekannt, nach der Schließung von zwei Werken in Frankreich und China laufe die Schließung bzw. der Verkauf von zwei weiteren Standorten in Deutschland und Italien. Und die Aktionäre, die in den vergangenen drei Jahren einen Kursverlust von 58 Prozent hinnehmen mussten, jubelten: Das Papier legte allein bis zu Mittag gut zehn Prozent zu.

Vorerst kostet der Konzernumbau, der noch bis 2020 Priorität hat, viel Geld: Der größte Brocken fiel in der Sparte Sempermed (Untersuchungshandschuhe) an, in der eine Wertminderung im Volumen von 55,2 Mio. Euro anfiel. Die Schließung in China, wo die Produktion im Werk in Shandong an der chinesischen Ostküste bereits gestoppt worden ist, kostete 3,9 Mio. Euro.

Dementsprechend sackte das Betriebsergebnis (Ebit) von 54,7 auf minus 49,8 Mio. Euro ab. Der Halbjahresverlust nach Steuern lag bei 67,4 Mio. Euro (nach einem Gewinn von 21,2 Mio. Euro). Der Umsatz lag mit 448,5 Mio. Euro um 2,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Rechnet man allerdings die Belastungen heraus, hat sich das Ebit mit 13,2 Mio. Euro mehr als verdoppelt.

Während das Geschäft im Sektor Industrie (Schläuche, Handläufe und Formteile) gut lief und der Umsatz um vier Prozent wuchs, war die Medizinsparte auch durch hohen Preisdruck und eine Knappheit bei Syntheselatex belastet. Der Umsatz ging um 13,4 Prozent zurück.

Trotz der Fortschritte müssen sich die Aktionäre auch weiterhin warm anziehen: „Die Sparte Medizintechnik bleibt unsere anspruchsvollste Herausforderung“, hieß es. Das laufende Jahr sei ein „Übergangsjahr“. Auch in den kommenden Quartalen werden „weitere erhebliche Einmalbelastungen“ nicht ausgeschlossen. Aus diesem Grund verzichtet Füllenbach auch auf einen konkreten Ausblick.

Keine Dividende

Verständlich ist, dass angesichts der Situation schon die Dividende für 2017 ausgesetzt worden ist. Noch gibt es keine Aussage, aber man kann davon ausgehen, dass es auch für 2018 keine Ausschüttung geben wird. Zumal auch das Jahresergebnis negativ ausfallen dürfte.

Parallel zur Restrukturierung dreht Füllenbach an der Rentabilitätsschraube: Nach 2020 soll der Konzern eine Ebitda-Marge von zehn Prozent erzielen. Im Halbjahr lag die bereinigte Marge bei 7,3 Prozent.

Mit dem Rückenwind der global guten Konjunktur konzentriere man sich auf das Wachstum im Bereich Industrie. Da sollen die Kapazitäten weiter ausgebaut werden, wofür insgesamt rund 80 Mio. Euro investiert werden. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2018)

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